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Circuit Spa-Francorchamps: Das Geheimnis der Kurven

Von Mathias Brunner
Die meisten Formel-1-Fans kennen Kurven-Namen des Circuit de Spa-Francorchamps, aber Hand aufs Herz: Wissen Sie, warum Eau Rouge oder La Source so heissen? Wir lüften das Geheimnis.

Der Circuit de Spa-Francorchamps, eine der letzten grossen Freilichtbühnen der Formel 1, atemraubend in die Ardennen eingebettet – eine von nur vier Rennstrecken, die schon in der ersten Formel-1-Saison 1950 auftauchte, neben Monte Carlo, Monza und Silverstone.

Die meisten Formel-1-Fahrer lieben Spa-Francorchamps, weil sich die Rennstrecke der Landschaft anschmiegt und einige Kurven höchste Anforderungen stellen, besonders dann, wenn Regen fällt – womit in Belgien immer zu rechnen ist, Sommer hin oder her.

Eau Rouge, La Source, Blanchimont: Klingende Namen, aber jetzt Mal ganz ehrlich – wüssten Sie, woher die Kurvenbezeichnungen eigentlich kommen? Wir sind dieser Frage nachgegangen und beginnen in der Spitzkehre nach Start und Ziel, der La Source.

La Source
Wörtlich übersetzt: die Quelle. Der Kurvenname der Spitzkehre und langsamsten Stelle der Strecke geht auf die zahlreichen Heilquellen der Spa-Region zurück.

Eau Rouge
Die Deutungen gehen auseinander. Rotes Wasser steht für das stark eisenhaltige Wasser, sagen die einen. Andere verweisen auf die teilweise blutige Geschichte in den Ardennen, schon zu Römerzeiten, als sich die Amblève rot vor Blut färbte.

Raidillion
Wörtlich übersetzt heisst Raidillon so viel wie «steiler Weg». Das passt recht gut, denn aus der Eau Rouge geht es den Berg hoch. Viele Fahrer haben mir im Laufe der Zeit gesagt: «Wie steil die Piste dort ist, kommt im Fernsehen überhaupt nicht zu Geltung. Wenn du in die Senke tauchst, hast du den Eindruck, als würdest du auf eine Mauer zufahren.»

Kemmel
Im Laufe der Jahre ist die Bedeutung verloren gegangen. Mit dem Kemmelberg in Westflandern hat diese Rennstreckenpassage jedenfalls nichts zu tun, wortgeschichtlich eher mit Kümmel.

Les Combes
Eine «combe» ist eine kleine Schlucht oder ein Erosionstal. Hier geht es wieder den Berg hinunter.

Malmédy
Steht für die 12.500-Einwohner-Stadt in der Nähe. Malmédy geht zurück auf das lateinische «a malo mundarum», vom Bösen reinigen. Die Warche trat damals regelmässig über die Ufer, die Kirche sah dies als Zeichen Gottes.

Rivage
Eigentlich: Ufer. Benannt nach einem nahen Weiler. Später in Bruxelles (Brüssel) umbenannt, nach der Hauptstadt Belgiens. Aber alles sagen noch immer Rivage. Die folgende Links hat offiziell keinen Namen, wurde jedoch Sprecherkurve genannt, weil dies die einzige Kurve war, welche vom damaligen Platz des Pistensprechers eingesehen werden konnte.

Pouhon
Eine Doppellinks, die viele Fahrer als mindestens so spannend bezeichnen wie Eau Rouge oder Blanchimont. Pouhon ist eine jener stark eisenhaltigen Quellen, welche der Region Spa zum Namen und Ruhm verholfen haben. Wortgeschichtlich steht Pouhon für «Ort, an welchem das Wasser entspringt», es stammt aus dem Wallonischen «poujhon».

Fagnes
Fagnes ist eine grenzübergreifende, gewölbte Hochfläche zwischen Belgien und Deutschland, die rund 600 Quadratkilometer gross ist. Das Dorf Francorchamps liegt in der Region Fagnes. Zu deutsch heisst dies Fenn, und Fenn geht zurück auf das niederländische Veen (für Moor).

Campus
Ein Name, der sich für die Linkskurve kaum durchgesetzt hat. Er steht für den «Campus Automobile», der dort an die Piste grenzt, ein Kompetenzzentrum für besseres Autofahren.

Stavelot
Kurvenname für den gleichnamigen Ort, der unter den Römern Stablo hiess. Stavelot gilt als einer der ältesten Orte von Belgien. Das Benediktinerkloster Stablo wurde 648 gegründet. Heute ist in den früheren Klostergemäuern unter Anderem ein sehr sehenswertes Rennwagenmuseum zu finden.

Paul Frère
2008 verstarb der legendäre Rennfahrer, Journalist und Buchautor. Die Rechtskurve nach Stavelot erinnert an ihn.

Blanchimont
Die Vollgaspassage, ein ultraschneller Linksbogen, steht für eine Ortschaft.

Chicane
Mit dieser Schikane sollten die Autos vor der Rückkehr zu Start und Ziel verlangsamt werden. Sie wurde auch gerne Busstop genannt. Als die Piste für den öffentlichen Verkehr noch offen war, hielt hier tatsächlich ein Linienbus.

Und was ist nun mit Spa und Francorchamps?

Spa wird heute weltweit für Quellen und Orte des Wohlfühlens verwendet. Die Stadt Spa wurde durch ihre Quellen berühmt, die Herkunft des Wortes ist umstritten. Einige führen sie auf das germanische Wort für Spucken zurück. Haben die ersten Quellennutzer das Wasser vielleicht ausgespuckt? Wir wissen es nicht.

Die Herkunft von Francorchamps ist unklar. Der Ort wurde erstmals in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts erwähnt und geht vielleicht auf «Francorum campus» zurück, das Lager der Franken. Es gibt jedoch auch eine erhaltene Gedenktafel, auf welcher die früheren Besitzer des Klosters von Stavelot verzeichnet sind. Einer davon hiess – Francorcamp.


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