Alejandro Agag (Formel E): Ferrari bleibt in Formel 1

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Präsident Sergio Marchionne hat betont, dass Ferrari die Formel 1 verlassen und sogar eine Alternativ-WM gründen könnte. Formel E-CEO Alejandro Agag glaubt nicht an einen solchen Schritt.

Sergio Marchionne ist wahrlich kein Freund der leisen Töne. Eher nimmt er die grosse Pauke hervor. So hat der Italo-Kanadier wiederholt erklärt, wenn die Weichen für die Formel-1-Zukunft nicht nach dem Gusto von Ferrari gestellt würden, dann werde er den GP-Sport eben verlassen und basta.

Marchionne polterte: «Was mir am meisten stinkt – dass ein so erfahrener Mann wie Ross Brawn Wege gehen will, die der DNA der Formel 1 widersprechen. Die Autos gleichzuströmen und mit einfachen und wirtschaftlichen Motoren à la NASCAR auszurüsten, das interessiert uns nicht. Das wahre Problem ist doch, dass wir zu wenig Überholmanöver sehen und aufregendere Rennen brauchen. Wir brauchen Entscheidungen, mit welchen alle leben können. Sonst ist Ferrari weg. Wenn die glauben, dass wir nur bluffen, dann spielen sie mit dem Feuer. Im neuen Vertrag mit Liberty Media gibt es die Möglichkeit, sich aus dem Abkommen rauszuwinden. Und Ferrari ist kraftvoll genug, um andere mitzuziehen und eine alternative Meisterschaft zu gründen!»

Tenor im Internet, von Fans und Fachleuten zugleich: Ferrari wäre komplett verrückt, die Formel 1 zu verlassen.

Der Sport ist nach Jahren der Stagnation (besonders in Sachen Marketing) wieder am Wachsen, die neuen Machthaber haben viele Ideen (manch gute, auch einige weniger gute), Ferrari entwickelt sich wieder zum potenziellen Champion.

Das Mitleid für Marchionne hält sich in Grenzen. Die Gegner sind wegen jahrlanger Bonuszahlungen an Ferrari (dank Bernie Ecclestone) wenig erfreut. Die Medien werden von oben herab behandelt. Ferrari lebt von seinem Mythos, und dieser Mythos lebt nur dank der Formel 1 weiter.

Wo will Marchionne denn hin? Will er in Le Mans Privat-Teams schlagen, wenn sich dort nach Audi und Porsche mit Toyota auch der letzte Hersteller verabschiedet hat? Will er Sportwagenrennen vor leeren Tribünen schönreden? Hat sich Marchionne mal überlegt, was mit der Ferrari-Aktie passiert, wenn der seine schönen roten Autos aus dem weltweiten Formel-1-Schaufenster klaubt?

Auch der Spanier Alejandro Agag glaubt nicht daran, dass Ferrari einen so drastischen Schritt wagen würde. Der 47jährige CEO der Formel E hält das alles für politisch-taktisches Geplänkel, wie er gegenüber ESPN in London sagte: «Ich glaube, sie machen das, um mit der Formel 1 eine bessere Verhandlungsposition zu bekommen. Ich schätze, bald wird über neue Verträge verhandelt, also ist das wohl eher Taktik als ein wirklich geplanter Wechsel.»

Der Madrilene sagt auch, dass es bislang keine Gespräche mit Marchionne, Ferrari oder Fiat gegeben habe, was ein mögliches Engagement des Konzerns in der Formel E angehe: «Früher oder später werden sie wohl kommen, aber das braucht Zeit. Klar hätte ich sie liebend gerne bei uns, aber das wird nicht so bald passieren.»

Agag sieht die Formel E und die Formel 1 nicht im Konkurrenzkampf: «Ich stufe uns nicht als Rivalen ein. Wir fahren nicht auf klassischen Rennstrecken, wir fahren auf kurzen Kursen mitten in den Städten, auf Pisten, wo die Grand-Prix-Renner gar nicht fahren könnten. Zudem ist die Technik unserer Rennwagen ganz anders.»

Ferrari-Präsident Marchionne hat über die Formel E im vergangenen März gesagt: «Ferrari muss an der Formel E beteiligt sein, denn Elektrifizierung über ein Hybridsystem, das ist Teil unserer Zukunft.»

Aber im Herbst klang das wieder schon ganz anders: «Man muss schon verstehen, dass die Formel E auf ein begrenztes Interesse stösst. Ich glaube, die beste Art und Weise, sein Know-how in Sachen Motoren in die Auslage zu stellen, das sind die Hybrid-Aggregate in der Formel 1. Wir brauchen die Formel E nicht, um unsere Fähigkeiten auf dem Gebiet der Elektrik zu beweisen. Das tun wir bereits in der Formel 1. Die Formel E ist ein Spielzeug, auch in Bezug darauf, wie die Serie geführt wird. Es kommt mir beispielsweise seltsam vor, mitten in einem Rennen die Wagen wechseln zu müssen.»

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