GP-Teambesitzer Lawrence Stroll: «Ich wollte das nie»

Von Mathias Brunner
​Der 59jährige Unternehmer Lawrence Stroll ist 2018 ein wenig unerwartet zum Teambesitzer geworden. Zusammen mit einer Investorengruppe übernahm er Force India. Stroll: «Ich wollte das nie.»

Lawrence Stroll müsste nie wieder in seinem Leben einen Finger rühren. Der 59jährige Kanadier steht auf der 2018er Forbes-Liste der Milliardäre auf Rang 887, mit einem Vermögen von 2,7 Milliarden Dollar. Stroll – am 11. Juli 1959 als Lawrence Sheldon Strulovitch geboren – ist seinem Vater in die Bekleidungsindustrie gefolgt. Der jüdische Auswanderer Leo Strulovitch hatte in der neuen Heimat Kanada seinem Sprössling vorgelebt, wie man Selfmade-Millionär wird, indem er einige der bekanntesten Modemarken der Welt nach Kanada brachte.

1990 ging Lawrence Stroll mit Silas Chou aus Hong-Kong ein Bündnis ein, was zur Gründung der Firma «Sportswear Holdings» führte. Die beiden investierten ihr Geld in eine damals wenig bekannte Firma namens Tommy Hilfiger – heute eines der renommiertesten Mode-Labels der Welt, Partner von Mercedes-Benz und Lewis Hamilton. Auch Chou ist ein Schwergewichtler: Seiner Familie gehört eines der grössten Textilfabrikations-Netzwerke von ganz Asien.

Stroll und Chou inhalierten den Schmuckhersteller Asprey, sie mieteten sich in New York im Trump Tower ein. Der Börsengang der Marke Michael Kors katapultierte Stroll unter die 1000 reichsten Menschen der Welt. Stroll ist bekennender Rennfan, seine Sport- und Rennwagensammlung besteht aus zahlreichen Ferrari, er ist Ferrari-Händler in Québec und besitzt darüber hinaus die Rennstrecke von Mont-Tremblant bei Montreal.

Rennfan Stroll senior erlebte durch seinen Sohn Lance, was ihm selber verwehrt geblieben ist, eine Rennkarriere hoch bis in die Königsklasse. Aber dann wurde aus dem Förderer Stroll auf einmal ein Rennstallbesitzer. Lawrence Stroll hat im vergangenen Sommer Force India aus dem Gläubigerschutz geholt, zusammen mit einer Gruppe von Investoren, darunter der kanadische Geschäftsmann Andre Desmarais, Jonathan Dudman (Monaco Sports und Management), Unternehmer John McCaw, der Finanzexperte Michael de Picciotto, der Modeunternehmer John Idol und Strolls Geschäftspartner Silas Chou. Es ist bis heute nicht bekannt, wie die neuen Force-India-Besitzer den Besitz des Rennstalls unter sich aufgeteilt haben. Es ist auch nicht bekannt, wie das Team 2019 heissen soll, das wird erst am 13. Februar in Toronto verkündet, im Rahmen der «Canadian International Autoshow».

Stroll ist nicht zum Milliardär geworden, indem er kleine Brötchen herstellte. Er sagt auf der offiziellen Formel-1-Seite vollmundig: «Ich will dieses Team zu einem der erfolgreichsten Rennställe machen. Auf kurze Sicht allerdings wollen wir ungefähr dort bleiben, wo wir sind.» Das war 2016 und 2017 jeweils der vierte Rang hinter den drei Top-Teams, eine famose Leistung. 2018 gab es einen Rückschlag, weil durch den Besitzwechsel die zuvor errungenen Punkte gestrichen wurden. Hätte Force India sie behalten könen, wäre der Rennstall aus Silverstone WM-Fünfter geworden, ganz knapp hinter Renault.

Lawrence Stroll: «Mittelfristig wollen wir ein Wörtchen um den dritten Platz unter den Konstrukteuren mitreden. Und langfristig, wenn wir ab 2021 eine ganz neue Formel 1 haben, will ich mit diesem Team Grosses erreichen.»

Der Unternehmer gibt zu: Vor einem Jahr hätte er nicht im Traum daran gedacht, Mitbesitzer eines Formel-1-Rennstalls zu sein. «Ich habe dann jedoch mit der Formel-1-Führung einige Zeit verbracht und mir angehört, wie ihre Vision des Grand-Prix-Sports der Zukunft aussieht, mit dem Budgetdeckel und einer gerechteren Verteilung der Preisgelder. Wir haben nur zehn Formel-1-Teams, und ich sehe das als eine enorme unternehmerische Chance. Ich befasse mich seit dreissig Jahren mit Sport, und ich sehe ja, was in der NFL oder im Fussball passiert ist, wie die Franchisen durch die Decke gegangen sind.»

«Force India ist zwei Mal WM-Vierter geworden, das sagt alles über die Qualitäten dieses Rennstalls. Wir können dem Team mehr finanzielle Stabilität schenken. Das Team hat eine starke Führung, mit Teamchef Otmar Szafnauer und Technikchef Andy Green. Es gibt für mich also keinen Grund, hier irgend etwas zu ändern. Ich halte es da mit dem Leitsatz: Was nicht kaputt ist, das muss auch nicht repariert werden.»

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