Formel 1: Carlos Sainz zurück zu Ferrari?

Mexiko-GP: Lewis Hamilton siegt, Titelfeier vertagt

Von Vanessa Georgoulas
Lewis Hamilton siegte auch in Mexiko

Lewis Hamilton siegte auch in Mexiko

Lewis Hamilton setzte sich im unterhaltsamen Mexiko-GP auf dem Autódromo Hermanos Rodríguez gegen den Rest des Feldes durch. Sebastian Vettel musste sich mit dem zweiten Platz begnügen.

Die grosse Frage vor dem Start zum Mexiko-GP war: Würde Lewis Hamilton es schaffen, mindestens 14 Punkte mehr als sein Mercedes-Teamkollege Valtteri Bottas zu sammeln, um sich zum dritten Mal in Folge in Mexiko seinen insgesamt sechsten Titel zu feiern? Mit grossem Interesse wurde aber auch die Arbeit am Silberpfeil des Finnen verfolgt, denn das Mercedes-Team hatte alle Hände voll zu tun, um den Wagen nach dem Quali-Crash wieder flott zu kriegen.

Beim Start konzentrierte sich aber alles auf die beiden Ferrari-Piloten in der ersten Startreihe. Kaum waren die Lichter der Startampel aus, ging es auch gleich los: Während Charles Leclerc, der die Pole des Strafversetzten Max Verstappen geerbt hatte, die Führung vor seinem Teamkollegen Sebastian Vettel übernahm musste Hamilton neben die Piste ausweichen, weil der Deutsche auf die linke Seite zog.

Für den WM-Leader kam es noch schlimmer, denn er lieferte sich mit Verstappen ein kleines Duell, bei dem beide nach der ersten Kurve durchs Gras mussten. Beide fielen dadurch weiter zurück. Die Wiederholung der TV-Aufnahmen des Starts offenbarten, dass es auch zwischen den beiden Ferrari-Piloten eine leichte Berührung gab. Weiter hinten kamen sich George Russell, Kimi Räikkönen und Kevin Magnussen zu nah und die Rennleitung bremste das Feld mit einer virtuellen Safety-Car-Phase ein, die nicht lange dauerte.

Kaum durften die GP-Fahrer wieder Gas geben, wurde es wieder spannend, denn Verstappen und Bottas lieferten sich ein beachtliches Duell, das Verstappen letztlich einen kaputten Hinterreifen bescherte. Der Niederländer steuerte deshalb in der achten Kurve die Box an und liess sich harte Reifen geben. Von nun an musste der 22-Jährige, der ans Ende des Feldes zurückfiel, Schadensbegrenzung betreiben.

In der zehnten Runde liess Lokalmatador Sergio Pérez die Menge jubeln, indem er sich den achten Platz von Toro Rosso-Pilot Daniil Kvyat schnappte. Der Russe steuerte daraufhin die Box an. Nach seinem Stopp war er als Drittletzter nur noch vor Pierre Gasly und Verstappen unterwegs.

Am anderen Ende der Zeitenliste leuchteten die Namen von Leader Leclerc und Vettel auf, dahinter konnte sich Albon gegen den hinter ihm drängenden Hamilton behaupten, der seinerseits vor seinem Teamkollegen Bottas unterwegs war. Carlos Sainz, Lando Norris Sergio Pérez, Daniel Ricciardo, Nico Hülkenberg und Lance Stroll komplettierten die Top-10. Räikkönen, Antonio Giovinazzi, Magnussen, Robert Kubica, George Russell, Romain Grosjean, Kvyat, Gasly und Verstappen folgten auf den weiteren Rängen.

Boxenstopp-Pech bei McLaren und Alfa Romeo

In der Folge sorgte das McLaren-Team für Aufregung in der Boxengasse, weil es ein Rad von Norris nicht richtig montierte, weshalb der Renner des jungen Briten zurückgeschoben werden musste. Norris, der zum Glück die Linie am Ende der Boxengasse nicht überfahren hatte und deshalb zurückgeschoben werden durfte, fiel ans Ende des Feldes zurück. Natürlich kündigten die Regelhüter an, sich die Szene genauer anzuschauen – das Traditionsrennstall aus Woking dürfte eine Geldstrafe kassieren, weil es Norris auf nicht sichere Art und Weise losgeschickt hatte.

In Runde 15 bog Albon an die Box ab, um sich frische Mediums zu holen, und Leclerc tat es ihm im darauffolgenden Umlauf gleich. Vettel übernahm die Führung, während Leclerc auf den vierten Platz zurückfiel und somit noch vor Albon auf die Strecke kam.

Im 21. Umlauf holte sich auch Lokalheld Pérez frische Reifen, der Mexikaner wechselte wie Verstappen auf die harten Reifen und kam auf Platz 10 wieder auf die Piste. In der nächsten Runde schnappte er sich – sehr zur Freude der jubelnden Zuschauer – Kvyat im Toro Rosso. Einen frustrierenden Boxenstopp erlebte währenddessen Antonio Giovinazzi, dessen rechter Hinterreifen nicht richtig montiert wurde. Der Italiener kam nur einen Meter weit, dann wurde er zurückgeschoben und der Reifen richtig angebracht – trotzdem verlor der Alfa Romeo-Fahrer dadurch viel Zeit.

Lewis Hamilton stoppte in der 24. Runde und holte sich frische harte-Reifen. Der WM-Leader fiel dadurch auf die vierte Position zurück. Vettel blieb hingegen auf der Strecke, obwohl sein Renner auf den abgefahrenen mittelharten Reifen sichtlich untersteuerte. Verstappen durfte sich derweil über Magnussen ärgern, mit dem er aneinander geriet. Beide hatten Glück, dass das unliebsame Treffen ohne Folgen blieb – auch die Regelhüter sahen von einer Strafe ab.

