Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Hinter Brawn alles offen.

Von Guido Quirmbach
Erfolgtrio: Brawn, Button, Barrichello

Erfolgtrio: Brawn, Button, Barrichello

Die Zusammenfassung des ersten Grand Prix. Brawn in Malaysia noch überlegener?

Wer das Ergebnis von Melbourne richtig getippt hätte, hat wohl im Wettbüro eine Menge Geld gemacht. Das wahre Kräfteverhältnis spiegelt das Resultat aber sicher nicht wieder. Ausser an der Spitze.

Die Überlegenheit der Brawn in Melbourne war erschreckend, sie wird aber noch krasser, wenn man Rubens Barrichello glauben darf. Der hat sich nämlich den umstrittenen Diffusor bei dem Startunfall beschädigt. «Danach noch aufs Treppchen zu fahren war mehr, als ich nach der ersten Kurve erwarten konnte.» Jenson Buttons Vorsprung wäre wesentlich grösser gewesen, aber bei seinem zweiten Stopp begann der Tankvorgang erst, als die Reifen schon komplett gewechselt waren, Verlust rund 6 Sekunden. Dadurch kam Vettel überhaupt erst wieder näher. Button klagte nur über Nebensächlichkeiten: «Am Schluss war es sehr schwierig, die Reifen arbeiteten nicht richtig und die Sicht wurde immer schlechter» Zum Teil wegen Licht/Schatten und auch wegen der tiefstehenden Sonne. «Und am schlimmsten war es in den schwierigsten Kurven»

Wegen der enormen Bodenhaftung der Brawn wird nun befürchtet, dass deren Überlegenheit auf der flüssigeren Strecke von Sepang, wo es viele schnelle Kurven gibt, am kommenden Wochenende noch viel grösser sein wird.

Vettels Aktion mit Kubica, die beide aus dem Rennen und vom Podium warf, ist umstritten, die Mehrheit sieht die Schuld bei dem Red Bull-Piloten. So sagt Premiere-Experte Keke Rosberg: «Er hatte keine Chance, seine Reifen waren fertig. Da muss er nachgeben und Rang 3 nach Hause fahren!» Vettel selbst: «Ich hatte überhaupt keinen Grip mehr, Robert war aussen schneller, aber ich konnte mich auch nicht in Luft auflösen» Bis dahin war Vettel aber der Einzige, der zumindest in die Nähe der Brawn kam.

Das hätten andere sein können, die beiden aus der Box gestarteten Toyota fuhren sehr effektiv und schnell, Trulli wurde Dritter, Timo Glock Fünfter. Dem Deutschen gelang gegen Fernando Alonso eins der besten Überholmanöver und hofft, dass sich Toyota in den nächsten Rennen hinter Brawn als Nummer 2 bei den Teams etablieren kann. Nach Melbourne ist dieses Ziel nicht unrealistisch, denn die vermeintlich «Grossen» sind weiter weg als die Kölner.

Lewis Hamilton bestritt Schadensbegrenzung, er wurde Vierter, was freilich mehr der beherzten Fahrt des Weltmeisters als der Performance des McLarens zuzuschreiben war. Hamilton kämpfte wie im Kart und leistete sich keinen Fehler. Perfekte Boxenarbeit des Teams machte das unerwartet starke Ergebnis vom 18. Startplatz möglich. Heikki Kovalainen schied bereits bei der Startkollision aus.

Ferrari erlebte ein Desaster. Als eins der wenigen Teams starteten sie mit den weichen Reifen, die bereits nach wenigen Runden abbauten. Deshalb kamen sowohl Räikkönen als auch Massa sehr früh rein, was sie eigentlich hoffnungslos zurück warf. Nur das Safety-Car brachte die Italiener wieder in Position. Doch Massa machte einen frühen letzten Stopp, der sich als taktischer Fehler erwies, bevor er wegen eines technischen Defektes ganz ausfiel. Räikkönen drehte sich alleine in die Mauer und schied nach insgesamt fünf Boxenstopps ganz aus, wurde aber noch als 16. gewertet.

Nico Rosberg verlor immer viel Zeit mit frischen Reifen und nach dem Re-Start, er hatte grosse Schwierigkeiten, die Gummis auf Temperatur zu bringen. Sein siebter Platz spiegelt nicht den Speed des Williams wieder. «Zwei Punkte sind ok, ich glaube auch, dass wir besser sind als manche, die vor uns gelandet sind.» Nakajima wäre auch sicher in den Punkten gelandet, wenn er sein Auto nicht in die Mauer geschmissen hätte, was das Safety Car auf die Strecke brachte. Der Japaner: «Körperlich geht es mir gut, aber ein gutes Resultat weggeschmissen zu haben, schmerzt mich sehr»

Renault erreichte mit Alonso Rang sechs, der Ex-Weltmeister musste beim Start durch die Wiese und lag anschliessend immer hinter Teamkollege Piquet, der bis zum Re-Start ein starkes Rennen fuhr. Da verlor er dann sein Auto und beendete das Rennen im Kiesbett. Alonso kämpfte anschliessend wie ein Löwe, hatte aber nie das Material, um um bessere Platzierungen kämpfen zu können. Beinahe wäre er sogar von Sébastien Buemi überholt worden, doch der Schweizer gab nach.

Buemi fuhr ein sehr starkes Debüt und konnte bei seinem ersten Grand Prix gleich einen Punkt mitnehmen. Möglicherweise wäre sogar mehr drin gewesen, doch klugerweise vermied Buemi bei allen Zweikämpfen jedes Risiko. Den Punkt hat er sich verdient und als Bonbon obendrauf hatte er Teamkollegen Bourdais zu jedem Zeitpunkt im Griff. «Erstes Rennen, erster Punkt, ich bin sehr happy. Vielleicht hatten wir etwas Glück durch die Unfälle, aber wir waren auch sonst nicht schlecht aufgestellt»

Nick Heidfeld und Adrian Sutil wurden Opfer der Startkollision und mussten bereits nach der ersten Runde an die Box. Danach fuhr Sutil ein starkes Rennen und wurde Zehnter, noch vor Heidfeld, dessen BMW wohl nach dem Startcrash ein Problem hatte, anders ist das blasse Rennen des Mönchengladbachers nicht zu erklären. Gleiches gilt für Mark Webber.

Sutils Kollege Fisichella lag zeitweise in den Punkten, verlor aber das Rennen aus eigener Schuld an der Box, als er an seiner Crew vorbei fuhr und zurückgeschoben werden musste. Die dadurch verlorenen Ränge konnte der italienische Routinier nicht auf der Strecke nicht mehr gut machen.

Australien war ein sehr gelungener Auftakt in die Saison 2009. Ob die Regeländerungen wirklich greifen und KERS das Überholen erleichtert, wissen wir noch nicht. Australien war eigentlich immer ziemlich turbulent. Zumindest war es laut Timo Glock unmöglich, ein Auto mit KERS zu überholen.

Erfrischend aber sicher das derzeitige Kräfteverhältnis. Ein McLaren-Ferrari-Einerlei wie im letzten Jahr wird es heuer sicher nicht geben.

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