Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Mika Häkkinen über Ferrari: «Das weiss doch keiner»

Von Mathias Brunner
​Die Gerüchteküche brodelt über den mangelnden Speed von Ferrari in den USA. Mussten die Italiener wirklich auf einen Kniff verzichten und haben deshalb Tempo eingebüsst? Mika Häkkinen bezweifelt es.

Max Verstappen ist vorgeprescht: «Das passiert eben, wenn man nicht mehr trickst», sagte er in Austin keck. Der Niederländer unterstellt mit seinen Worten, was im Fahrerlager kursiert – dass Ferrari in Sachen Benzinversorgung monatelang eine Grauzone im Reglement nutzte, um in bestimmten Situationen durch mehr mehr Spritfluss zusätzliche Leistung und damit bessere Beschleunigung zu erzeugen. Die FIA hat immer betont, dass der Ferrari legal sei. Und wir haben noch immer das Prinzip: Im Zweifel für den Angeklagten. So lange es keinen Protest eines anderen Rennstalls gibt oder die FIA Grund für eine Untersuchung hat, gilt das alles als Mutmassen.

Dennoch sind einige Gegner der Italiener davon überzeugt, Ferrari habe vor dem USA-GP in Austin ein cleveres System ausbauen müssen, und das erklärt ihrer Meinung nach zufolge, wieso Sebastian Vettel und Charles Leclerc in Texas nicht mehr so stark waren wie bei den Qualifyings und in den Rennen zuvor.

Ferrari-Teamchef Mattia Binotto kochte. «Ich habe hier einige Kommentare von Gegnern gehört über unser Auto. Ich bin von einigen Aussagen sehr enttäuscht. Um genau zu sein, hatte Seb am Samstag gute Chancen, hier die Pole zu erringen, die Abstände waren klein, es hat nicht viel gefehlt. Charles verlor das dritte Training, wir mussten einen anderen Motor einbauen, der weniger Leistung abgab. Wir hätten also durchaus auf dem üblichen Niveau fahren können.»

«Im Rennen waren wir schwach, aber das lag nicht am Speed auf den Geraden. Solche Aussagen sind falsch und nicht gut für den Sport. Da sollten einige Leute mit ihren Worten vielleicht ein wenig vorsichtiger umgehen. Wir haben an unserem Motor überhaupt nichts geändert.»

Der zweifache Formel-1-Champion Mika Häkkinen war nach Austin geflogen und hat die Leistung der verschiedenen Teams aus nächster Nähe verfolgt. In seiner Kolumne für den Wettanbieter Unibet sagt der 51jährige Finne: «Ferrari hatte ein seltsames Wochenende. Sie waren im Qualifying konkurrenzfähig, wie wir anhand der knappen Abstände zwischen den schnellsten Piloten sehen. Aber im Rennen waren sie nirgends.»

«Beide Rennwagen schienen besonders zu Beginn des USA-GP an einem akuten Grip-Mangel zu leiden. Dann brach am Wagen von Vettel sogar die Aufhängung, und Charles erhielt vom Ferrari-Kommandostand die Warnung, dem Randstein in Kurve 8 fernzubleiben.»

Der Weltmeister von 1998 und 1999 weiter: «Es ist für ein Team nie gut, wenn eine Aufhängung knackt. Als Fahrer brauchst du komplettes Vertrauen ins Auto. Nur dann holst du alles aus dem Wagen. Auf der anderen Seite glaube ich nicht, dass dies viel am Ergebnis von Leclercs diskretem vierten Platz geändert hätte.»

«Ferrari war in Texas einfach nicht schnell genug, und natürlich habe ich von den Anschuldigungen gehört, eine FIA-Direktive in Sachen Benzinversorgung habe die Italiener dazu gezwungen, die Leistung herunterzufahren.»

«Die Wahrheit hier ist für mich schlicht: Wir wissen nicht genau, wieso Ferrari im Rennen nicht konkurrenzfähig gewesen ist.»

Vielleicht hätte Mika schreiben müssen: noch nicht. Denn die Gegner werden Ferrari in Interlagos und auf der Insel Yas sehr genau beobachten. Vor allem die lange Vollgaspassage bergauf in Brasilien wird zeigen, ob Austin ein Ausreisser war oder ob die Italiener doch mit weniger Leistung fahren (müssen).

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