Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Theissen: «Die Lage bleibt kritisch»

Von Mathias Brunner
BMW-Steuermann Dr. Mario Theissen auf dem Kommandostand

BMW-Steuermann Dr. Mario Theissen auf dem Kommandostand

Am 12. Juni will der Autoverband FIA verkünden, wer 2010 Formel 1 fahren soll. BMW-Sportdirektor Dr. Mario Theissen sieht das aber nicht als Deadline.

Die Runde Dr. Mario Theissen war auch schon lustiger. Dem BMW-Sportdirektor sieht man an, dass «die Lage für die Formel 1 weiterhin kritisch ist», wie er den sportpolitischen Streit zwischen dem Autoverband FIA und den Formel-1-Rennställen (FOTA) umschreibt.

Herr Theissen, FIA-Chef Max Mosley hat sinngemäss gesagt: «Wenn unsere Vorschläge der FOTA nicht passen, dann können sie ja eine eigene Rennserie veranstalten und sich dort vergnügen.»

(Ironisch) Sich zu vergnügen, klingt derzeit sehr reizvoll. (Beginnt zu lachen) Denn derzeit ist es gewiss kein Vergnügen.

Aber gibt es denn schon eine Antwort von Mosley auf euren Gegenvorschlag?

Nein, den gibt es noch nicht. Auf den warten wir jetzt.

Gibt es denn einen Anhaltspunkt, wann die Antwort kommt?

Nein.

Glauben Sie, Sie werden vor dem 12. Juni eine Antwort erhalten – wenn die FIA bekannt geben will, wer 2010 Formel 1 fahren soll?

Das werden wir sehen.

Es herrscht ein wenig Verwirrung um die Art und Weise, wie die FOTA bei der FIA diese an Bedingungen geknüpfte Nennung abgegeben hat. Die einen sagen, das war gewissermassen eine Sammelnennung, die anderen sagen, es waren neun Nennungen.

Es waren natürlich neun Nennungen, mit gleichem Wortlaut.

Wer hatte die Idee dieser Nennung unter gewissen Bedingungen?

Als wir uns mit Max in Monaco zusammensetzten, hat er das vorgeschlagen.

Sind Sie optimistischer oder weniger optimistisch als in Monaco, dass eine Lösung gefunden wird?

Das hat sich bei mir eigentlich nichts geändert. Ich war nie so optimistisch, wie sich einige nach der Sitzung in Monaco geäussert hatten. Ich halte die Situation nach wie vor für schwierig und kritisch und nicht gelöst. Das gilt auch heute noch.

Die Hoffnung, eine einvernehmliche Lösung zu finden, bleibt jedoch, denn die Bühne Formel 1 ist gut, mit starken Spielern darauf. Und es kann nicht im Interesse eines der Spieler sein, das ganze Spiel zu zerschlagen und praktisch von Null etwas Neues aufzubauen.

Kann es passieren, dass die FIA einfach alle Nennungen der neuen Rennställe plus Williams akzeptiert und alle Nennungen unter Vorbehalt der FOTA nicht akzeptiert? Was macht die FOTA dann?

Dazu kann ich erst etwas sagen, wenn wir eine Antwort von der FIA haben.

Könnte die FOTA die eigene Meisterschaft durchführen?

Dazu nur so viel: Wir sind engagiert, zusammen mit der FIA eine Lösung für eine gemeinsame Zukunft zu finden.

Aber wenn Mosley das wirklich durchzieht, mit den zehn neuen Teams und Williams – gibt es dann über den 12. Juni hinaus noch Verhandlungs-Spielraum?

Das liegt nicht in unserer Hand. Wir sind offen für Gespräche und dafür, eine Lösung zu finden. Ob das über den 12. Juni hinaus gehen kann, liegt mehr an der FIA als an uns. Wir sehen den 12. Juni nicht als Deadline.

Aber ihr stellt ja nicht die Bedingungen.

Eben.

Aber bis zum 11. Juni sollte das neue Concorde-Abkommen unterzeichnet sein, jenes Dokument, das die wirtschaftlichen und sportlichen Zusammenhänge zwischen FIA, Rennställen und Bernie Ecclestone regelt. Stimmt das?

Ja, das stimmt.

Ist das eine Deadline?

Kein Kommentar.

Ist die Einheit der FOTA durch den Vorstoss von Williams nicht geschwächt?

Williams hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht. Sie hatten bestimmt gute Gründe, so vorzugehen. Und sie haben ja nie gesagt: Wir möchten nie wieder etwas mit der FOTA zu tun haben.

Es heisst, die FOTA hätte ein 500-Seiten-Dokument eingereicht, und Mosley hat anklingen lassen, kein Mensch könne das in so kurzer Zeit nicht nur lesen, sondern auch verstehen, analysieren und interpretieren.

Die genaue Seitenzahl ist mir nicht bekannt. Aber vieles davon dreht sich um die finanziellen Aspekte. Und das liegt an den komplexen Firmenstrukturen. Die Passagen, in welchen es wirklich um die FIA und die FOTA geht, sind wesentlich kürzer. Ich kann nachvollziehen, dass es eine Weile dauert, so ein Dokument zu studieren. Ich möchte mich aber nicht dazu äussern, wann dieses Dokument vorlag.

Wie geht es jetzt weiter?

Wir warten auf eine Antwort der FIA. Wenn die da ist, setzen wir uns zusammen, beraten und kommen dann auf den Autoverband zurück.

Aber geht es überhaupt noch um die Sache oder nur noch darum, wer aus diesem Machtkampf als Sieger hervorgeht?

Das spielt sicher eine Rolle. Allerdings nicht für alle.

Ist es nun nicht das Schwierigste, eine Lösung zu finden, ohne dass jemand das Gesicht verliert?

Eine solche Lösung zu finden, wäre schön. Das sollten wir eigentlich schaffen. Aber das ist vielleicht schwieriger als die Sache selber.

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