Brasilien-GP: Organisatoren unter Druck
Wer wollte da den Brasilien-GP fallenlassen?
Seit Jahren ist die Infrastruktur der Rennstrecke «Autódromo José Carlos Pace» in Interlagos (São Paulo) ein schlechter Witz. Seit Jahren wird Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone ein neues Boxengebäude versprochen, passiert ist bis heute nichts.
Also erhöht «Mr. Formula One» den Druck.
Er steht Gerüchten nicht im Weg, das Rennen könne wieder nach Rio de Janeiro umziehen oder fände ein neues Heim im Beto Carerro Park von Santa Catarina (im Süden Brasiliens). Der Park ist benannt nach João Batista Sergio Muard, einem libanesischen Einwanderer, der es in Brasilien vom Musiker und Unterhalter bis zum Themenpark-Betreiber brachte. Die «Beto Carrero World» ist seit 1991 der grösste Themenpark von Latein-Amerika.
Angeblich hat Formel-1-Pistenarchitekt Hermann Tilke für den Park bereits ein erstes Strecken-Layout entworfen.
Der Brasilien-GP fand bislang in Interlagos und Rio statt – von 1972 (im ersten Jahr noch nicht zur Formel-1-WM zählend) bis 1977 in Interlagos, 1978 erstmals in Jacarepaguá /Rio, 1979/1980 wieder in Interlagos, 1981 bis 1989 in Rio, seit 1990 – auf gekürzter Bahn – wieder in Interlagos.
Der heutige Vertrag bis Austragung des Brasilien-GP endet 2015. Ecclestone hat in São Paulo klargemacht: ohne neue Boxenanlage (an der heutigen Geraden zu Kurve 3) wird es keine Vertragsverlängerung geben.
Ein Umzug zurück nach Jacarepaguá ist nicht möglich: weite Bereiche der früheren Bahn sind heute Teil des olympischen Geländes für die Sommerspiele 2016.
Und genau diese Spiele sind der Grund, wieso das Rennen nicht nach Rio umziehen wird: die finanzielle Belastung durch einen Formel-1-Lauf wäre einfach zu gross. Ganz abgesehen davon, dass 2014 auch noch das Finale der Fussball-WM in Rio ausgetragen wird.
Seit 2005 ist das nach dem früheren Formel-1-Piloten Carlos Pace benannte Autodrom von Interlagos unter Kontrolle des Tourismus-Büros von São Paulo. Dort fehlt jedoch das Geld für die Erneuerung der Strecke. Mittel bei der Präfektur São Paulo loszueisen, ist innenpolitisch nicht so einfach. Der neue Bürgermeister Fernando Haddad hat sich dem Kampf gegen die Armut verschrieben, da passt die Finanzierung des Millionen-Zirkus Formel 1 wenig ins Bild.
Die Drohung von Ecclestone, Brasilien keinen Vertrag mehr zu geben, ist hohl: So lange er keinen anderen WM-Lauf in Süd- oder Mittel-Amerika hat, wird Brasilien im Kalender bleiben.
SPEEDWEEK-Prognose: Unter wachsendem Druck werden in São Paulo die Mittel für die neue Boxengasse bewilligt, das Rennen bleibt in Interlagos.