Frau Kaltenborn, hat Sauber ein Ein-Auto-Team?
An der Fahrkunst von Nico Hülkenberg liegt es nicht
Einer der Führenden in Shanghai: der bärenstarke Nico Hülkenberg im Sauber.
Ex-GP-Pilot Martin Brundle: «Ich verstehe bis heute nicht, wieso sich McLaren diesen Jungen nicht geschnappt hat. Sein Talent ist doch überdeutlich. Denn hätte ich zehn Mal vor Pérez genommen!»
Von Runde 7 bis Runde 14 führte Hülkenberg und liess seine Sauber-Truppe träumen. Am Ende sprang aber nur ein mickriger Punkt heraus.
Natürlich ist das zu wenig.
Einer der Gründe gemäss Sauber-Teammanager Beat Zehnder: «Im letzten Rennteil waren wir zu langsam, unerklärlich langsam, wie ich festhalten muss. Wir können uns das derzeit nur so erklären, dass eben der Wagen feinfühliger auf die fallenden Temperaturen reagiert hat als die Fahrzeuge der Konkurrenz. Aber gemäss unseren Berechnungen hätte Nico im letzten Rennsegment mit der harten Mischung eine Sekunde pro Runde schneller fahren müssen. Ich glaube, ich liege mit der Vermutung Temperatur nicht ganz falsch. Am Freitag waren wir nirgens, am Samstag, als es markant wärmer wurde, waren wir flott unterwegs. Am Anfangs des Rennens war es ebenfalls warm.»
Den weichen Reifen mitten im Rennen einzusetzen, war so geplant. «Du schaust da immer die Lücke nach hinten an», erklärt Zehnder weiter. «Das hat an sich auch gut funktioniert. Wir wären auch an sich vor Massa aus der Box gekommen. Aber dann hatte Nico ein Problem mit dem Hochschalten, deshalb konnte Felipe an ihm vorbeiflitzen. Wir hätten heute locker Rang 7 erreichen müssen.»
Kleiner Einwand bei Teamchefin Monisha Kaltenborn: Wurde Hülkenberg auf dem weichen Reifen nicht mit sieben Runden etwas gar lange auf der Bahn gelassen? Waren die Rundenzeiten da nicht schon zu stark gestiegen?
«Der Meinung bin ich nicht», antwortetet die Steuerfrau der Schweizer Truppe. «Wir hatten ja bei den Gegner gesehen, wie lange die Reifen halten. Und da gab es keine so dramatisch abweichenden Werte, dass wir uns gezwungen gesehen hätten, sofort zu reagieren.»
Rätselhaftes Verhalten der Reifen, Probleme beim Boxenstopp (eine Radmutter kullerte davon), ein Hickser beim Hochschalten – die moderne Formel 1 ist so leistungsdicht, das reicht bereits, um im Feld zurück gereicht zu werden.
Nico Hülkenberg sagt: «Ich glaube nicht, dass die beiden Situationen, die ich in der Boxengasse hatte, über Sieg oder Niederlage entschieden hätten. Es war ein gemischtes Rennen, das gemischte Gefühle hinterlässt. Natürlich fand ich es sehr schön, wieder zu führen und vorne mit den Top-Teams zu kämpfen. Ich hatte einen ordentlichen Start und ein paar schöne Kämpfe in den ersten paar Runden. Dabei konnte ich einige Positionen gewinnen, aber gegen Ende des Rennens haben wir ein wenig an Performance verloren. Wenn man die Führung hat oder Zweiter ist, hofft man verständlicherweise auf mehr. Dennoch hätte das vielleicht auch ein falsches Bild sein können, da wir ausserhalb der Sequenz der anderen Piloten gefahren sind, die auf den weichen Reifen gestartet waren. Aber wie auch immer, es war ein recht gutes Rennen.»
Von guten Rennen und Punkten kann Esteban Gutiérrez derzeit nur träumen.
Die moderne Formel 1 ist gnadenlos, Welpenschutz geniesst da keiner. Die Kritik am 21-Jährigen wird in den kommenden Tagen unüberhörbar sein.
Der junge Mexikaner schied durch einen Anfängerfehler aus – er schätzte die Distanz zu Sutil vor ihm falsch ein und fuhr ihm am Ende der Gegengeraden ins Heck.
Esteban: «Ich kann mich nur entschuldigen. Ich habe Distanz, Speed und Abtrieb beim Anbremsen falsch ausgerechnet, auf einmal ging mir die Strasse aus und ich konnte die Kollision mit Adrian nicht mehr verhindern.»
Die Frage muss daher erlaubt sein: Hat Sauber 2013 nur ein Ein-Wagen-Team?
Monisha Kaltenborn: «Wenn man die reinen Ergebnisse anschaut, dann lässt sich gegen dieses Argument wenig sagen. Aber wir haben kurz nach seiner Verpflichtung festgehalten – das ist ein junger Fahrer, und er wird auch Fehler machen. Das war eben ein solcher Fehler. Eine Erfolgs-Garantie gibt es nie.»