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Postkarte aus Istanbul

Kolumne von Mathias Brunner
Unter der Brücke ist besser als auf der Brücke

Unter der Brücke ist besser als auf der Brücke

Die ersten Eindrücke aus Istanbul: Es ist fast alles beim Alten – das schöne Wetter am Bosporus, die unsäglichen Staus und eine atemraubende Strecke.

Auf dem Weg zum nächsten Formel-1-WM-Lauf in der Türkei: Ein tadelloser Flug mit Swiss von Zürich nach Istanbul. An Bord auch Jarno Trulli. Seine Landung ist erheblich sanfter als beim Monaco-GP, wo er den Lotus auf dem HRT-Renner von Karun Chandhok geparkt hatte ...

Zunächst die guten Nachrichten: Glatteis wird’s wohl keines geben. Die Sonne knallt auf den Bienenstock Istanbul herab, ein laues Lüftchen weht, der Sommer klopft hier unüberhörbar an. Abgesehen von wenigen Lokal-Schauern wird es am Rennwochenende trocken bleiben.

Jetzt die schlechten Nachrichten: Alles, was uns an einem GP-Wochenende in der Türkei nervt, ist noch immer so. Das Fahrverhalten der meisten Autobahn-Benutzer zum Beispiel: In der einen Hand das Mobiltelefon, in der anderen eine Zigarette, ab und an lässig am Seitenfenster abgestreift, mit der dritten am Lenkrad und die vierte bohrt in der Nase. Klar gibt es solche Hornochsen auch auf heimischen Strassen, aber hier fällt es vielleicht deswegen so auf, weil sie alle gleichzeitig fahren wie ein Henker. Und fortlaufend die Hupe betätigen (ich weiss nicht, womit).

Apropos Hornochsen: Eine Herde Kühe grast seelenruhig am so genannten Otodrom, der atemraubenden Rennanlage von Istanbul. Oder eben nicht von Istanbul. Denn die Strecke liegt so weit draussen, dass bei den meisten Rennen nicht jeder Fan jeden Fahrer kennt, sondern jeder Fahrer jeden Fan. Tierisch was los ist auf der Autobahn, aber nicht auf den Tribünen. Stimme aus dem Fahrerlager: «So eine wundervolle Bahn, und dann liegt sie hier im Nichts, schade ...»

Ebenfalls auf der Autobahn gesichtet: Mehrere Hunde, noch mehr Fussgänger, einen Mann mit 1-ES-Gefährt (eine Esels-Stärke) – sie alle rücken auch nachts aus, und dann wird es jeweils richtig haarig.

Im Fahrerlager herrscht gespenstische Ruhe. Wir bringen einige Ausgaben SPEEDWEEK zur Energy-Station, wo uns fragende Augen erwarten – nur so wenige? Ja, nur so wenige. Denn am GP-Wochenende herrscht hier eher eine Stimmung wie an einem Test. Nein, ich muss mich korrigieren: An jedem Test in Spanien ist mehr los als während eines GP-Wochenendes in der Türkei.

Das ist wirklich bedauerlich, weil der Türke per se sportverrückt ist, so begeisterungsfähig wie ein Tifoso und so leidenschaftlich wie ein Südamerikaner. Nur bietet die Formel 1 zu wenig, an dem er sich erwärmen kann.

Ganz anders im Fussball: Vor einigen Jahren fuhren wir am Abend nach einem Training von der Strecke in die Stadt zurück und kamen, unten am Bosporus, an einem Stadion vorbei, in dem eben gespielt wurde. Wir kurbelten die Fenster runter, und allein das Brausen der Menge zu hören, das Brüllen, das Pfeifen, das Trillern, das Buhen, diese Summe aller erdenklicher menschlicher Laute, das jagte einem Gänsehaut über den ganzen Körper.

Was hier fehlt, ist Renntradition. Was hier fehlt, ist ein einheimischer Pilot. Was hier fehlt, ist die Nähe zur Strecke. Sonst wird dieses Rennen nie zu einem Erfolg. Und diese vier Sätze hätte man genauso gut über die USA und den neuen GP-Standort Austin/Texas sagen können ...

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