Der britische Erfolgsunternehmer und Abenteurer Richard Branson soll sich um das Honda-F1-Team bemühen. Ein Ideallösung zur Unzeit.
Ein neuer Bieter hat sich offenbar in das Buhlen um den Erwerb des von Honda hinterlassenen Formel-1-Teams eingeschaltet: allem Anschein nach die weltweit operierende Virgin-Gruppe des schillernden britischen Milliardärs Richard Branson (58).
Der Reise- und Lifestyle-Konzern kommt damit in letzter Sekunde dem Ersuchen eines Management Buy-Outs in die Quere. Und damit zur Unzeit: Denn die Ex-Chefs Ross Brawn (Ex-Ferrari-Technikchef) und seine Vize Nick Fry hatten mit brasilianischen Sponsoren einen Teil der kommenden Saison gesichert und Honda bereits überzeugt, der beste Bieter für das Team mit Sitz in Bracknell (GB) zu sein. Dort steht eine auf rund hundert Millionen Euro taxierte Rennfabrik, die für einen symbolischen Dollar in den Besitz der neuen Macher übergehen sollte.
Der Betrieb, also der Wagenbau, die Vorbereitung der Testphase und der Rennen, wurde trotz Honda-Rückzugs Ende 2008 soweit aufrecht erhalten, dass das Team (zuletzt 700 Mitarbeiter) beinahe aus dem Stand in die Testfahrten einsteigen könnte. Das ist bislang mangels Nachfolgeregelung ausgeblieben. Motor und Getriebe sollen von Mercedes längst geliefert werden und im Werk in den Prototyp für 2009 eingebaut. Brasilianische Sponsoren hatten sich zwecks Karriereaufbaus von Bruno Senna vor wenigen Tagen zusammengeschlossen, um dem aus der GP2 ans Steuer des (Ex-) Honda wechselnden Neffen von Ayrton Senna in die Königsklasse zu verhelfen und das Projekt zu stützen. Auch Honda selbst wollte eine üppige Übergangshilfe hinterlassen, bis zu 80 Millionen Dollar wurden spekuliert. Das entspricht weniger als einem Drittel des Saisonbudgets der aktuellen Topteams McLaren-Mercedes und Ferrari. Und F1-Promoter Bernie Eccleestone hatte hinsichtlich des Teams, dass er noch im Dezember als „kein Verlust“ deklariert hatte, umgedacht und Rettungsgedanken geäußert. Ähnlich wie dem Williams-Team war ein Vorschuss auf Vermarktungsgelder in Aussicht gestellt worden. Es waren etwa 120 Millionen Dollar im Topf. Sogar von einer Regierungsbürgschaft war die Rede. Es konnte los gehen.
Nun kreuzt Branson auf, ein Extrem-Charismatiker, der mit Segelyachten und Flugzeugen gerne skurille Rekorde wie die schnellste Erdumrundung anstrebt oder einfach am höchsten hinaus ins All fliegen will – nur ohne Rakete. Ein Erfolgstyp mit Hollywood-Grinsen und Abenteurer moderner Prägung, Familienvater und vor allem erfolgreichen Unternehmer Sein Konzern beschäftigt in 29 Ländern 50000 Mitarbeiter. Allein der Name elektrisiert die Feuilletons und Wirtschaftstitel dieser Welt.
Fakt ist: Branson könnte dem ehemaligen Honda-Team auf Jahre hinaus eine Stabilität und Seriösität bieten wie kaum ein zweiter Mitbewerber. Also genau das, was Honda sich für seine Nachfolge-Organisation am meisten wünscht. Und mit Brawn und Fry wären mögliche Führungsfiguren schnell bei der Hand.
Honda muss sich entscheiden. Und wird es Mitte dieser oder nächster Woche auf einer Vorstandssitzung auch tun.