Formel-1-Tests Barcelona: Endlich geht es wieder los!
Die Formel-1-Stars dürfen endlich wieder Gas geben
Der Tag beginnt viel zu früh und dann doch mit einer Verspätung. Verursacht hat diese eine verstopfte Bordtoilette, wie die adrette Flugbegleiterin den schläfrigen Passagieren mitteilt. «Das Problem konnte behoben werden», fügt die freundliche Lautsprecher-Stimme eilends an, und ich denke mir: Offenbar hat da jemand einen noch schlimmeren Start in den Tag erwischt.
Während ich mich im Geiste bei der armen Seele bedanke, die sich in aller Herrgottsfrühe um das verstopfte Klo gekümmert und unseren Abflug somit erst ermöglicht hat, heben wir ab. Das Flugzeug verschwindet in einer dicken Wolkendecke, kurz darauf sind wir darüber und die Sonne liefert die passende Kulisse zu meiner strahlend guten Laune.
Endlich geht es wieder los und an die Strecke! Viel zu lange dauerte die persönliche Winterpause, der letzte Formel-1-Einsatz in Japan liegt Monate zurück, mittlerweile wurde ein Titelkampf beendet, ein Champion gekürt und in jedem Rennstall ein neues Auto entworfen und gebaut. Der GP-Zirkus ist bereit, ich bin es auch, und die Vorfreude auf die anstehenden Vorsaison-Testfahrten in Barcelona könnte nicht grösser sein.
Es ist ein ganz besonderes Gefühl, das sich alljährlich zu diesem Zeitpunkt einstellt. Für kurze Zeit sind die neuen GP-Renner die Stars der Szene, angesichts der neuen Modelle von Mercedes, Red Bull Racing, Ferrari und Co. wird bei den Fans und Experten heftig diskutiert, spekuliert und analysiert.
Währenddessen flüchten sich die Fahrer und Teamchefs in die üblichen Floskeln, wenn die unvermeidliche Frage nach einer Leistungsprognose kommt. «Das Auto sieht gut aus, und was gut aussieht, ist für gewöhnlich auch schnell», heisst es da etwa – und selbst solch’ dürftige Aussagen werden umgehend mit dem obligaten Wir-müssen-aber-erst-die-Tests-abwarten relativiert.
Ganz so, als würden bei den Probefahrten alle brennenden Fragen zum neuen Kräfteverhältnis geklärt werden. Dabei wissen langjährige Szene-Kenner ganz genau: Auch nach den beiden Testwochen in Barcelona werden sich die Teamchefs, Technikdirektoren und GP-Stars nicht in die Karten blicken lassen.
«Die Rundenzeiten sind zufriedenstellend, aber wir wissen erst beim ersten Rennwochenende, was sie wirklich wert sind», vertrösten die Teamverantwortlichen und Fahrer ihre Anhänger – im Wissen, dass sie auch in Melbourne nicht viel mehr erzählen werden.
Und doch: Der guten Laune tut dies kein Abbruch, dazu dauert der kalte Formel-1-Entzug einfach viel zu lange. So hört man für einmal keine Klagen über die langen Warteschlangen bei der Akkreditierung, das überraschend kalte Wetter (zum Testauftakt herrschten unangenehme 5 Grad Celsius) oder die lauten Kollegen im Pressesaal. Dazu bleibt uns während der 21 Rennwochenenden in diesem Jahr genug Zeit.