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Neue Autos 2017: Auf der Suche nach dem Glamour

Von Mathias Brunner
​Vor Jahren versuchten die Formel-1-Rennställe, sich auch neben den Strecken in den Schatten zu stellen: mit immer noch pompöseren Präsentationen. Durchgesetzt hat sich aber die Nüchternheit.

Ein Formel-1-Auto im Mittelpunkt einer Show in der ehrwürdigen Londoner Royal Albert Hall, als Rahmen für das neue Arbeitsgerät von Damon Hill und Ralf Schumacher die begnadeten Artisten des Cirque du Soleil. Mika Häkkinen und David Coulthard von den Spice Girls zur Seite geschoben, denn die trällernden Wirbelwinde wollten im Alexandra Palace lieber selber das Tuch vom neuen Silberpfeil ziehen. Mechaniker, die einen neuen Sauber herbeischieben und sich dann genüsslich aus ihren Overalls schälen – hervor kamen (zur Freude nicht nur der echten Mechaniker) die leckeren Sugababes! Oder Ferrari-Chef Luca Cordero di Montezemolo, der vor hunderten Gästen in Maranello mit flammenden Reden in den Bann zog, als Hintergrund die stolze Belegschaft mit ihrem Erzeugnis, der neuen roten Göttin.

Die Präsentationen der neuen Formel-1-Renner hatten früher wirklich Glamor und Pfeffer.

Heute wird oft im Internet präsentiert, in Form einiger stinklangweilier Studiofotos. Einige Teams rollen ihre Wagen für zehn Minuten Fotos in die Boxengasse eines trüben katalonischen Morgens, unmittelbar vor Beginn eines Wintertesttags, dann verschwindet der Hoffnungsträger schon wieder im Dunkel der Box, unter dem Motto: «Das war’s, und jetzt lasst uns gefälligst arbeiten.»

Pardon: Das ist weder zuschauerfreundlich, noch dürfte das die Sponsoren in helle Begeisterung versetzen.

Ich behaupte: Die Formel 1 verpasst hier eine Chance, sich ins weltweite Schaufenster zu stellen, und dies gleich aus mehreren Gründen.

Die Fans gieren im testfreien Winter nach den neuen Autos. Richtig fette Schlagzeilen macht nicht, wer seinen Renner scheinbar unwillig ins fahle Morgenlicht von Barcelona rollt. Schlagzeilen erhält, wer sich von anderen abhebt.

Das beginnt beim Präsentationstermin.

Das riesige Echo, das Renault anfangs Februar 2016 mit seiner Präsentation in Paris erzeugte, unterstreicht – der Hunger der Fans ist gewaltig. Dabei zeigten die Franzosen weder das richtige Auto her noch jene senfgelbe Lackierung, mit welcher sie später in Australien ausrückten. Es gab auch keine pompöse Show, sondern eher eine nüchternde Präsentation, aber tagelang wurde nur über Renault geschrieben. Bravo!

Tödlich hingegen, wenn gleich mehrere Rennställe am gleichen Tag präsentieren, oder – noch schlimmer – die Autos in Barcelona im Zehnminutentakt vor die Fotografenmeute gestellte werden. Was jetzt interessieren würde, ist in einer Viertelstunde schon mit Bildern eines anderen Autos zugepflastert.

Renault zeigte vor einem Jahr den Willen, Millionen von Fans im Netz zu beglücken, aber immer wieder erleben wir, wie die Technik einknickt: Da guckten die GP-Freunde dann einer Fehlermeldung zu, statt den Worten von Renault-CEO Carlos Ghosn zu lauschen.
Als Ferrari sein Auto im Netz präsentierte, waren die Server so überlastet, dass viele Fans nur noch bruchstückhaft Bild und Ton erhielten. Wenn überhaupt.

Die Rennställe sprechen sich in Sachen Vorstellungen nicht untereinander ab, weil sich jeder selbst der Nächste ist. Viele verzichten auf glamouröse Präsentationen, um Geld zu sparen und um möglichst viel Entwicklungszeit zu erhalten. Ferrari rechnete vor, dass sie mit einer klassischen Präsentation Tage verlieren würden, das wollten sich die Italiener nicht erlauben.

Die neue Sachlichkeit hat auch damit zu tun, dass sich die Rennställe nicht Protzerei vorwerfen lassen wollen; und dass intern die Mittel lieber in die Technik investiert werden als in eine millionenteure Show. Die Techniker haben hier das letzte Wort, nicht die Mitarbeiter der PR-Abteilung.

Wie ist es 2017? Wir erkennen einen behutsamen Trend zur Besserung. Die Termine sind ein wenig breiter gestaffelt als in früheren Jahren. Davon werden alle profitieren. Renault geht nach London. Force India und Mercedes präsentieren an einer Rennstrecke, allerdings ohne die atemlose Hetzerei eines Testtags. McLaren-Honda lädt ins Werk von Woking ein. Toro Rosso präsentiert zwar entlang der Barcelona-Rennbahn, aber klugerweise einen Tag vor Beginn der Tests.

Die neuen Formel-1-Grossaktionäre von Liberty Media wollen den Show-Charakter der Formel 1 betonen. Da haben sie Einiges zu tun.

Die wichtigsten Termine 2017

Präsentation oder Roll-Out
21. Februar: Renault in London
22. Februar: Force India in Silverstone
22. Februar: Sauber in Barcelona
23. Februar: Mercedes in Silverstone
24. Februar: Ferrari in Fiorano
24. Februar: McLaren-Honda in Woking
25. Februar: Haas in Barcelona
26. Februar: Toro Rosso in Barcelona

Pirelli-Tests
9./10. Februar: Ferrari in Fiorano

Wintertests
27. Februar bis 2. März: Barcelona
7. bis 10. März: Barcelona

Tests innerhalb und nach der Saison
18./19. April: Bahrain
1./2. August: Budapest
28./29. November: Abu Dhabi

Formel-1-WM 2017
26. März: Australien (Melbourne)
9. April: China (Shanghai)
16. April: Bahrain (Sakhir)
30. April: Russland (Sotschi)
14. Mai: Spanien (Barcelona)
28. Mai: Monaco (Monte Carlo)
11. Juni: Kanada (Montreal)
25. Juni: Aserbaidschan (Baku)
9. Juli: Österreich (Spielberg)
16. Juli: Grossbritannien (Silverstone)
30. Juli: Ungarn (Budapest)
27. August: Belgien (Spa-Francorchamps)
3. September: Italien (Monza)
17. September: Singapur
1. Oktober: Malaysia (Sepang)
8. Oktober: Japan (Suzuka)
22. Oktober: USA (Austin)
29. Oktober: Mexiko (Mexiko-Stadt)
12. November: Brasilien (São Paulo) *
26. November: Abu Dhabi (Insel Yas)

* Finanzierung nicht gesichert, daher provisorisch

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