Skandal: Streit der Formel-1-Ärzte eskaliert

Von Vanessa Georgoulas
Gary Hartstein schliesst seinen offenen Brief an Gérard Saillant mit den Worten: «Sei still, verschwinde und pass bloss auf»

Gary Hartstein schliesst seinen offenen Brief an Gérard Saillant mit den Worten: «Sei still, verschwinde und pass bloss auf»

In einem offenen Brief an Gérard Saillant geht Ex-Formel-1-Streckenarzt Gary Hartstein mit seinem früheren Vorgesetzten hart ins Gericht. Der Grund: Saillant stattete Hartsteins Chef einen fragwürdigen Besuch ab.

Lange war Gary Hartstein eines der intelligentesten Aushängeschilder der Königsklasse. Der 59-jährige New Yorker hatte ab 2005 als Nachfolger des legendären Professor Sid Watkins als leitender GP-Arzt gearbeitet, bis sein Vertrag im November 2012 nach 16 Jahren ohne Vorwarnung nicht mehr verlängert worden war. Der Professor für Anästhesie und Notfallmediziner des Hochschulkrankenhauses in Lüttich (Belgien) äusserte sich fortan in seinem Blog über alle möglichen Ereignisse in der Formel 1.

Der Unfallspezialist gab dort auch nach dem Ski-Unglück von Rekord-Weltmeister Michael Schumacher sein Wissen über Kopfverletzungen preis, immer mit dem Hinweis, dass er nicht der behandelnde Arzt der Rennfahrer-Ikone ist. Trotzdem muss er damit wohl das Missfallen der Familie Schumacher und deren Freund, FIA-Institutspräsident Gérard Saillant, auf sich gezogen haben. Denn der frühere Vorgesetzte von Hartstein, der dem US-Amerikaner Ende 2012 in einer E-Mail (!) mitteilte, dass seine Dienste in der Königsklasse nicht mehr gebraucht werden, stattete dem Krankenhausleiter von Lüttich Hartstein zufolge einen Besuch ab, um sich über ihn zu beschweren.

Ominöse E-Mail

In einem offenen Brief an Saillant und dessen Vorgesetzten, den FIA-Präsidenten Jean Todt, verrät Hartstein nun: «Du bist mit einem Dossier nach Lüttich gereist, um mich rauswerfen zu lassen. Dieses enthielt Ausdrucke meiner Blog-Artikel und eine Kopie einer persönlichen E-Mail von Corinna Schumacher AN MICH (!!!). Dieses Schreiben hat mich nie erreicht. Wahrscheinlich, weil es an «garry.hartstein@…» adressiert war. Im Ernst? Ich erhalte JEDEN TAG Unmengen von E-Mails aus aller Welt, deren Absender offenbar in 30 Sekunden schaffen, was der Frau eines der berühmtesten und reichsten Sportler nicht gelingen soll? Ihr wollt mich wohl auf den Arm nehmen! Herrgott, selbst DU (ein Vertrauter der «Familie») hattest meine E-Mail-Adresse (auf diesem Weg hast du mich ja gefeuert).»

Hartstein betont noch einmal, dass er seine Beiträge als Privatperson verfasst und darin auch immer wieder klarstellt, dass alles Geschriebene nur seine eigene Sicht der Dinge widerspiegelt. Er stellt auch klar, dass er dabei keine heiklen Patientendaten weitergibt, da Schumacher nicht sein Patient ist. Seinen Wut-Brief schliesst Hartstein mit den Worten: «Du hast dich wie ein Gauner verhalten und dein Verhalten war vielleicht nicht unerwartet, aber aggressiv und abstossend. Mag sein, dass du teure Anzüge und eine Patek Philippe-Uhr trägst, aber deine Methoden kommen aus der Gosse. Ich versichere dir, dass ich dein «Dossier» an meinen Anwalt weiterreichen werde. Du befindest dich auf sehr, sehr dünnem Eis. Ein Vorschlag zur Güte: Sei still, verschwinde und pass bloss auf!»

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