Formel 1: Aus für Perez bei Red Bull Racing

Mika Häkkinen: «Dann landest du eben in der Mauer»

Von Mathias Brunner
​Das Thema Pistengrenzen wird unter Fans und Fachleuten anhaltend kontrovers diskutiert. Der zweifache Formel-1-Champion Mika Häkkinen meint: «Wir können nicht zu alten Lösungen zurück.»

Es ist unvermeidlich: Früher oder später wird das Thema Pistengrenzen wieder zu reden geben, und dann kocht die ganze alte Suppe aus Austin hoch. Zur Erinnerung: Red Bull Racing-Fahrer Max Verstappen hatte zwei Kurven vor Schluss des Grossen Preises der USA dem GP-Veteranen Kimi Räikkönen Rang 3 abgeknöpft. Die Rennkommissare fanden: Dabei hat der Niederländer an der rechten Innenseite unerlaubt abgekürzt. Das setzte eine Fünfsekundenstrafe, was den 20jährigen Max auf Platz 4 zurückstufte.

Die Aufregung war riesig. Viele Fans finden es bis heute des Sports unwürdig, dass eine solch atemraubende Attacke bestraft wird. Die Anderen argumentieren, Regeln seien Regeln, auch für Herrn Verstappen. Pistengrenzen sind nun mal da, um respektiert zu werden. In Monte Carlo fahre schliesslich auch keiner hinter der Leitschiene durch, um ein paar Meter oder zusätzlichen Schwung zu gewinnen.

Das Problem ist: Beide Seiten haben nicht Unrecht. Wenn die FIA-Regelhüter nicht durchgreifen, dann wird wildem Abkürzen Tür und Tor geöffnet. Gleichzeitig wollen wir ja auch ungewöhnliche Angriffe wie von Verstappen geniessen können.

Hier steht der Autoverband FIA in der Pflicht, und dies aus zwei Gründen. Erstens müssen die Strecken so gebaut werden, dass es unattraktiv wird, mit allen vier Rädern neben der Bahn zu fahren. Und zweitens: Wenn schon Strafen, dann bitteschön für alle und nicht nur für Max Verstappen.

Charlie Whiting verteidigte dann in Mexiko den Standpunkt der FIA-Kommissare so: «Ungeachtet der Strecke sind die Regeln immer gleich – ist ein Pilot neben der Bahn, muss er auf sichere Art und Weise auf die normale Strecke zurückkommen. Und er darf bei seiner Aktion keinen unerlaubten Vorteil erlangen. Dieser zweite Teil der Regeln war der Knackpunkt für die Strafe für Verstappen. Die TV-Bilder beweisen, wie weit Max innen abgekürzt hat. Es war keine Frage, dass er neben der Bahn war. Und es ist keine Frage, dass er einen Vorteil erhalten hat. Daher die Strafe.»

Der Finne Mika Häkkinen – Formel-1-Champion 1998 und 1999 mit McLaren-Mercedes – findet in seiner Kolumne für den Wettanbieter Unibet: «Meine Ansicht ist ganz einfach. Regeln sind Regeln. Die Pistengrenzen sind für jeden ersichtlich, und das Reglement ist glasklar formuliert. Klar ist es für die Fans und den betroffenen Piloten frustrierend, wenn eine Strafe ausgesprochen wird.»

«Eines der Probleme gemessen an früher: Die Randsteine sind breiter und flacher geworden. Zu meiner Zeit waren die Kerbs wahre Barrieren, du warst gut beraten, weit von ihnen weg zu bleiben. Einer dieser älteren, höheren Randsteine war der Grund dafür, dass mein McLaren 1995 in Adelaide ausgehebelt wurde, beim folgenden Aufprall in die Leitschienen habe ich mir schwere Verletzungen zugezogen. Der Wagen war ganz schön lange in der Luft, bevor ich einschlug. Ich kann bestätigen: Wenn du in der Luft bist, dann nützt dir das Bremspedal herzlich wenig.»

«Die flacheren Randsteine sind sicherer. Aber sie begünstigen natürlich, in einer Kurve abzukürzen, ohne dass der Rennwagen Abtrieb verliert oder du einen Unfall hast. Also liegt es in der Natur eines Racers, dass er da alle Grenzen auslotet. Hätte Max Verstappen eine Attacke wie gegen Kimi in Texas vor zwanzig Jahren versucht, wäre sein Auto wie ein Flugzeug abgehoben oder gleich in den Leitschienen gelandet.»

Der 20fache GP-Sieger weiter: «Gleichzeitig fand ich den Angriff von Max phantastisch. Vielleicht hätte ich das auch probiert. Für mich steht fest: Wir können nicht zu alten Lösungen zurück, was die Randsteine angeht. Wenn jemand in Sachen Pistengrenzen den Stein der Weisen findet, dann würde ich den gerne sehen.»

Viele Formel-1-Fahrer befürworten die Rückkehr zu Kiesbetten. Aber Charlie Whiting meinte in Mexiko: «Wir sind vom Kies abgekommen, weil wir asphaltierte Auslaufzonen für sicherer halten. Asphalt verlangsamt ein Auto zwei Mal so nachhaltig wie Kies. Zudem müssen viele Strecken auch für Motorräder sicher sein. Wir behandeln hier jede Kurve einzeln, auf jeder Strecke. Und wir teilen den Teams jeweils mit, was in welcher Kurve erlaubt ist und was wir nicht so gerne sehen.»

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