Pirelli: Formel-1-Reifenlieferant bis Ende 2018

Von Rob La Salle
Paul Hember (Mitte) mit zweien seiner Techniker

Paul Hember (Mitte) mit zweien seiner Techniker

Der Pirelli-Rennleiter über die Erkenntnisse des ersten Trainingstags, die richtige Rennstrategie und die Dominanz von Sebastian Vettel und einen neuen Vertrag.

Jeder Ausflug von Formel-1-Alleinausrüster Pirelli ist stets auch eine Reise uns Ungewisse. Natürlich besitzen die Mailänder reichlich Daten von jeder Rennstrecke, dennoch weiss in der Regel keiner, wie sich eine Strecke entwickelt hat, und das Wetter ist eine weitere Ungewissheit. Am Freitag spricht Pirelli-Rennleiter Paul Hembery über die Lehren aus den ersten beiden freien Trainings.

Paul, was habt ihr heute gelernt?

Dass die Strecke so schmutzig ist wie in den vergangenen Jahren. Die Piste wird nun rasant mehr und mehr Haftung aufbauen, je mehr Gummi auf der Ideallinie liegt. Vorne rechts konnten wir beobachten, dass die Reifen zum Körnen neigen, bei einigen war es schlimmer, bei anderen nicht ganz so arg.

Wie gross ist der Unterschied zwischen den Mischungen und welche Renntaktik ist die Verheissungsvollste?

Der Unterschied beträgt auf dieser Strecke ungefähr eine Sekunde zwischen der superweichen Mischung und der mittleren. Ich würde einen Zweistopper als die normale Taktik bezeichnen – 15 Runden zu Beginn auf der superweichen Mischung, dann jeweils 20 auf der mittleren.

Glaubst du, dass irgendwer einen Einstopper wagt?

Das kann ich mir nicht vorstellen, aber mehr Gewissheit darüber erhalten wir erst morgen.

Wie erklärst du dir die Überlegenheit von Red Bull Racing?

Wenn wir die letzten Jahre anschauen, dann hat sich nichts geändert: RBR hatte immer ganz starke zweite Saisonhälften. Vielleicht liegt es daran, dass die Entwicklung dort nie aufhört. Vielleicht liegt die Überlegenheit jetzt auch daran, dass einige Rennställe schon begonnen haben, die Ressourcen auf die Entwicklung des 2014er Autos umzupolen.

McLaren wollte für euch in Austin testen gehen, das ist nicht erlaubt worden. Wie geht es nun weiter?

Wir suchen nach einer anderen Strecke. Wir gucken uns verschiedene Möglichkeiten an, in Europa und auch ausserhalb, aber entschieden ist noch nichts.

Wo steht ihr in Sachen Reifen für 2014?

Für einen Reifenhersteller ist die Umstellung auf die neue Turbo-Ära recht dramatisch. Vor allem deswegen, weil wir noch immer ungenügende Daten zur Verfügung haben. Wir stellen uns mit einer anderen Konstruktion auf das grössere Drehmoment ein. Aber wir hätten gerne mehr Informationen von den Rennställen, leider wird das von der üblichen Paranoia der Teams verhindert. Was mir auch Sorgen macht: Es ist kein Test auf nasser Bahn vorgesehen. Sollte es bei den Wintertests trocken bleiben, dann will ich mir noch gar nicht vorstellen, was passiert, wenn wir mit den Turbos zum ersten Mal im Tropenregen von Malaysia zu fahren versuchen.

Musstet ihr nicht die Reifenspezifikation bereits abgeben?

Wir haben den Hinterreifen ungefähr definiert. Aber wir wären gerne weiter.

Wie schwer werden diese Reifen?

Wir haben sie noch nicht gewogen.

Werden sie andere Dimensionen haben?

Nein, die Dimensionen sind die gleichen, aber das Profil ist ein anderes. Das bedeutet auch, dass die Rennställe neue Windkanalreifen erhalten, und die ersten davon gehen nächste Woche raus.

Wieviele verschiedene Reifen werden wir haben?

Vier Trockenmischungen und zwei Regenreifen – wie bisher.

Es war davon die Rede, dass wir andere Mischungen vorne und hinten haben werden.

Das ist eine Option für uns. Geplant ist es eigentlich, dass wir vorne und hinten mit der gleichen Mischung fahren. Aber aufgrund der Anforderungen an den Hinterreifen könnt das zu Aufwärmproblemen mit den Vorderreifen führen. Wir wollten im Reglement drin haben, dass wir mit einer anderen Mischung vorne reagieren können. Aber wir wissen noch nicht, wie sich das auf die Balance des Autos auswirkt.

Im Rahmen der FIA-Weltratsitzung wurde etwas vage davon gesprochen, dass Pirelli weiter «Reifen liefern kann». Welche Zusicherungen habt ihr?

Der Grund für die vage Formulierung liegt in einer Übergangsphase zwischen altem und neuen Concorde-Abkommen sowie zwischen Verträgen mit der FOM und der FIA und den Teams. Warum das genau so formuliert wurde, müsst ihr nicht fragen. Aus der Wortwahl sind die Leute wohl zu den falschen Schlüssen gekommen. Wir für unseren Teil haben uns darauf eingestellt, dass wir für fünf Jahre Formel-1-Alleinausrüster bleiben.

Aber ist ein Vertrag mit der FIA nun unterzeichnet oder nicht?

Vergiss nicht: als wir in die Formel 1 zurückkamen, wurde das entsprechende Abkommen erst einen Monat vor dem ersten Rennen unterzeichnet. Und doch wurde alles gut. Wir haben noch Sitzungen ...

Warum?

Weil solche Prozesse einfach je länger dauern, desto mehr Parteien und vor allem deren Anwälte involviert sind. Es gibt Details zu klären, aber über die wichtigen Punkte herrscht Einigkeit.

Ihr habt also keine Angst, dass noch etwas schiefgeht?

Nein. Wenn überhaupt, dann sollten andere Angst haben – dass wir nämlich unsere Sachen packen und gehen.

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