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Vettel und Leclerc: Wie geht es bei Ferrari weiter?

Von Andreas Reiners
Charles Leclerc und Sebastian Vettel

Charles Leclerc und Sebastian Vettel

Überstürzte Aktionen nach einem Crash sind selten hilfreich. Ferrari-Teamchef Mattia Binotto war nach dem Brasilien-GP Ruhepol und lässt seine Fahrer in Maranello antanzen.

Das «Erdbeben» war abzusehen. Einen Tag nach dem Crash zwischen Sebastian Vettel und Charles Leclerc hängt bei Ferrari der Haussegen schief. Die Medien stürzten sich auf die Roten, Experten schoben mal Vettel, mal Leclerc den Schwarzen Peter ins Cockpit.

Mittendrin: Teamchef Mattia Binotto, der zum x-ten Mal in dieser Saison als Krisenmanager gefordert ist. Das Gute: Der Italiener ist nicht für voreilige Schnellschüsse bekannt.

Sky-Experte und Ex-Formel-1-Fahrer Nick Heidfeld sprach zum Beispiel von einer Situation, die «wirklich katastrophal für Ferrari» ist: «Die brauchen klare Anweisungen. Man kann die nicht so einfach rumfahren lassen.»

Ex-Weltmeister Damon Hill fordert: «Das sind zwei Jungs, die sich nichts schenken. Aber Binotto muss sich hinsetzen und ihnen klarmachen, dass sie sich nicht wie Kinder benehmen können. Sie haben Verantwortung fürs Team.»

Binotto geht das Problem aber mit einer bemerkenswerten Ruhe an. Das fing nach dem Rennen an, als er seine Fahrer zu einem ersten Gespräch bat.

«Ich habe mit ihnen diskutiert und sie angehört. Der Hauptgrund dafür, dass ich sie sehen wollte, war, dass ich ihnen sagen wollte, dass es vor allem eins ist, was ich von ihnen bei den Interviews hören möchte: Dass es ihnen für das Team leidtut", erklärt Binotto.

Binotto will sich, dem Team sowie Vettel und Leclerc ein wenig Zeit und Abstand geben. Für eine Analyse, für Ruhe, für ein Treffen in Maranello. «Es war ein sehr kleiner Crash mit sehr großen Konsequenzen. Es sind dumme Dinge, die nicht passieren sollten», sagte Binotto.

Es gehe aber nicht darum, einem von beiden die Schuld zuzuschieben, betonte er: «Es ist wichtig, dass jeder eingesteht, wenn er einen Fehler gemacht hat. Nur dann kann man sich weiterentwickeln. Wir müssen jetzt herausfinden, was genau passiert ist. Und das machen wir ganz in Ruhe», erklärte Binotto.

War so etwas nicht abzusehen nach den Ereignissen in dieser Saison, nach Monza und Sotschi, als beide bereits aneinandergerieten, indem sie sich über Absprachen hinwegsetzten und so den anderen brüskierten?

Binotto: «Nach Monza haben wir uns ausgesprochen. Aus meiner Sicht hatten die Fahrer zuletzt eine gute Beziehung. Aber das Rennen jetzt hat diesbezüglich sicher nicht geholfen.»

Er kündigte an, dass man nicht nur den Brasilien-GP aufarbeitet, sondern auch für die Zukunft noch klarere Regeln aufstellt. «Das gibt uns die Gelegenheit, die internen Regeln vor der kommenden Saison noch einmal zu klären, damit das in der Zukunft nicht noch einmal passiert. So etwas darf sich nicht wiederholen.»

Er selbst hinterfragt sich nach den Geschehnissen auch, auch wenn die Aktion ein Fehler der Fahrer war. Auch wenn es wieder Vorwürfe gab, Vettel und Leclerc frei fahren zu lassen.

Binotto kann das nicht mehr hören. «Wir wurden in der Vergangenheit kritisiert, wenn wir den Fahrern im Zweikampf zu viel vorgeschrieben haben. Jetzt haben wir sie kämpfen lassen, und es ist auch nicht richtig. Wir haben immer Gründe für unsere Entscheidungen. Und es war richtig, sie frei fahren zu lassen. Man muss aber als Fahrer auf der Strecke stets das richtige Maß in Sachen Risiko wählen. Das Risiko war heute unnötig.»

Was die Paarung Vettel/Leclerc angeht, stellt er klar: «Ich bin noch immer davon überzeugt, dass es ein Luxus ist, denn beide sind gute Fahrer - sehr gute Fahrer.»



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