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Spritsparen 2019: Allheilmittel oder Heftpflaster

Von Adam Cooper
Sprit raus? Nein, 2019 darf noch mehr Sprit rein

Sprit raus? Nein, 2019 darf noch mehr Sprit rein

​Viele Grand-Prix-Fans regte das auf: Eine Obergrenze in Sachen Kraftstoff bedeutete in manchem WM-Lauf – die Fahrer mussten vom Gas. Die Formel 1 will aus Schaden klüger werden. Aber tut sie das Richtige?

Formel-1-Fans wissen: In den ersten drei Jahren der neuen Turbo-Hybrid-Ära im Grand-Prix-Sport betrug der maximale Kraftstoffverbrauch 100 Kilogramm. Als dann zur Saison 2017 hin Autos mit breiteren Reifen und mehr Abtrieb eingeführt wurden, fügten die Regelmacher fünf Kilo hinzu. Für 2019 kommen erneut fünf Kilo hinzu. Hintergrund: Formel-1-CEO Chase Carey will nicht länger Funksprüche von den Kommandoständen hören, welche die Fahrer zu ständigem Spritsparen ermahnen. Die Piloten sollen endlich wieder mehr Vollgas geben können.

Die Meinungen über diesen Schritt gegen auseinander. Force-India-Teamchef Otmarz Szafnauer sagt klipp und klar: «Das ist falsch. Wir haben damals aus gutem Grund eine Grenze von 100 Kilo erhalten, die Motorenhersteller sollten effizienter arbeiten. Wir haben auch eine Benzindurchfluss-Beschränkung bekommen. Alle Ideen dahinter sind heute noch gültig. Den Schritt zu 105 Kilo kann ich nachvollziehen, weil wir die Autos verändert haben. Der Schritt zu 110 Kilo ist hingegen unlogisch vor dem Hintergrund des Effizienz-Gedankens.»

«Wenn einige Motorhersteller da keinen guten Job machen, muss man dann wirklich die Regeln ändern? Offenbar haben jene Motorenbauer, die Mühe mit der Kraftstoffeffizienz haben, bei der FIA sehr erfolgreich lobbyiert. Sie haben es geschafft, FIA und FOM zum Narren zu halten, um konkurrenzfähig zu bleiben.»

Williams-Technikchef Paddy Lowe setzt wie Force India Mercedes-Triebwerke ein. Er meint: «Eine seltsame Entscheidung, die überstürzt eingeführt wurde. Es ging doch beim Schritt in die neue Turbo-Ära immer um Effizienz, das hat sich nicht nur im Motorenbau ausgewirkt, sondern auch auf das Design der Rennwagen. Wenn einige das nicht so gut auf die Reihe bekommen, dann leidet eben der Verbrauch. Aber hätte man deswegen gleich die Regeln ändern müssen? Finde ich nicht. Die Regeln sind aus den falschen Gründen verändert worden.»

Den Teams steht es frei, ob sie einen grösseren oder kleineren Tank einbauen wollen. Force-India-Technikchef Andy Green: «Wir haben uns exakt für die gleiche Tankgrösse entschieden wie beim 2018er Auto.» Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner: «Niemand wird dazu gezwungen, mehr Kraftstoff mitzunehmen. Alle bauen ihren Renner so, dass er so schnell als möglich fährt.»

Und damit sind wir bei der Ironie an der ganzen Geschichte: Weil weniger Kraftstoff auch weniger Gewicht bedeutet, haben die meisten Teams ohnehin 2018 unter 105 Kilo getankt. Weniger Benzin, das bedeutet weniger Belastung der Reifen. Dann liegt es wieder am Piloten, mit geschickter Fahrweise über die Runden zu kommen.

Die Formel-1-Führung argumentiert: Wir werden dank mehr Sprit spannendere Rennen serviert bekommen. Otmar Szafnauer ist nicht überzeugt: «Das Auto, das am meisten getankt hat, ist eben nicht das schnellste. Wir kommen ohnehin nur bei einigen Grands Prix ans Limit.»

Paddy Lowe: «Ich für meinen Teil glaube – die fünf Kilo mehr werden überhaupt nichts bewirken. Du packst so viel oder so wenig Kraftstoff ins Auto, wie es für dein Auto auf der jeweiligen Piste am sinnvollsten ist. Wenn dann der Pilot mit dem Gaspedal sehr behutsam umgeht, dann tut er das eher wegen der Reifen als wegen des Verbrauchs.»

Christian Horner: «Für uns hätte sich nichts geändert, wenn alles beim Alten geblieben wäre. Bei Rennen wie in Australien, Singapur oder Russland wird das Leben etwas leichter, das ist alles. Wenn unsere Berechnungen sagen, dass weniger Spritlast der schnellere Weg ins Ziel ist, dann tanken wir entsprechend. Sie wollen nur diese ganzen Funksprüche loswerden. Aber Spritsparen wird ein Teil unseres Sports bleiben.»

Günther Steiner bedauert das. Der Haas-Teamchef meint: «Wenn die Fans heute dem Funkverkehr zu hören, dann haben sie den Eindruck – zu achtzig Prozent geht es ums Kraftstoff-Management. Ein Rennwagen sollte meiner Meinung nach gebaut werden, um so schnell als möglich zu fahren, vom Start bis ins Ziel und ohne Benzin sparen zu müssen, basta.»

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