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Honda-Rückkehr 2015 mit McLaren: Erste Details

Von Mathias Brunner
Einer der nie bei Rennen eingesetzten Prototypen, intern «Karasu» genannt (Krähe)

Einer der nie bei Rennen eingesetzten Prototypen, intern «Karasu» genannt (Krähe)

Versuchsträger in Tochigi, Chance für Kobayashi? Ex-Ferrari-Mann Gilles Simon an Bord.
Seit Monaten halten sich die Gerüchte hartnäckig, dass der japanische Hersteller Honda in die Formel 1 zurückkehren werde. Und zwar mit dem früheren Erfolgspartner McLaren.

Inzwischen sickern mehr Details durch …

Honda-Firmenchef Tokanobu Ito hat bisher nur verlauten lassen, man «prüft eine Rückkehr intensiv».

Insider aus Japan beteuern seit Monaten, bei Honda liefen V6-Turbo-Versuchsträger auf den Prüfständen von Tochigi – für ein Formel-1-Comeback 2015. Honda hat, eher ungewöhnlich für die japanische Firma, den Franzosen Gilles Simon engagiert. Der in Marokko geborene Franzose arbeitete ab 1984 in der Forschungs- und Entwicklungs-Abteilung von Renault, wurde dann von Peugeot abgeworben und baute jenes V10-Aggregat, mit welchem die Franzosen in Le Mans triumphierten. 1993 folgte Simon dem Lockruf seines Landsmanns Jean Todt und wechselte zu Ferrari. Ab 2006 leitete Simon die F1-Motorenabteilung, bevor er 2009 zum Autoverband FIA wechselte (Arbeitsgruppe neue Energien). 2011 wirkte Simon kurz für das seither pleite gegangene PURE-Projekt (Turbo-Kundenmotoren für die Formel 1).

Honda zog sich Ende 2008 aus wirtschaftlichen und sportlichen Gründen aus der Formel 1 zurück. Nachdem der Rennstall an Teamchef Ross Brawn veräussert wurde, gewann der 2009 mit Jenson Button prompt den Formel-1-WM-Titel – eines der grössten modernen Grand-Prix-Märchen. Das Knirschen aus Japan war bis nach Europa zu hören.

Seither hatten die Japaner immer beteuert: Ein Comeback werde es nur dann geben, wenn sie eine neue technische Herausforderung böte und falls es der Firma wirtschaftlich wieder besser gehe.

Die neue Turbo-Generation ist genau die technische Herausforderung, die Honda sucht. Wie es wirtschaftlich aussieht, wird Honda an der Jahresversammlung Ende April fürs Geschäftsjahr 2012/2013 bekanntgeben.

Kunio Shibata: «Die technische Herausforderung ist nun gegeben. Und Honda generell hat die Wirtschaft in Japan wieder angezogen.»

Die japanischen Blätter haben die übliche Zurückhaltung längst abgelegt: Sowohl «Asahi Shimbun» als auch «Jiji Press» berichten, die Vorbereitungen für die Rückkehr mit McLaren seien am Laufen, unter Berufung auf Firmenquellen.

Beobachter aus England wollten erkannt haben, wie Honda-Techniker bei McLaren ein und aus gingen. Weder McLaren noch Honda haben das je bestätigt, mit eigenen Augen haben wir das auch nicht gesehen. So lange bleibt das Hörensagen. Für den heutigen McLaren-Motorenpartner Mercedes ist das auch eine eher unangehehme Vorstellung.

McLaren-Honda war eine überaus erfolgreiche Verbindung, die über das Ende der Turbo-Ära hinaus Bestand hatte. Das Team gewann alle Formel-1-Titel zwischen 1988 und 1991. 1988 gewannen Ayrton Senna und Alain Prost im Model MP4/4 gleich 15 von 16 Rennen, und Senna wurde mit knappem Vorsprung zum ersten Mal Weltmeister. Im Folgejahr konnte sich dafür Prost revanchieren und den Titel gewinnen. Nachdem der Franzose Ende der Saison 1989 das Team Richtung Ferrari verlassen hatte, gewann Senna in den Folgejahren 1990 und 1991 zwei weitere Titel. Im Winter 1991 gab Honda den Ausstieg aus der Formel 1 bekannt.

Wieso kein Comeback schon 2014?

Das liegt an zwei Gründen.

Erstens hätten frühzeitig rund 250 Mio Euro freigegeben werden müssen, um sich zum Debüt der neuen F1-Turbogeneration fit zu machen. Diese Mittel waren innerhalb der Firma Honda einfach nicht zu finden.

Und zweitens kann Honda mit einem Comeback erst 2015 gewisse Fehler der Gegner in Ruhe studieren und gegebenenfalls darauf reagieren.

Weiterer Vorteil für Honda: Als Hersteller, der nicht in der Formel 1 engagiert ist, kann das Team leicht ein rollendes F1-Labor bauen – so wie in einer Garage des Honda-Museums von Motegi ein halbes Dutzend pechschwarzer, nie bei einem Grand Prix eingesetzter Formel-1-Boliden stehen! (Was ist vor ein paar Jahren mit eigenen Augen sah, bevor mich ein erschrockener Honda-Beamter höflich, aber bestimmt aus der Garage scheuchte.)

Der jüngste Plan soll so aussehen: Enge Partnerschaft mit McLaren, dazu ein zweites Team, höchstens ein drittes Team als Kunde, möglicherweise auch als Anlaufstelle für einen japanischen Piloten.

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone weiss, dass er mit Honda und einem Japaner hinterm Lenkrad das Interesse am GP-Sport in Japan wieder anfachen könnte.

Honda wiederum war oft Steigbügelhalter für japanische Rennfahrer. Es ware daher naheliegend, beim Kundenteam einen Japaner zu platzieren.

Der könnte Kamui Kobayashi heissen.

Der finanzielle Aufwand für ein zweites, potentiell drittes Team halt sich in Grenzen: Bis dann werden pro Saison und Fahrer nur noch fünf Aggregate erlaubt sein. Dazu, sagen wir zehn Aggregate zum Testen. Das ergibt eine Summe von Triebwerken, die in den 90er Jahren in zwei Wochen verbraten wurden!

Weiterer Vorteil von Kundenteams: sie bezahlen für die Motoren, die finanzielle Belastung für Honda würde geringer. Und Honda kann mit mehr Teams mehr Daten sammeln.

Eine Rückkehr von Honda ware für den Sport ein kraftvolles, positives Signal.

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