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Formel-1-Werkstatt im Hinterhof

Von Petra Wiesmayer
Kevin Thomas' BAR

Kevin Thomas' BAR

In England baut ein erklärter Formel-1-Fan an seinem eigenen Boliden – im Garten seines Hauses.

«Die spinnen, die Briten», sagte schon Obelix und man könnte sich fragen, ob er damit wohl Kevin Thomas gemeint hat. Der Mittfünfziger lebt in der Nähe von Brighton und baut seit einiger Zeit an seinem eigenen Formel-1-Auto. Sein Garten ist voller Autoteile, vom Seitenkasten, über einen Tank, Bodenplatten, Aufhängungsteile und, und, und. Und im extra erbauten Gartenhaus steht ein British-American-Racing-Renner.

Alles habe mit einem Besuch eines Renault Showrooms und einer Auktion auf eBay angefangen, erzählt der englische Formel-1-Fan. Dort wurde ein Reynard BAR 01 und ein BAR 003 versteigert, es gab aber keine Gebote. Nach Ende der Auktion schrieb Thomas den Verkäufer an, der stand wenige Tage später mit den beiden Chassis vor der Tür und «ich habe bar bezahlt». Den älteren der beiden verkaufte er weiter, am neueren begann er zu bauen.

Thomas ist kein Ingenieur, nur ein Formel-1-Fan und Sammler von Autoteilen aus der Königsklasse. Sein BAR 003/2 ist nie in einem Grand Prix gestartet, war aber in fünf Rennen das Ersatzauto. Um seinen Traum zu verwirklichen, baute er erst mal seine neue Werkstatt im Garten, «die Garage war einfach zu klein» und begann, sich nach den fehlenden Teilen für sein Werk umzusehen.

Neben dem Antriebsstrang fehlten die richtige Aufhängung, ein Sitz und eigentlich alles, was ein modernes Formel-1-Auto ausmacht. Aber Teile dieser Autos sind rar gesät. «Es wurde mir sehr schnell klar, dass es sehr schwer oder gar unmöglich sein würde, die richtigen Teile zu bekommen. Ich muss nehmen, was ich haben kann», gesteht der Hobby-Autobauer gegenüber Car And Driver. Seither such jeden Tag auf eBay, tauscht Teile mit anderen Sammlern und – was nicht passt, wird passend gemacht – baut sie an seinen Renner. Die Seitenkästen sind beispielsweise von einem Williams BMW.

Thomas lernte, mit Karbonfaser zu arbeiten und schnitt Teile auf und montierte sie dann wieder zusammen, um die Motorabdeckung eines BAR einpassen zu können. Bisher hat er ca. 13.000 Euro in sein Werk gesteckt und das Auto sieht aus, als wäre es fahrbereit. Das ist es aber bei Weitem noch nicht. Der Antriebsstrang fehlt immer noch und unter anderem auch der Motor. Dass ein 3.0 Liter V10 jemals auf eBay auftauchen wird, bezweifelt der Brite jedoch stark. «Ich werde dann wohl einen 3.5 Liter Renault nehmen müssen. Der wird schnell genug sein, um mich das Fürchten zu lehren.»

Ob der BAR jemals fertig wird, steht noch in den Sternen. Aber darum geht es auch nicht. Die Arbeit daran ist es, was Thomas fasziniert und auch von seiner Frau unterstützt wird. «Andere Männer gehen ins Pub oder sind ständig unterwegs, das macht er nicht», erklärt Mrs. Thomas. «Er hat ein echtes Hobby und, da er das Auto auch nicht in seinem Arbeitszimmer stehen hat, habe ich gar nichts dagegen.»

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