WRT-Debüt: So lief der erste Kampf David vs. Goliath

Von Andreas Reiners
Jonathan Aberdein und Pietro Fittipaldi (vorne)

Jonathan Aberdein und Pietro Fittipaldi (vorne)

Das Audi-Kundenteam WRT holte beim Saisonauftakt in Hockenheim den ersten DTM-Punkt. Teamchef Vincent Vosse ist zufrieden, will aber mehr als hin und wieder mal ein Pünktchen.

Vincent Vosse sah nach getaner Arbeit ein wenig müde aus. Aber auch zufrieden, glücklich. Denn sein WRT-Team hat es beim Auftakt in Hockenheim mit den Großen aufgenommen.

David gegen Goliath – so war der Kampf des belgischen Privatteams gegen die Hersteller BMW und Audi sowie das DTM-Projekt von Aston Martin bezeichnet worden.

Und David hat sich achtbar geschlagen. «Wir haben es geschafft. Es gab kein Drama, aber es war so hart, wie wir es erwartet haben. Wir müssen nun alles analysieren und es gibt auch viele Sachen, die wir verbessern können», sagte der WRT-Teamchef SPEEDWEEK.com.

Das Audi-Kundenteam ist allerdings gut ausgestattet. Die beiden Audi RS 5 DTM sind auf Werksteam-Stand, denn WRT wird mit gleichwertigem Material ausgestattet. Die Mannschaft wurde neu zusammengestellt, ist aber erfahren. Die beiden Fahrer: Pietro Fittipaldi (22) und Jonathan Aberdein (21), Rookies und die jüngste Fahrerpaarung in der DTM.

Erste Highlights konnte man dann auch bereits feiern: Angefangen mit dem freien Training, als erstmals beide Autos auf der Strecke waren. Wie den ersten Punkt durch Pietro Fittipaldi am Samstag, oder aber auch die schnellste Rennrunde am Sonntag, mit der er sich in die Geschichtsbücher eintrug. Kleinigkeiten, die aber enorm wichtig sind.

Denn man hört durch, wie ehrgeizig das Privatteam ist. Denn Vosse sagt ganz klar: «Es war mehr drin, denn die Autos waren schnell und die Jungs hatten die Pace, haben einen tollen Job gemacht. Platz fünf wäre durchaus drin gewesen, und das ist unglaublich.»

Unglaublich ist auch die Arbeit, die das kleine Team geleistet hat. Zwei Monate lang wurde am Stück geschuftet, die Autos aufgebaut, sieben Tage die Woche, kurze Nächte, kaum Pausen. «Sie sind unfassbar müde. Es war daher sehr leicht, ärgerliche Fehler zu machen. Die haben sie aber vermieden.»

Die Fallen lauern für ein komplett neues Team überall. Wie beim Funkverbot. Der Fahrer darf so viel erzählen, wie er will, es darf ihm im Normalfall (Ausnahmen: beim Safety Car oder während eines Boxenstopps) keiner antworten. Nur: Aus Gewohnheit kann es für eine neue Mannschaft reflexartig schon mal dazu kommen. Was WRT zum Glück nicht passierte.

Vosse: «Es sind viele Kleinigkeiten, die das DTM-Reglement ausmachen. Und darauf muss man aufpassen. Das ist uns gut gelungen. Wir entdecken das alles noch.» Klar: In Sachen Erfahrung sind die Werksteams dem W Racing Team weit voraus, in Sachen Budget sowieso. «Wir wollen uns im Mittelfeld etablieren», so Vosse.

Keine Frage: Das Team hat auch Lehrgeld bezahlt. Jonathan Aberdein wurde nach dem Samstag-Qualifying wegen eines Verstoßes gegen Parc-Fermé-Bestimmungen disqualifiziert und musste aus der Boxengasse starten. Im Sonntagsrennen nutzte der Südafrikaner DRS, obwohl der Abstand zum Vordermann mehr als drei Sekunden betrug sowie Push-to-Pass mehrmals in einer Runde. Beides zog Zehn-Sekunden-Strafen nach sich. Fittipaldi kollidierte am Sonntag mit Marco Wittmann und kassierte eine Durchfahrtsstrafe.

Hinzu kam: Aberdein setzte im Regenrennen am Samstag als einziger Fahrer auf Slicks und verzockte sich damit komplett. Vosse wusste, dass dies der falsche Call war. Andere Teams hätten möglicherweise trotzdem einfach Regenreifen aufgezogen, bei WRT ging es am ersten Wochenende aber vor allem auch darum, die Stopps ohne Probleme abzuwickeln. Soll heißen: Ein Schritt nach dem anderen.

«Das ist eine Lernkurve», sagte Vosse: «Wir können hier nicht zum ersten Mal aufschlagen und erwarten, dass wir allen zeigen, wie die DTM funktioniert. Aber wir können stolz auf uns sein. Auch andere Teams haben noch viel zu tun.»


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