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Michael Schumacher: Jeder zweite Patient stirbt

Von Mathias Brunner
Michael Schumacher trug einen Helm, wie hier bei einer Ferrari-Veranstaltung

Michael Schumacher trug einen Helm, wie hier bei einer Ferrari-Veranstaltung

Der siebenfache Formel-1-Champion Michael Schumacher (44) und sein schwierigster Kampf: Wieso die Ärzte keine Prognose wagen, was auf die Familie zukommt.

Das wird ein trauriger Jahreswechsel: Familie, Freunde und Millionen von Fans bangen weiter um das Leben des 44jährigen Sportidols Michael Schumacher. Der 44-Jährige liegt mit schwersten Kopfverletzungen in der Uniklinik von Grenoble, Gattin Corinna und die Kinder müssen das Schlimmste erwarten und hoffen auf das Beste. Auch Michaels Vater Rolf und sein Bruder Ralf stehen ihm bei.

Heute morgen wollen die französischen Spezialisten um den Neurochirurgen Professor Stéphan Chabardès sowie den leitenden Anästhesisten Professor Jean-François Payen zum zweiten Mal Stellung nehmen, wie es ihrem Patienten geht.

Gestern hatten Marc Penaud (Leiter der Uniklinik Grenoble) und seine Chefärzte ein düsteres Bild gemalt. Professor Stéphan Chabardès: «Herr Schumacher war in kritischem Zustand bei uns eingeliefert worden und bleibt in diesem Zustand. Ein erster Scan seines Kopfs hatte ergeben, dass es zu einer Blutung im Schädel gekommen war, dazu zu Prellungen des Gehirns und diffusen Ödemen, also verbreiteten Schwellungen aufgrund von angesammelter Flüssigkeit. Eine sofortige Operation war unumgänglich.»

Auch Gérard Saillant (68) wacht an Schumachers Bett: Der französische Chirurg operierte Michael Schumacher nach dessen Beinbruch von Silverstone 1999 und hat viele Rennfahrer behandelt. Später liess er sich zum Gehirnspezialisten ausbilden. «Ich bin als Freund der Familie hier in Grenoble und möchte mich nicht zum Gesundsheitszustand von Michael Schumacher äussern. Ich bin lediglich dankbar dafür, dass er hier in guten Händen ist.»

Es gibt zwei Gründe für die Vorsicht der Ärzte, was Überlebens- und Heilungsaussichten angeht. «Eine Hirnprellung von Schweregrad 3, das ist die höchstmögliche Ausprägung», sagt der Düsseldorfer Arzt Dr. Christoph Specht. Selbst beim hervorragenden körperlichen Zustand des siebenfachen Formel-1-Weltmeisters ist das eine überaus gravierende Verletzung, und nur einmal bei der gestrigen Pressekonferenz in Grenoble sagt der behandelnde Anästhesist Payen, was dies für die Angehörigen bedeuten kann: «Die Statistik sagt, dass 40 bis 45 Prozent der Patienten bei solchen Kopferverletzungen früh versterben.»

Gleichzeitig, und auch dies ist einer der Gründe für die vage Aussagen der Spezialisten: Jede Kopfverletzung ist wieder anders. Es gibt auch Patienten, die sich selbst von einer so schlimmen Verletzung wieder vollständig erholen. Nochmals Dr. Specht: «Solche Fälle sind bekannt. Was die französischen Kollegen gestern gesagt haben, macht mir jedoch leider grosse Sorgen. Die Art der Verletzungen deuten mindestens auf eine lange Erholungsphase hin, mit der realistischen Aussicht, dass der Patient anhaltende Schäden davongetragen hat.»

Den Rettungskräften im Skigebiet Méribel muss sich am Sonntag, kurz nach elf Uhr früh, ein dramatisches Bild geboten haben: Michael Schumacher wollte zwischen den beiden Pisten «Biche» (Hirschkuh) und «Maudit» (die Verfluchte) wechseln, dazu kreuzte er einen ungefähr 20 Meter breiten Bereich unterhalb des Berges Saulire, der sehr felsig ist. Dies wird von Olivier Simion bestätigt, dem Leiter der Pistengesellschaft «Méribel Alpine». Doch die meisten dieser Felsen waren von Neuschnee bedeckt. Schumacher geriet an einen Felsen, kam zu Sturz und zog sich an einem weiteren Felsen die schweren Verletzungen zu. Der Aufprall war so heftig, dass sein Helm gespalten wurde.

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