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Ferrari und Vettel: Kein Rekurs, aber neue Beweise?

Von Mathias Brunner
Sebastian Vettel führt beim Grossen Preis von Kanada

Sebastian Vettel führt beim Grossen Preis von Kanada

​Noch hat ist es von Ferrari nicht bestätigt, aber es sickert durch: Ferrari wird gegen die Strafe gegen Sebastian Vettel in Kanada nicht in Berufung gehen. Allerdings könnte Ferrari eine Hintertür nutzen.

Die Ausgangslage war klar: Der führende Sebastian Vettel mit seinem Ferrari in Kanada neben der Bahn, das Zurückkehren auf die Ideallinie stuften die vier Rennkommissare der FIA als gefährlich ein, was eine Fünsekundenstrafe setzte. Damit war Vettel den Sieg los. Er flitzte zwar als Erster über die Ziellinie, wurde aber hinter Lewis Hamilton Zweiter.

Ferrari deponierte beim Autoverband die Absichtserklärung, gegen das Urteil Einspruch zu erheben. Danach hatten die Italiener gemäss Formel-1-Reglement 96 Stunden Zeit, um aus der Absicht auch wirklich eine Einsprache zu machen, diese 96 Stunden laufen am 13. Juni ab. Nun sickert durch: Ferrari-Teamchef Mattia Binotto habe der FIA mitgeteilt, es werde keinen Protest geben.

Die Chancen von Ferrari, das Urteil umzuwerfen, gelten als gering: Zunächst hätte Ferrari die FIA-Schiedsrichter davon überzeugen müssen, dass genügend neue Beweismittel vorliegen, um den Fall aufzurollen. Erst dann wären die Vorfälle von Kanada neu verhandelt worden. Die Erfahrung hat gezeigt: FIA-Urteile werden am grünen Tisch nur ganz selten gekippt.

Aber selbst wenn Ferrari auf die Berufung verzichtet, so ganz erledigt ist die Angelegenheit noch nicht. Symbolisch haben die Italiener in Maranello die Flagge gehisst. Das tun sie nur bei einem Sieg. Das zeigt, wie tief der Stachel sitzt.

Das Reglement lässt noch ein Hintertürchen offen, um über die Vorfälle von Kanada nochmals zu sprechen, auch über die Protestfrist hinaus. Es geht um das überaus selten angewandte «Recht auf Überprüfung». Im Sportgesetz ist unter Artikel 14.1.1 verankert, dass «bei neuer Sachlage die betreffenden Rennkommissare nochmals zusammenkommen müssen, um relevante Aussagen anzuhören». Dies kann bis 14 Tage nach dem Vorfall passieren, will heissen bis zum 23. Juni (Renntag in Le Castellet).

Die Vorgehensweise hier: Ferrari braucht triftige Gründe, um diese Überprüfung zu verlangen. Wie beim Einspruch müssen also neue Beweismittel vorliegen. Diese Mittel müssten der FIA vorgelegt werden, die bespricht sie anschliessend mit den Rennkommissaren.

Noch immer ist völlig unklar, welche neuen Beweismittel Ferrari vorlegen möchte, welche Gerd Ennser (Deutschland), Mathieu Remmerie (Belgien), Emanuele Pirro (Italien) und Mike Kaerne (Kanada) am Sonntagabend 9. Juni nach dem Rennen nicht kannten.

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