Robert Kubica: Die Wahrheit zum Comeback mit Renault

Von Mathias Brunner
Robert Kubica

Robert Kubica

​Viele Formel-1-Fans träumen von einer GP-Rückkehr von Robert Kubica, der bei einem Rallye-Unfall 2011 schwer verletzt worden war. Nun spricht der Pole offen über das Comeback mit Renault.

In der ganzen Welt schmerzen Daumen – gedrückt von Fans, die sich sehnlichst wünschen, dass die Formel 1 ein fabelhaftes Comeback erlebt. Wenn Robert Kubica erstmals seit 2010 wieder am Start eines Formel-1-WM-Laufs stehen würde.

Der heute 32jährige Pole hatte sich bei einer Rallye im Februar 2011 schwerste Armverletzungen zugezogen. Kurz vor hatte er mit seinem Renault bei einem Wintertest Bestzeit erzielt. Kubica, Kanada-GP-Sieger und WM-Vierter 2008 mit BMW-Sauber, galt als kommender Weltmeister, Fernando Alonso wollte ihn zu Ferrari holen. Und dann kam der Unfall.

Jahre hat es gedauert, bis Kubica seinen rechten Arm wieder so brauchen kann, dass ein Einsatz im GP-Renner überhaupt möglich ist. Ein Test in Valencia im vergangenen Juni zeigte – das alte Feuer lodert noch. Vor allem jedoch konnte Kubica unter Beweis stellen, dass er eine Quali- und Rennsimulation ohne körperliche Beschwerden fahren kann. Bei einem zweiten Test im Juli in Le Castellet hat Renault Gewissheit erhalten, dass der frühere Werksfahrer den alten Speed hat.

Die grosse Frage seither: Wie geht es weiter?

Renault-Sport-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul hat im Rahmen des Silverstone-GP die Tür zur Rückkehr Kubicas weit geöffnet:  «Ich sehe keine offensichtliche Hürde, was die Rückkehr von Robert angeht.»

Noch ist unbestätigt, wer beim kommenden Ungarn-F1-Test am zweiten Tag fährt (der erste ist für den Kanadier Nicholas Latifi eingeplant). Informationen aus Frankreich zufolge wird es Robert Kubica sein.

Aber was sagt der Pole selber? Auf die Frage meines Kollegen Giorgio Terruzzi vom Corriere della Sera, ob er sich für ein Comeback bereit fühle, sagt der 76fache GP-Teilnehmer: «Wenn ich ganz trocken antworten soll, ja. Ich ich sage das basierend auf der Realität. Ich fühle mich wesentlich selbstsicherer als vor einigen Monaten. Die beiden Tage am Formel-1-Lenkrad waren entscheidend. Gerede und Hoffnungen sind einem wachsenden Vertrauen gewichen. Und ich habe verstanden – was gewesen ist, das kann ich nicht ungeschehen machen. Aber alles hat seinen Sinn.»

«Ich musste zuerst die richtige mentale Einstellung finden. Mein Zustand ist nicht eine definitive Behinderung, sondern eine Hürde, die es zu überwinden gilt. Beim ersten Test habe ich erkannt, dass eine Beschränkung relativ ist. Ich habe angefangen ohne zu wissen, wie ich reagieren würde, es gab keine Garantie. Aber ich habe mich selber wiedergefunden. Es war wie Schwimmen oder Radfahren, alles hat sich bald wieder ganz normal angefühlt.»

«Wenn also Renault zu dieser Verrücktheit bereit ist, wenn ich das so nennen darf, dann weiss ich nun – ich kann wieder so fahren wie früher. Und mein Niveau war früher recht hoch. Das sage ich bewusst, ohne Angeberei oder falsche Bescheidenheit.»

Aber was fehlt denn jetzt noch? Robert Kubica antwortet mit einer Gegenfrage: «Aber Entschuldigung, wenn du ein Teamchef wärst, würdest du einem wie mir ein Auto geben? Dazu braucht es schon sehr viel Mut. Und ich bin Renault sehr dankbar dafür, was sie bislang getan haben. Sechs Jahre sind eine lange Zeit. Wenn ich einen Freund nach so vielen Jahren treffe, kann der ein anderer Mensch sein. Alles, was nun passiert, ist ein Bonus. Ich weiss einfach, dass ich wieder in der Lage bin, mein Schicksal selber in die Hand zu nehmen.»

Die neue, schnellere Formel 1 macht Kubica nicht bange: «Es geht hier vor allem um höhere Kurventempi. Daran gewöhnst du dich. Wenn die anderen das können, gibt es keinen Grund, wieso ich das nicht auch schaffen sollte.»

Sollte es aber doch nichts werden aus der GP-Rückkehr, muss Kubica dann mit der endgültig verpassten Chance leben? «Überhaupt nicht», findet der Pole. «Es war für mich eine Überraschung, die ganzen Emotionen wiederfinden zu dürfen. Vor zwei Monaten hatte ich gehofft, beweisen zu können, dass ich noch ein Rennfahrer bin. Als ich dann in Valencia das Auto in der Box stehen sah, habe ich mich gefühlt wie Jahre nicht mehr. Ich habe mir gesagt: Das ist meine Leidenschaft, das ist mein Leben. Beim zweiten Test in Le Castellet war ich ganz unbekümmert. Ich wusste, dass ich mir keine Sorgen mehr machen musste. Ich habe einfach die frische Luft in den Lungen genossen. Ich bin ins Auto gestiegen und habe einen Frieden gefunden, den ich sechs Jahre lang vermisst hatte. Der Rest ist wie durch Zauberei passiert und bleibt mir erhalten, ganz egal, was jetzt passiert.»

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