DTM-Stars verteidigen Formel E: «Ein anderes Konzept»
Edo Mortara und Maro Engel (re.)
Maro Engel ist schon oft mit der Frage konfrontiert worden, was denn nun besser sei: Die traditionellen Motorsport-Serien wie die DTM? Oder dann doch die Formel E, dieses Start-up-Ding, bei dem plötzlich alle mitmachen wollen? Ist das die Zukunft? Diese Frage spaltet die Motorsport-Welt. Erst kürzlich stellte Sebastian Vettel klar, dass die Formel E eben nicht die Zukunft sei.
Engel musste sich nur kurz umschauen, und schon hatte er das erste große Plus der Formel E im Blick. Ja, es ist etwas anderes, wenn man sich mit Fahrern inmitten der vielen Wolkenkratzer von Hongkong unterhält. Am Hafen einer pulsierenden Metropole. Engel sagt dann auch: «Die Möglichkeit, in den Metropolen der Welt zu fahren, hat fast nur die Formel E. Das ist ein ganz großer Reiz: Die Serie kommt zu den Zuschauern und nicht andersherum.»
Sein Chef, DTM-Boss Gerhard Berger, hatte in den vergangenen Monaten öfter mal betont, dass die Formel E kein Motorsport sei. Eine Aussage, die viele Puristen teilen.
Engel hat eine klare Meinung dazu: «Die Formel E ist auf jeden Fall Motorsport, aber ein Konzept, das ihn anders angeht. Die Formel E hat mehr Eventcharakter. Sie macht nicht alles richtig, sie hat den Geist der Zeit aber sehr gut getroffen. Der Erfolg gibt ihr Recht.» Sie könne vor allem sehr gut co-existieren neben den traditionellen Motorsport-Serien, meint der Deutsche, der seine zweite Saison in der Elektrorennserie absolviert. «Der Sound ist anders, aber deswegen kommen die Leute auch nicht. Es kommt ein neues Publikum, es ist eine neue Zielgruppe. Die Puristen werden nicht unbedingt Fans, das ist aber auch verständlich.»
Auch sein DTM- und Formel E-Teamkollege Edoardo Mortara sagt: «Es ist Motorsport. Es sind viele gute Fahrer und sehr professionelle Teams dabei. Ich glaube, dass es eine der wichtigsten Meisterschaften im Motorsport ist.» So sieht es auch Engel: «Das Level ist sehr hoch, die Autos sind alles andere als einfach zu fahren. Auch das Format ist eine große Herausforderung für den Fahrer. Man ist unglaublich beschäftigt am Lenkrad. Du fährst am Limit, musst aber die Energie im Blick behalten.»
Mortara muss sich als Rookie an die vielen neuen Dinge erst gewöhnen. «Wir haben nicht viel Zeit. Als Rookie ist es nicht einfach. Klar bin ich mit 30 Jahren ein erfahrener Fahrer, aber man muss in dieser Serie ganz viel lernen. Es ist nicht wie in anderen Serien. Speziell im Rennen. Man muss sich sehr intensiv um das Motormanagement kümmern. Die Rookies haben im Rennen häufig ein paar Schwierigkeiten mehr. Da verändert sich durch das Rekuperieren die Bremsleistung an der Hinterachse ständig. Da muss man die Bremsbalance von Runde zu Runde anpassen», erzählt er.
Der Italo-Schweizer bekam es aber besonders gut hin: Im ersten Rennen in Hongkong fuhr er in die Punkte, im zweiten Lauf schmiss er einen sicher geglaubten Sieg durch Leichtsinn noch weg, am Ende wurde er nach der Disqualifikation von Sieger Daniel Abt Zweier. Eine starke Ausbeute für einen Neuling.
Bei aller Lobhudelei für die Formel E, auch in der vierten Saison gibt es noch Dinge, die besser gemacht werden können. Denn in Sachen Fans beziehungsweise Publikum hat die Serie noch Nachholbedarf. «Die besonderen Elemente muss man dem Zuschauer noch näherbringen, worin der Reiz und die Schwierigkeit liegen», fordert Engel.