Als Vettel auch in Runde 30 nicht an die Box abbog, wurde Hamilton langsam nervös. Der Silberpfeil-Pilot funkte: «Unser Stopp war zu früh, es ist noch ein weiter Weg auf diesen Reifen.» Auch sein Teamkollege Betas hatte noch keine Stopp eingelegt und war deshalb auf Position 2 hinter Vettel unterwegs. Verstappen sorgte weiter hinten mit seiner beherzten Aufholjagd für Unterhaltung. Er arbeitete sich nach und nach wieder nach vorne in die Top-10.

Verpatzter Boxenstopp von Leclerc, Aus für Norris

Zur Halbzeit führte Vettel das Feld immer noch das Feld an. Dahinter folgten Bottas, Leclerc, Hamilton, Albon, Ricciardo, Stroll, Pérez, Kvyat und Verstappen auf den weiteren Top-10-Positionen. Für Action auf der Piste sorgten Sainz und Gasly, die sich um den zwölften Platz stritten. Vettel, der die Streithähne überrunden wollte, musste hart in die Eisen steigen und verlor dabei gleich mehr als eine Sekunde.

In Runde 37 holte sich Bottas frische harte Reifen und der Finne musste sich nur 2,5 sec gedulden, bis er wieder losfahren durfte. Trotzdem fiel er auf den fünften Platz zurück. Vettel reagierte und kam eine Runde später rein, um sich die Reifen der gleichen Mischung aufziehen zu lassen. Somit übernahm Leclerc wieder die Führung vor Hamilton und Albon, dahinter kam Vettel wieder auf die Piste vor Bottas.

Der Einzige, der in Runde 42 noch keinen Boxenstopp absolviert hatte, war Ricciardo, der am Vortag sichtlich frustriert aus dem Qualifying hervorgegangen war. Der Australier hatte sich angesichts seines dreizehnten Startplatzes für die harten Reifen zum Start des Rennens entschieden und war dadurch nach der ersten Boxenstopp-Runde auf Position 6 unterwegs.

In Runde 42 holte sich auch Leclerc die harten Reifen, musste sich dabei aber 6,2 sec gedulden, weil der rechte Hinterreifen klemmte. Der Monegasse fiel dadurch vom ersten auf den fünften Platz zurück. Immerhin: Weil Albon reagierte und auch frische Reifen holte – der Red Bull Racing-Pilot blieb dabei nur 1,9 sec stehen – rückte er schnell wieder auf den vierten Platz vor. An der Spitze führte Hamilton das Rennen vor Vettel und Bottas an.

Der WM-Leader war auch in Runde 50 noch der Spitzenreiter, doch noch musste das Feld 21 Runden hinter sich bringen. Einen Umlauf später kam Ricciardo endlich zum ersten Mal an die Bo. Der 30-Jährige liess sich für die letzten 20 Runden die mittelharten Reifen geben und kam auf Position 8 wieder auf die Piste, während Norris, die Box ansteuerte, um seinen McLaren abzustellen. Für den F1-Neuling war der Mexiko-GP somit gelaufen.

Spätes Aus von Kimi Räikkönen

Vettel wurde in der 54. Runde von seinem Renningenieur gewarnt, dass er sich nicht auf einen weiteren Stopp von Hamilton verlassen sollte, da Ricciardo – auch noch mit vollerem Tank – bewiesen hatte, dass man auf der harten Mischung auch 50 Runden drehen konnte. Der Rückstand des vierfachen Champions auf den Leader betrug zu diesem Zeitpunkt 2,8 sec.

Am hinteren Ende des Feldes kämpfte Grosjean seinen ganz eigenen Fight: Der Genfer war nach der elften Kurve neben der Strecke unterwegs und fiel dadurch auf den letzten Platz zurück. Am anderen Ende des Feldes versuchte Vettel an Hamilton heranzukommen, während er selbst unter Druck von Bottas geriet.

In der 60. Runde gab auch Räikkönen das Rennen auf. Der Weltmeister von 2007 wurde von seinem Team an die Box gerufen, um dort seinen Alfa Romeo abzustellen. Eine Schrecksekunde erlebte daraufhin Ricciardo, der sich mit Pérez um den siebten Platz stritt und dabei neben die Piste geriet. Der Australier hatte Glück, die Kontrolle über seinen Renner nicht ganz zu verlieren. Er kam sogar vor Pérez wieder auf die Strecke, gab die Position aber gleich wieder zurück, weshalb die Regelhüter auch kurz darauf ankündigten, dass keine Untersuchung der Szene nötig sei.

Während sich Vettel in kleinen Schritten an Hamilton heranarbeitete, bekam der WM-Leader von seinem Mercedes-Team die gute Kunde, dass ihm nun die volle Motorenpower zur Verteidigung gegen den schnellen Ferrari zur Verfügung stehe. Vettel liess sich davon nicht beirren und verkürzte den Rückstand weiter.

Doch letztlich durfte Hamilton seinen zehnten Saisonsieg bejubeln. Hinter dem Silberpfeil-Piloten komplettierten Vettel und Bottas das Podest, womit klar ist, dass sich der Brite weiterhin gedulden muss, bis er seinen sechsten WM-Titel feiern darf. Leclerc, Albon, Verstappen, Pérez, Ricciardo, Kvyat und Gasly folgten auf den weiteren Punkterängen vor Hülkenberg – der zum Schluss mit Kvyat aneinandergeriet und die Wand küsste – Stroll, Sainz, Giovinazzi, Magnussen, Russell, Grosjean und Kubica.

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