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Daniel Ricciardo: «Sebastian Vettel hat völlig Recht»

Von Mathias Brunner
​Ferrari-Star Sebastian Vettel hat sich im Anschluss an den Mexiko-GP über die einfallslosen Pokale zu Ehren von Hauptsponsor Heineken beklagt. Nun erhält der Deutsche Rückendeckung von Daniel Ricciardo.

Traditionalist Sebastian Vettel hat nach dem Grossen Preis von Mexiko über einige der modernen Siegerpokale geschimpft, die seiner Meinung nach völlig einfallslos sind. Der Ferrari-Star sagte: «Wir haben ein grossartiges Rennen, aber dann kriegst du Scheisspokale, die langweilig aussehen. Vielleicht sollten wir künftig lieber auf etwas Traditionelles setzen. Hier ist überall Heineken zu sehen. Dann braucht man den blöden Stern nicht auch noch auf dem Pokal.» Das Gleiche passierte übrigens auch beim Kanada-GP.

Vettel erhält Rückendeckung von Daniel Ricciardo. Der Australier sagt: «Grundsätzlich freust du dich immer, wenn du auf dem Podest stehst, ganz besonders dann, wenn du einen Grand Prix gewinnen konntest. Da ist es dir herzlich egal, wie die Siegertrophäe aussieht. Aber später stellst du dir solch einen Pokal zuhause in den Schrank – und natürlich hat Seb Recht, wenn er sagt, dass sich eine schöne Trophäe dort eben anders macht.»

«Wir Fahrer haben in Mexiko eine handbemalte Tequila-Flasche erhalten, das hatte Klasse, das zeugte von Kultur und Geschichte. Die meisten Veranstalter könnten so viel mehr machen, um Land und Leute zu verkörpern, und nicht den Sponsor. In Ungarn etwa gibt es grandiose Vasen. Das ist eigenwillig, das hat was für sich.»

«Ich kann Vettel nachfühlen – da fährst du dir die Seele aus dem Leib, und du schaffst es aufs Podest, das ist etwas Besonderes, also willst du auch ein Zeichen der Anerkennung erhalten, nichts Künstliches aus der Marketing-Abteilung eines Unternehmens.»

«Wir Piloten denken alle gleich darüber. Ich weiss, dass Heineken viel in den Sport investiert. Und ich weiss auch, dass Santander früher Trophäen gemacht hat. Aber die Fahrer werden das in der Chef-Etage zur Sprache bringen.»

Ich weiss noch, wie Sebastian Vettel im Rahmen des Silverstone-GP über eine Eigenart der Briten gesprochen hat. «Wenn du hier gewinnst, dann bekommst du einen der schönsten Pokale, den es in der Formel 1 überhaupt gibt. Aber als ich 2009 triumphierte, haben die Briten mir klar gemacht – oh, sorry, dieser Pokal bleibt bei uns, du bekommst einen anderen. Der stammte von GP-Hauptsponsor Santander. Ich habe dann gefragt, ob ich bitteschön eine Replika haben könne. Die Engländer waren baff: So etwas hatte sie noch nie jemand gefragt. Ich habe dann tatsächlich eine Kopie des Goldpokals erhalten, allerdings in einem kleineren Massstab, was ich schade finde. Am liebsten wäre mir ohnehin der richtige Pokal.»

Auch Lewis Hamilton hat schon auf die Eigenart der zwei Silverstone-Siegerpokale aufmerksam gemacht. 2014 grinste der Engländer während des ersten Interviews auf dem Siegerpodest: «Hey, wo ist eigentlich der goldene Pokal, der hier fällt bereits auseinander ...»

Die goldene Trophäe fand Lewis bei der Pressekonferenz an seinem Platz vor. Hamilton strahlte: «DAS nenne ich eine Trophäe! Solche Trophäen sah ich früher bei alten Autorennen und ich habe sie immer bewundert. Die modernen Pokale sind zum Teil furchtbar, nicht nur, was das Design angeht. Bei dem heute brachen schon die ersten Teile ab, er zerbröselte richtiggehend. Ist der aus Plastik oder was?» Die Vertreter der Bank Santander waren wenig amüsiert.

Aber was hat es nun auf sich mit dem goldenen Pokal aus Silverstone?

Die Auszeichnung des Königlich Britischen Automobilklubs (RAC)
besteht aus Gold-beschichtetem Silber und heisst offizielle «Royal Automobile Club Trophy». Auch wenn sie von Prinz Michael of Kent bei einer Preisverleihung als «Goldpokal» (Gold Cup) bezeichnet worden ist und viele den Namen übernommen haben. Der Pokal steht während des Jahres beim Royal Automobile Club (dem Klubhaus «Pall Mall» im Londoner Stadtteil St James) und kommt nur fürs Silverstone-Rennen oder für Medientermine ins Freie.

Aus der Nähe sind auf dem Pokal im viktorianischen Stil Hinweise auf den Automobilklub sowie auf das Eton College zu erkennen. Am Sockel eingraviert sind alle GP-Sieger seit 1948, als nach dem Zweiten Weltkrieg der erste Grand Prix auf dem früheren Flugfeld von Silverstone ausgetragen wurde. 2006 musste der Sockel vergrössert werden, weil der Platz alle war. Die Trophäe ist 64 Zentimeter hoch und wiegt sieben Kilogramm. Wieviel der Pokal wert ist, darüber redet der RAC nicht gerne.

Seit Sebastian Vettel erhalten übrigens alle Sieger eine Replika.


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