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Honda über McLaren & Toro Rosso, Ausstieg kein Thema

Von Mathias Brunner
​Honda-Rennchef Masashi Yamamoto und Katsuhide Moriyama, Marken-Chef des japanischen Konzerns nehmen in Singapur Stellung zur Trennung von McLaren und dem Abkommen mit Toro Rosso.

Masashi Yamamoto und Katsuhide Moriyama haben in Singapur keine einfache Aufgabe. Die beiden Japaner können die Trennung von McLaren nicht beschönigen. Sie geben freimütig zu, dass Honda lieber mit McLaren weitergemacht hätte.

Aber McLaren-Direktor Zak Brown hat auf die Scheidung gedrängt. Der Kalifornier ahnte: Macht McLaren mit Honda weiter, dann ist Fernando Alonso weg. Aber der spanische Superstar sollte unbedingt im Team gehalten werden.

Ab diesem Punkt gab es für Honda nur zwei Wege: Entweder der Rückzug aus der Formel 1 oder die Notlösung Toro Rosso, in der Hoffnung, ab 2019 auch das Top-Team Red Bull Racing auszurüsten. FIA-Präsident Jean Todt und Formel-1-CEO Chase Carey schalteten sich in, um sicherzustellen, dass Honda dem Sport verbunden bleibt. Es ist bemerkenswert, dass sich Honda-Präsident Takahiro Hachigo ausdrücklich bei Liberty Media und der FIA bedankte «für ihr Hilfe beim Zustandekommen der neuen Partnerschaft mit Toro Rosso».

Moriyama und Yamamoto vertiefen in Singapur, was in den letzten Wochen alles passiert ist. Moriyama sagt: «Es ist enttäuschend, dass wir das Projekt mit McLaren zu Ende bringen müssen, ohne unsere Ziele erreicht zu haben. Und dass wir auch unsere eigenen Ziele nicht erreicht haben, was die Wettbewerbsfähigkeit unseres Motors angeht. Wir beginnen ein neues Kapitel mit Toro Rosso, ein neues Kapitel von Honda in der Formel 1, und ich freue mich auf 2018.»

War Ausstieg im Vorstand ein Thema? Moriyama: «Honda sieht auf rund 50 Jahre Formel-1-Historie zurück, der GP-Sport gehört zur DNA der Firma. Ja, wir haben schwere Zeiten hinter uns, und der Vorstand hatte keine Freude an den Ergebnissen. Es wurden viele Möglichkeiten abgewogen. Aber Aufhören stand bei Honda nie zur Diskussion!»

«Seit wir in die Formel 1 zurückgekehrt sind, haben wir einen Rückstand. Und das grösste Problem ist, diesen Rückstand schnell genug zu verringern. Wir haben einen Teil erreicht, aber zu wenig. Wir müssen mehr tun.»

Honda-Rennchef Yamamoto vertieft: «Wir haben Mühe, die Ziele mit McLaren zu erreichen. Das führte mit den Engländern zu Diskussionen. Wir wollten mit McLaren weitermachen, es ist sehr bedauerlich, dass wir uns trennen müssen. Seit wir im Rahmen der Super Formula-Serie mit Helmut Marko arbeiten, aufgrund des Einsatzes von Red-Bull-Fahrer Pierre Gasly in Japan, hatten wir die Gelegenheit, zusammen über eine gemeinsame Zukunft zu sprechen. In Monza hat Marko erwähnt, dass es für uns die Möglichkeit Toro Rosso gibt. Auch Franz Tost kennt unsere Kultur gut, er hat ja eine Weile in Japan gelebt.»

Wieso glaubt Yamamoto an Erfolg mit Toro Rosso? «Wir haben nicht viel Zeit vor dem Beginn der Saison 2018, aber ich bin davon überzeugt, dass der Geist von Toro Rosso gut zum Geist von Honda passt, die Zusammenarbeit wird reibungslos sein.»

Toro-Rosso-Teamchef Franz Tost sagt: «Ich danke Honda für das Vertrauen. Wir sind stolz, mit solch einem Partner arbeiten zu dürfen. Wir glauben an einem gemeinsamen Erfolg.»

Zwischenfrage: Wer baut eigentlich das Getriebe für den 2018er Toro Rosso-Honda? Franz: «Wir bauen das selber, so wie in den Jahren zuvor.»

Punkto Fahrer sagt Tost: «Ich gehe davon aus, dass wir die Saison mit Carlos Sainz und Daniil Kvyat zu Ende fahren. Dann werden wir uns in Ruhe anschauen, wie es mit den Piloten weitergeht. Wir sind auch offen dafür, auf Wünsche unserer Partner einzugehen.»

Das würde heissen, dass Honda die Gelegenheit erhalten könnte, einen der Nachwuchsfahrer in den Wagen zu setzen. Das wäre eine Abkehr vom Red-Bull-Vorgehen, den eigenen Nachwuchs für höhere Aufgaben vorzubereiten.

Aber nochmals: Was soll mit Toro Rosso besser laufen, das mit einem Partner wie McLaren nicht funktioniert hat? Yamamoto-san: «Natürlich gibt es keine Garantie. Aber ich glaube, wir können mit Toro Ross über die kommenden drei Jahre in Harmonie arbeiten.»

Franz Tost: «Vor vier Jahren haben ich erstmals die Honda-Fabrik besucht, ich habe eine phantastische Infrastruktur vorgefunden. Die Japaner haben sehr viel gelernt. Ich bin überzeugt, Honda wird dramatische Fortschritte erreichen. Daher ist Honda für uns der richtige Partner.»

«Klar sind wir kein Team wie Ferrari oder Mercedes, wir haben eine ganz andere Infrastruktur. Aber es zählt nicht immer nur das Geld für den Erfolg. Wir setzen auf Effizienz. Wir werden zulegen, personell wie auch in Sachen Ressourcen. Wie das im Detail aussehen wird, das steht noch nicht fest. Wir werden uns im vorderen Teil des Mittelfelds einnisten.»

Gibt es für Honda die Option, Toro Rosso zu kaufen? Yamamoto-san schmunzelt: «Davon habe ich im Internet gelesen. Bei uns selber gab es nie solche Bestrebungen.»

Führt die Partnerschaft mit Toro Rosso 2018 zu einer Partnerschaft 2019 mit Red Bull Racing? Yamamoto: «Wir konzentrieren uns derzeit ganz auf 2018 und Toro Rosso. Wenn wir eine Chance erhalten, jemand anders mit Motoren auszurüsten, warum nicht?»

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