KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Häkkinen schreibt an Schumacher: Wieder hart kämpfen

Von Andreas Reiners
Mika Häkkinen und Michael Schumacher im Jahr 2000

Mika Häkkinen und Michael Schumacher im Jahr 2000

Der frühere F1-Pilot schrieb an einen Brief an Michael Schumacher. Und spricht über seine eigenen Koma-Erfahrungen.

Zahlreiche Freunde und Weggefährten haben sich seit Michael Schumachers Skiunfall zu Wort gemeldet. Sie unterstützen den 45-Jährigen in ihren Gedanken und seine Familie, die an seinem Krankenbett wacht, mit Worten. Seit einer Woche liegt Schumacher im künstlichen Koma und kämpft um sein Leben. Ein alter Rivale kann wohl am besten nachvollziehen, was Schumachers Familie und der Rekordweltmeister selbst momentan durchmachen. Denn Mika Häkkinen lag selbst zehn Tage lang im Koma.

1995 war das, nach einem Horror-Unfall im Zeit-Training in Adelaide. Damals zog sich Häkkinen einen Schädelbasisbruch zu. «Es ist das Schlimmste, was dir im Leben passieren kann. Man merkt, wie zerbrechlich ein Leben ist. In diesen Momenten wird alles andere, was normalerweise deinen Alltag bestimmt, völlig uninteressant. Das einzig Wichtige ist, die Hand des anderen halten zu können und den Worten der Ärzte zu vertrauen. Man sitzt dort und hofft, dass alles gut ausgeht, aber man weiß nicht, was am nächsten Morgen sein wird. Man kann selbst nichts tun – und das ist der Horror», sagte Häkkinen der Bild am Sonntag.

Häkkinen war damals blutend aus dem Wrack gezogen worden. Für die Familie, die zunächst nur diese Bilder sah, der absolute Horror. «Als ich aus dem Koma erwacht bin, habe ich den Schmerz, den sie durchmachen mussten, gesehen», sagte der 45-Jährige, über den Schumacher einmal sagte: «Ich hatte ja einige Rivalen, aber es bleibt unter dem Strich nur einer übrig. Es gibt keinen, vor dem ich so viel Respekt neben und auf der Strecke hatte wie Mika.»

Was waren denn seine ersten Gedanken, nachdem er aus dem Koma erwachte? « An die wesentliche Dinge: Kann ich richtig sehen? Kann ich meine Beine bewegen? Meine Arme? Ich habe mich auch gefragt, ob es ein Fahrfehler war oder ob ein mechanisches Problem zu dem Unfall führte – das war dann auch der Fall», so Häkinnen, der mit Schumacher mehrfach über seinen Crash gesprochen hat. «Viele haben in Michael nur den Rennfahrer gesehen, die Maschine, die alles gewinnt, verbissen und voller Ehrgeiz ist. Aber so war er nur auf der Strecke.»

Häkkinen erklärte, noch heute unter dem Unfall zu leiden. « Mir war damals schnell klar, dass ich auf einer langen Reise sein werde – und diese Reise ist noch nicht vorbei. Eine Gesichtshälfte ist heute noch halb gelähmt, ich kann auf dem rechten Ohr nicht gut hören. Ich bin zwar wieder Rennen gefahren, aber ich musste die Karriere früher beenden, als ich es geplant hatte. Es ging gesundheitlich nicht mehr», so der Finne.

Häkinnen schrieb nach dem Skiunfall einen Brief an Schumacher geschrieben. Die BAMS hat den Brief abgedruckt.

Lieber Michael,

du bist ein Mann, der sich jeder Herausforderung stellt und du bist es gewohnt, jede davon zu bestehen.

Dein Unfall ist jetzt nichts mehr als eine weitere Herausforderung. Du musst wieder hart kämpfen – so wie wir beiden früher auf der Rennstrecke gekämpft haben.

Wie du weißt, hatte ich in der Vergangenheit selbst eine schlimme Kopfverletzung. Doch ich habe überlebt. Mit der Hilfe meiner Familie und Freunde und der professionellen Unterstützung der Ärzte. Ich bin mir sicher, dass du diese Hilfe genau so bekommst. Alles, was nötig ist, um gesund zu werden.

Bitte tu mir nur einen Gefallen: Versuche ein einziges Mal nicht, die Zeit zu schlagen.

Du musst keine Bestzeit in diesem Rennen aufstellen. Du musst dir alle Zeit nehmen, die du brauchst.

Take it easy, Mika

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