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Wieso liebt der Silberpfeil die Shanghai-Bahn?

Von Mathias Brunner
Vor einem Jahr gab es bei Mercedes Grund zum Jubel

Vor einem Jahr gab es bei Mercedes Grund zum Jubel

Ross Brawn warnt trotz Silber-Märchens: «Wir haben noch einen langen Weg vor uns.»
Oft genug haben wir in den Medienrunden mit Mercedes lange Gesichter erlebt. Wenn ein Premium-Hersteller über Jahre immer wieder Prügel einsteckt, dann ist das nichts, wofür es sich zu strahlen lohnt.

Heute aber sind wir hier in Shanghai im wahrsten Sinne des Wortes im Land des Lächelns: Pole-Position für Lewis Hamilton, Startplatz 4 für Nico Rosberg, das ist eine hervorragende Ausgangslage, um den Sieg aus dem Vorjahr (damals mit Nico) zu wiederholen.

Lewis ist bereits zu Wort gekommen, lassen wir lieber Nico darüber reden, wieso er heute vier Zehntel hinter dem starken Briten war.

«Der Hydraulikdefekt vom Morgen hat gewiss nicht geholfen», sagt der Wiesbadener. «Dann habe ich in Sachen Abstimmung eher aufs Rennen hin gearbeitet. Und schliesslich ist Lewis einfach eine sauschnelle Runde gefahren. Und ich habe auch einen Fehler in der letzten Runde gemacht.»

Was bei der Hydraulik schief ging: Nach den ersten beiden Grands Prix in Australien und Malaysia wurde eine Leitung verändert, mit Augenmerk auf Grösse und Gewicht. Genau diese Leitung ging kaputt. Nun ist auf die alte Spezifikation zurückgebaut worden. Teamchef Ross Brawn: «Ironischerweise strebten wir eine Verbesserung an und die hat zum Defekt geführt.»

Hätte der Brite im Winter mit so einem erfreulichen Saisonbeginn gerechnet?

Ross antwortet: «Wir wussten immer, dass die Änderung unserer Team-Struktur früher oder später Früchte tragen würde. Und diese Änderung war teilweise auch dafür verantwortlich, dass die zweite Saisonhälfte 2012 nicht so berauschend war. Wir krempelten die Aero-Abteilung um, wir veränderten den Massstab der Windkanalmodelle. Das alles braucht Zeit, um Ergebnisse zu zeigen. Nun aber kommen die Ergebnisse. Natürlich macht uns das viel Freude, aber wir haben noch einen langen Weg vor uns.»

Der kurze Weg führt möglicherweise zum Sieg hier in Shanghai. Hat der Wagen nicht auf harten wie weichen Reifen einen exzellenten Eindruck hinterlassen?

Ross Brawn fährt fort: «Ich erwarte ein hoch kompliziertes Rennen. Sorgen machen mir die weicheren Reifen, die einfach nicht lange genug zu halten scheinen. Das Rennen bietet Potenzial für eine reiche Durchmischung, das kann sehr spannend werden.»

Nico Rosberg grinst: «Bei den weichen Walzen ist es nicht die Frage, wieviele Runden man damit zurücklegen kann, sondern wieviele Kurven man kommt ... Nein, ernsthaft: Der Freitag hat gezeigt, dass die weichen Reifen in einer Weise abbauen, dass die Unterschiede nach wenigen Runden ganze Sekunden betragen kann. Das wird eine gewaltige Herausforderung.»

Sieg von Pole für Rosberg 2012, nun Pole für Hamilton – wieso scheint der Silberpfeil diese Shanghai-Bahn so zu lieben?

Ross Brawn schmunzelt. «Ich würde sagen, dass der neue Mercedes bislang auf jeder Art Strecke gut gewesen ist, also nicht nur hier in Shanghai. 2012 war unser Auto in der Leistungsfähigkeit beschränkt, weil die Hinterreifen zu sehr abbauten. Shanghai aber ist eine Strecke, auf welcher die Vorderreifen eher beansprucht werden als die hinteren. Zudem fuhr Nico vor einem Jahr brillant. Dieses Jahr verhalten sich die Reifen an unserem Wagen anders. Ich glaube, wir haben grundsätzlich ein gutes Auto, nicht nur hier in China.»

Vor einem Jahr gab es für Mercedes viel zu feiern, wie zuversichtlich ist Brawn, dass es nun erneut so sein wird?

Brawn findet: «Es gibt so viele Faktoren, an die es zu denken gilt. Beispielsweise entwickelt sich diese Strecke mit zunehmendem Gummi auf der Bahn rasant. Sie reagiert aber auch empfindlich auf Temperatur-Unterschiede. Dabei ist wichtig – das Rennen beginnt morgen zu einer Zeit, als das Quali schon zu Ende war. Will heissen: wir werden morgen unter anderen Temperaturen fahren, zudem wird es morgen markant wärmer sein als gestern bei unseren Langläufen. Von den unterschiedlichen Windrichtungen beginne ich gar nicht erst zu reden. Wir haben insgesamt jede Menge Informationen gesammelt, nun gilt es, diese Daten im Laufe des Rennens richtig umzusetzen.»

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