Alex Zanardi: Behinderte verhöhnt – seine Reaktion

Von Mathias Brunner
​Alessandro Zanardi verlor 2001 bei einem Unfall beide Beine. Der Italiener kämpfte sich ins Leben zurück. Nun macht in seiner Heimat ein Witz die Runde, der Behinderte verhöhnt. Was sagt Zanardi?

Wo immer Alessandro Zanardi (51) auftaucht, schwappen ihm Wellen von Sympathie und Bewunderung entgegen.

Wie der Bologneser nach dem schlimmen IndyCar-Unfall in der Lausitz vom September 2001 sein Schicksal gemeistert hat, ringt allen Respekt ab. Zanardi lernte mit dem Verlust seiner Beine zu leben, fährt wieder Autorennen und wurde Olympiasieger – zwei Mal Gold in London 2012 für Einzelzeitfahren und Strassenrennen, Silber mit der Mixed-Teamstaffel, dann 2016 in Rio Gold im Einzelzeitfahren und Silber im Strassenrennen für Liegeräder.

Zanardi ist sich selber immer treu geblieben. Wer mehr über das Leben dieses Felsens von einem Mann erfahren will, dem lege ich sein hervorragendes Buch «Nicht zu bremsen» ans Herz. Es ist im Fachhandel erhältlich.

Was mich an Zanardi neben seines unfassbaren Lebenswillens so fasziniert: Auch als er mit zwei IndyCar-Titeln 1997 und 1998 zum umjubelten Star geworden war, blieb er bescheiden. Daran hat sich nie etwas geändert. Vor kurzem twitterte er: «Morgen habe ich einen Termin in Bologna, also habe ich Mamma besucht. Sie sagte mir: 'Du schläfst doch bei mir, nicht?' Aber ja doch! Was ich dann schön fand – das letzte Mal, als ich regelmässig in diesem Bett schlief, hatte ich das Gesicht eines Teenagers. Wie schnell doch das Leben vergeht!» Dazu zeigte Alex ein entsprechendes Foto an der Wand, das Mutter Zanardi aufgehängt hatte.

Der 41-fache GP-Teilnehmer Zanardi hat auch zu einer grenzwertigen Karikatur Stellung genommen, die in Italien wie ein Lauffeuer herumgeht. Es zeigt vier Bilder. Mädchen am Strand (weibliche Beine, Sand, Meer), Bursche am Strand (ähnliches Bild, aber ein Foto mit den behaarten Beinen eines Mannes), Zanardi am Meer (nur Sand und Meer), Bocelli am Strand (Wiese und Himmel).

Seither wird in Italien kontrovers diskutiert: Darf man das heute noch? Darf man einen Mann ohne Beine und einen Blinden verspotten, in einer Zeit, in der es schon «sozial nicht mehr zeitgemäss» ist (Originalton Formel-1-Chef Chase Carey), Grid-Girls zu haben?

Zanardi meldet sich so zu Wort: «Ein Freund hat mich gefragt – nervt dich dieser Mist im Internet nicht? Nein, ich muss doch selber darüber lachen. Ich finde, es schmeichelt mir sogar in einer gewissen Art und Weise, denn der Witz unterstellt ja, dass die Menschen wissen, wer Zanardi ist. Es stört mich höchstens, dass ich auf dem Foto nicht mal einen Liegestuhl unter den Hintern bekommen habe und meine Yacht nicht zu sehen ist, die etwas realistischer wäre.» Dazu stellt Alex einen lachenden Smiley, denn in Wahrheit gibt er nicht viel auf Statussymbole.

Fazit: So lange die Betroffenen über schwarzen Humor selber lachen können, scheint die Welt auch in Zeiten verkrampfter politischer Korrektheit noch halbwegs normal zu sein.

Mehr über...

Siehe auch

Kommentare

Bitte melden Sie sich an, um einen Kommentar zu schreiben.

Nachbehandlung mit dem Doktor: Japan

Dr. Helmut Marko
Exklusiv auf SPEEDWEEK.com: Dr. Helmut Marko, Motorsport-Berater von Red Bull, analysiert den jüngsten Grand Prix. Diesmal: Suzuka, ein fast perfektes Rennen, und warum wir keinen Stress haben.
» weiterlesen
 

TV-Programm

  • Fr.. 19.04., 23:35, Motorvision TV
    Monster Jam Championship Series
  • Fr.. 19.04., 23:45, Hamburg 1
    car port
  • Sa.. 20.04., 00:00, Eurosport 2
    Motorradsport: 24-Stunden-Rennen von Le Mans
  • Sa.. 20.04., 00:15, Motorvision TV
    Rallye: Andalusien-Rallye
  • Sa.. 20.04., 00:45, Hamburg 1
    car port
  • Sa.. 20.04., 00:45, Motorvision TV
    Dubai International Baja Rally
  • Sa.. 20.04., 01:40, Motorvision TV
    Top Speed Classic
  • Sa.. 20.04., 03:00, Eurosport 2
    Motorsport: FIA-Langstrecken-WM
  • Sa.. 20.04., 03:00, Motorvision TV
    4x4 - Das Allrad-Magazin
  • Sa.. 20.04., 03:30, DF1
    The Speedgang
» zum TV-Programm
5