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Balaton Park eröffnet: Konkurrent des Hungarorings?

Von Gerhard Kuntschik
Mit dem Balaton Park Circuit wurde in dieser Woche eine neue Rennstrecke eröffnet, die höchsten Standards entspricht. Das Homologationsansuchen läuft bei der FIA aber derzeit für Grade 2 – aus guten Gründen.

In Zeiten wie diesen eine neue Rennstrecke mitten in Europa zu bauen ist schon fast abenteuerlich. Doch Chanoch Nissany hatte schon immer Sinn dafür. Und so steht der 59-jährige Israeli auch hinter dem in dieser Woche eröffneten Balaton Park Circuit, in Sichtweite des Plattensees an dessen nordöstlichem Rand inmitten der beliebten Ferienregion um Balatonfüröd.

Chanoch Nissany? Der Vater des aktuellen Formel-2-Fahrers Roy Nissany ist vielen wohl als langsamster Formel-1-Pilot aller Zeiten in Erinnerung. Erst sehr spät, als 38-Jähriger, wollte er sein Hobby Rennsport umsetzen, wurde 2005 Testfahrer bei Paul Stoddarts Minardi-Team und durfte in seiner Wahlheimat Ungarn am 29. Juli (seinem 42. Geburtstag) das Freitagstraining zum ungarischen GP bestreiten – und wurde Letzter mit 12,9 sec Rückstand auf die Bestzeit von Alex Wurz im McLaren-Mercedes! Seine aktive Laufbahn setzte er in ungarischen Serien bis 2011 fort.

Als Geschäftsmann (dem auch beste Verbindungen zur israelischen Regierung nachgesagt werden) konnte er internationale Investoren für das Projekt Balaton Park Circuit gewinnen. Investiert wurden 204 Millionen Euro – die Geldgeber sind namentlich nicht bekannt. Die Strecke wurde vom ungarischen Designer Ferenc Gulácsi konzipiert (wohl eine der wenigen neuen Strecken ohne Hermann Tilkes Mitwirkung) und ist 4,115 Kilometer lang, weist sechs Rechts- und zehn Linkskurven (gegen den Uhrzeigersinn) auf und ist zwölf bis 15 Meter breit.

Die relative Kürze könnte bei grossen Teilnehmerfeldern zum Problem werden. Es gibt 48 Boxen, eine permanente Tribüne für 10.000 Zuschauer und die Möglichkeit, temporäre für bis zu 120.000 zu errichten. Ein Viersternehotel mit 145 Zimmern (Blick auf die Strecke) soll Ende des Jahres fertiggestellt werden. 2000 Quadratmeter Lounges sind im Hauptgebäude vorhanden. Die Erreichbarkeit ist durch die Nähe der Autobahn M7 (Budapest-Stuhlweißenburg) gegeben. Die Entfernung zu Budapest beträgt 95 Kilometer, nach Wien sind es 220 und nach Graz 246 km.

Während sich der öffentlichkeitsscheue Nissany bei der Eröffnung nicht blicken liess, gab der für die sportliche Leitung verantwortliche Vorstand Gianpaolo Matteucci Details bekannt. Der wurde als langjähriger Fahrermanager durch seinen Schützling Luca Ghiotto mit der Nissany-Familie bekannt und stieg in das Projekt ein: «Vor sechs Jahren wurden die Pläne konkret, vor vier Jahren war Grundsteinlegung.»

Der 59-Jährige brachte auch gleich seinen Ex-Klienten Giancarlo Fisichella (231 Grands Prix, drei Siege) als «Botschafter» mit ein. Der Italiener drehte auch in einem Ferrari Purosangue die ersten Runden für Filmaufnahmen und befand: «Das nächste Mal komme ich mit der Familie zum Urlaub hierher.»

Die Strecke wurde im Hinblick auf FIA-Grade 1 (also Formel-1-Standard) und FIM-Grade A gebaut, das Homologationsansuchen läuft bei der FIA aber derzeit für Grade 2 – aus Kostengründen. Und was soll auf dem Kurs stattfinden? Matteucci: «Von Privattests bis zu Rennsport auf zwei und vier Rädern reicht unser Angebot. Wir sind mit mehreren Serienveranstaltern für die Saison 2024 und später in Verhandlungen.»

Und damit ergibt sich die Frage: Konkurrenz für den Hungaroring? Der hat die Formel 1 bis 2027 zu Gast und soll nun umfangreich modernisiert werden. Matteucci: «Unser Unternehmen ist zu 100 Prozent privat, der Hungaroring ist staatlich subventioniert.» Will heissen: An die Formel 1 (oder MotoGP) denkt man derzeit nicht. Erster Gast ist Anfang Juni Porsche mit zweiwöchigen Feierlichkeiten zum 75-Jahr-Jubiläum.

Anrainerprobleme, so wurde versichert, gab es keine. Die Region stehe wegen der Chance auf neue Arbeitsplätze und dem erwarteten Zuwachs im Tourismus hinter dem Projekt, hiess es.

Der Balaton Park Circuit ist die erste neue, permanente Rennstrecke in Mittel- und Westeuropa seit der Eröffnung des Autodroms Algarve 2008. Die Stadtkurse in Sochi (2014) und Baku (2016) sind ja temporär. Und der Moscow Raceway in Wolokolamsk (2012) steht aktuell für Nichtrussen wohl nicht zur Wahl.

WM-Stand (nach 5 von 22 Rennen) 

Fahrer 
01. Verstappen 119 Punkte 
02. Pérez 105
03. Alonso 75
04. Hamilton 56
05. Sainz 44
06. Russell 40
07. Leclerc 34
08. Stroll 27
09. Norris 10 
10. Gasly 8
11. Hülkenberg 6
12. Ocon 6
13. Bottas 4 
14. Piastri 4
15. Zhou 2
16. Tsunoda 2
17. Magnussen 2 
18. Albon 1
19. Sargeant 0 
20. De Vries 0

Konstrukteurspokal 
01. Red Bull Racing 224 Punkte 
02. Aston Martin 102 
03. Mercedes 96
04. Ferrari 78
05. McLaren 14
06. Alpine 14
07. Haas 8 
08. Alfa Romeo 6 
09. AlphaTauri 2
10. Williams 1

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