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DTM-Desaster: Audi schreibt die Titel jetzt schon ab

Von Andreas Reiners
René Rast

René Rast

Desaster. Krise. Durststrecke. Es gibt viele Begriffe, die Situation von Audi in der DTM zu umschreiben. Alles davon passt. Beim siebten Saisonrennen auf dem Norisring fuhr Audi hinterher, holte keinen Punkt.

Jamie Green war als Elfter mit 23 Sekunden Rückstand auf Sieger Edoardo Mortara (Mercedes) Elfter. Bitter. Sehr bitter für den Hersteller, der 2017 alle drei Titel holte.

Die Zahlen: Mike Rockenfeller ist mit 34 Punkten Gesamtneunter und zugleich bester Audi-Fahrer. Tabellenführer Gary Paffett (Mercedes) hat 97 Zähler. In der Herstellerwertung führt Mercedes (362) deutlich vor BMW (275) und noch deutlicher vor Audi, die erst 112 Zähler gesammelt haben. Auch in der Teamwertung sind die Audi-Mannschaften weit abgeschlagen.

Das Problem: Das Problem der Ingolstädter ist kein temporäres. Oder anders gesagt: Es wird sich in dieser Saison nicht viel daran ändern. Denn Audi hat bis zu einer halben Sekunde Rückstand auf die Konkurrenz von BMW und Mercedes. Und durch das eingefrorene Reglement keine Möglichkeiten, diesen Rückstand aufzuholen. Vor allem die Vereinheitlichung der Aerodynamik hat Audi nicht nur den großen Vorteil genommen, sondern hoffnungslos zurückgeworfen. Inzwischen ist die Motoren-Power immer wichtiger geworden, und da hat Audi deutliche Nachteile, die auf dem Norisring schonungslos offengelegt wurden.

Audi-Boss Dieter Gass versucht daher gar nicht erst, die Situation schönzureden. Audi schreibt die ganz großen Ziele sogar komplett ab! Und das nach sieben von 20 Rennen. «Titel brauchen wir uns nicht einbilden. Ich wüsste nicht, wie wir das schaffen sollen. Wir werden uns auf Rennen fokussieren und versuchen, das Meiste herauszuholen.»

Gass stellte sogar Stimmungs-Veränderungen bei seinem Team fest, in der Startaufstellung vor dem Samstagsrennen. Denn natürlich ist es schwierig, die Motivation aufrecht zu erhalten. «Da merkt man, dass es ein gewisses Frustrationsniveau gibt. Da ist es umso wichtiger, dass man sich fokussiert und das Maximum herausholt. Die Möglichkeit gibt es immer wieder, dass man mal einen Podestplatz oder einen Sieg holt. Man darf nicht die Flügel hängen lassen, muss immer weiter pushen», sagte Gass.

Stellt sich nun die Frage: Was kann man jetzt noch machen? Eine Möglichkeit: Man räumt Audi, wie in der Vergangenheit Mercedes oder BMW, Zugeständnisse ein. Was die Entscheidung zur Reduzierung der Aero ad absurdum führen würden. Denn das wurde gemacht, um die ungeliebten Performance-Gewichte loszuwerden.

«Aktuell ist das im Reglement nicht vorgesehen, dafür bräuchte es eine Kommissionsentscheidung», sagte Gass, stellte aber auch klar: «Grundsätzlich ist unsere Philosophie: Wir stehen zum sportlichen Wettkampf. Und wenn man das schnellste Auto hat, soll man gewinnen. Wenn man das nicht hat, gewinnt man halt nicht.»

Eine Einstellung, die Audi in einer Serie, in der man früher nur schlecht verlieren konnte, durchaus ehrt. Aber: «Auf der anderen Seite muss man sagen: Generell für uns, aber auch den Sport und die Zuschauer, wäre es wünschenswert, wenn drei Hersteller auf Augenhöhe kämpfen würden», so Gass.

Rockenfeller gibt zu, dass es momentan nur wenig Spaß macht. Vor allem, wenn man schon vorher weiß, dass nur mit viel Glück etwas möglich sein wird. Die Motivation sei zwar weiterhin hoch, aber die Dauer-Dämpfer seien nicht einfach, so Rockenfeller.

Er ist aber gegen irgendwelche Zugeständnisse. «Ich möchte mit einem Auto gewinnen, das gleich ist wie die anderen. Ich bin da eher sportlich unterwegs. Das wäre alles nur Rumgebastel und wir würden mit dem Ganzen wieder von vorne anfangen. Wir müssen jetzt eben in den sauren Apfel beißen. Das ist ein bitteres Jahr, aber jetzt sind wir mal die, die hinten dran sind.»

Eine brisante Frage: Was sagt denn der Audi-Vorstand zum Abschneiden? Immerhin ist Audi ein wichtiger Baustein für DTM-Chef Gerhard Berger, was die Zukunft der Serie betrifft. «Die bekommen das schon mit», sagt Gass. «Ich kann nicht 100-prozentig sagen, ob das einen Einfluss auf die Zukunft hat. Ich hoffe es nicht. Nächstes Jahr wird der Reset-Knopf gedrückt mit den neuen Autos und wir versuchen das natürlich klar voneinander zu trennen.»

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