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Sexy Race Queens: Die heimlichen Stars in Japan

Von Andreas Reiners
Sie sind der besondere Blickfang in Japan und teilweise größere Stars als die Rennfahrer: die Race Queens. Beim Dream Race in Fuji konnte man den Kult live erleben.

Der Japaner ist ein sehr höflicher Mensch. Immer zuvorkommend, nie unfreundlich. Zurückhaltend, fast scheu. Es sei denn, die Grid Girls schlagen auf. Dann kann der ansonsten so scheue Japaner komplett durchdrehen.

Und unhöflich werden. Denn dann werden die Ellenbogen ausgefahren, um die besten Fotos von den Grid Girls zu machen. Oder besser gesagt: Race Queens, wie sie in Japan genannt werden.

Die Bezeichnung ist auch treffender, denn die schrill, bunt, verrückt und in sehr kurzen Kostümen gekleideten Damen sind die heimlichen Stars. Mit einem eigenen Magazin, Auftritten in TV-Shows, Verträgen als Models und einer eigenen, großen Fanbase.

Sie gehören an einem Rennwochenenden zum guten Ton, selbst Sponsoren haben eigene Race Queens. Im Gegensatz zu den Grid Girls werden sie nicht nur für ein Event gebucht, sondern begleiten als Gesicht und Repräsentantin eines Teams dieses die ganze Saison über.

Sie sind besondere Blickfänge, die im Grid mittelgroße Menschenaufläufe verursachen, weil jeder ein Foto machen möchte. Ohne Rücksicht auf Verluste beziehungsweise die Nebenmänner, so scheint es manchmal.

Loic Duval kennt das Phänomen. Er fuhr von 2006 bis 2012 in der Super GT, wurde 2010 Champion. «Es ist Teil der Mentalität, es ist Teil der Show», sagte er SPEEDWEEK.com: «Sie werden hier wirklich respektiert.»

In Zeiten von #metoo und Co. wurde und wird viel über Sinn und Unsinn der leicht bekleideten Damen in der Startaufstellung gesprochen, die Formel 1 hat sie bekanntlich abgeschafft, in der DTM gibt es sie noch.

«Ich finde, dass es zum Motorsport gehört, auch wenn die Welt sich ändert. Es ist cool, Frauen dabei zu haben. Die Autos sind attraktiv, es ist schön, dann auch attraktive Queens dabei zu haben», sagte Duval, der das Phänomen nur schwer erklären kann. «Ich habe verrückte Dinge erlebt von Leuten, die nur für die Race Queens kommen, die komplett ausrasten, sie beschenken. Ich mag es aber, wie die Fans in Japan ticken, sie sind richtig drin, geben 200 Prozent. Das macht es so speziell, das wird es auch für die Frauen sein.»

Vor allem dann, wenn sie regelrecht verehrt werden. «Auf der Tribüne hingen sogar Plakate von den Grid Girls», merkte René Rast an, «aber keines von mir», fügte er hinzu und lachte. Dafür aber von Duval und auch Benoit Treluyer, der ebenfalls einige Jahre in der Super GT fuhr und 2008 Champion wurde. Von ihm gibt es sogar einen eigenen Comic.

Weiterer Fun Fact: Fast alle Ehefrauen oder Freundinnen der Fahrer waren früher einmal Race Queens. Es versteht sich deshalb fast von selbst, dass Fans auch die Race Queen des Jahres wählen können. «Es ist ein bisschen anders als bei der DTM», sagte Marco Wittmann. «Ich finde es sehr cool, man fragt ja in Europa, ob es noch zeitgemäß ist. Aber wenn die Frauen Lust dazu haben und ein Land dazu steht, ist es ganz klar zeitgemäß. Man muss nicht alles ändern, weil es kritisiert wird.»


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