Danner: Heftige Vorwürfe an Ferrari
Christian Danner.
Das Abschlusstraining in Valencia ist vorbei, draussen auf der Strecke machen sich die Nachwuchsleute der GP2 für ihr Rennen bereit. Wir treffen Christian Danner für eine kleine Quali-Analyse.
Christian, was ist für dich heute der stärkste Eindruck?
Das hier ist McLaren-Land. Die sind dermassen dominant, das ist ja unglaublich. Klar ist das eine Stop-and-go-Strecke, das mundet dem McLaren. Und man kann hier die Energie-Rückgewinnung wundervoll einsetzen, und jeder weiss, dass das KERS von McLaren-Mercedes das Beste ist. Das passt alles zusammen. Wenn man sich anguckt, mit wie wenig Reifensätzen und Runden der Hamilton diese Pole herausgeholt hat, das ist schon sehr eindrucksvoll.
Wer ist dir sonst noch positiv aufgefallen?
Wenn ein Adrian Sutil mit einem Force India auf den zwölften Startplatz fährt, dann muss er sich für diese Leistung gewiss nicht schämen. Gewiss, die haben sich im Laufe der Saison gesteigert, trotzdem war das eine starke Darbietung in einem Feld, das so dicht beisammen liegt. Und es hat nur eine halbe Zehntelsekunde gefehlt, und er wäre keck unter den schnellsten Zehn aufgetaucht. Das war schon toll.
Wie sieht es im WM-Kampf aus?
Also am Duell BrawnGP gegen Red Bull Racing hat das Quali nichts geändert. Das Training war vielmehr ein Weckruf für Renault, die festgestellt haben, dass die anderen eben doch besser sind.
Wie sieht es mit den Neulingen und Rückkehrern aus?
Also Romain Grosjean hat das bei Renault wirklich gut gemacht. Drei Zehntelsekunden auf einen Alonso zu verlieren, und das in einem Auto, das man zuvor nicht gekannt hat, das darf sich sehen lassen.
Und war den Rückkehrer Luca Badoer angeht, so war da absehbar. Luca war immer ein mittelmässiger Fahrer, und jetzt ist er eben ein 38 Jahre alter mittelmässiger Fahrer. Dazu kommt, was er im Laufe der Jahre an Speed eingebüsst hat. Da kommen eben die 1,5 Sekunden auf den vorletzten Alguersuari raus. In einer Formel 1, in der Nuancen über einige Ränge entscheiden, da ist Badoer einfach nicht mehr zeitgemäss. Badoer fährt brav und fährt, so schnell er kann. Er hat sich auch von Training zu Training gesteigert. Ich mache ihm weniger einen Vorwurf als Ferrari. Ferrari hätte einen anderen Mann einsetzen müssen, wenn man im Konstrukteurs-Pokal vorrücken will.
Und wer hätte da sein sollen?
Keine Ahnung. Aber auch da liegt der Fehler bei Ferrari. Man hat es eben versäumt, sich im Laufe der letzten Jahre einen jüngeren, hungrigeren, schnelleren Mann heran zu züchten. Badoer ist ein Überbleibsel aus der Ära Todt und Schumacher. Jetzt rächt sich, dass man den so lange behalten hat. Der ist prima für Funktionstests, aber doch kein Mann, der ein modernes Auto am Limit bewegen kann.