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Europa-Flucht: Verliert die Formel 1 ihre Wurzeln?

Von Vanessa Georgoulas
Kein Rennfahrer konnte in Imola mehr GP-Siege feiern als Rekord-Sieger Michael Schumacher

Kein Rennfahrer konnte in Imola mehr GP-Siege feiern als Rekord-Sieger Michael Schumacher

Nur acht der 20 geplanten Formel-1-Läufe finden 2015 auf europäischem Boden statt, selbst der Europa-GP soll künftig in Aserbaidschan ausgetragen werden. Dabei kommen die meisten Fans immer noch aus Europa.

Europa kann und will sich die Formel 1 offenbar immer seltener leisten, dies zeigt sich schon bei einem flüchtigen Blick auf die WM-Kalender der letzten zehn Jahre. So fanden 2005 noch elf von 19 Grands Prix auf europäischem Boden statt, was einem Anteil von rund 58 Prozent entspricht. 2015 sind (die noch nicht bestätigten Läufe in Südkorea und Deutschland mitgezählt) acht von 20 Rennen in Europa geplant, was nunmehr 40 Prozent ausmacht.

Dass selbst der Europa-GP künftig in Aserbaidschan stattfinden soll, ist bezeichnend für die Flucht der Königsklasse, die ihre Fan-Basis immer noch in Europa hat. Dies spiegelt sich nicht zuletzt in der Tatsache wider, dass die Startzeiten für die Grands Prix möglichst auf das europäische TV-Publikum ausgerichtet werden. Auch sind sämtliche aktuelle Formel-1-Werke in Europa zuhause (selbst das jüngste Formel-1-Team des amerikaners Gene Haas, der ab 2016 in der Königsklasse antreten will, soll eine europäische Aussenbasis bekommen).

Ohne Hilfe geht es nicht mehr

Dass der Formel-1-Zirkus seine Zelte trotzdem lieber ausserhalb seiner Heimat aufschlägt, liegt – wie so vieles im Motorsport – am Geld. Denn während die Rennen in Aserbaidschan, Russland oder Bahrain auf grosszügige Unterstützung des Staates zählen können, müssen viele Rennorganisatoren in Europa die immer höheren Gebühren für die Austragungsrechte aus privater Hand berappen, was angesichts von schwindenden Besucherzahlen und der aktuellen Wirtschaftslage immer schwieriger wird.

Den Formel-1-Rechteinhabern kann das egal sein, schliesslich klopfen genug vermögende Interessenten an, um sich ein Stück vom Glanz der Königsklasse zu sichern. Diese Entwicklung macht Pietro Benvenuti sorgen. Der Direktor des Autodromo Enzo e Dino Ferrari in Imola erklärte im Gespräch mit den Kollegen von f1web.it: «Derzeit gibt es keine Formel-1-Kurse, die sich einen GP ohne die Hilfe einer Regierung oder eines vermögenden Sponsors leisten können. Ich finde, die gesamte Formel-1-Welt muss sich ändern, weil sich auch die wirtschaftlichen Bedingungen geändert haben. Sonst riskieren wir jene historischen Rundkurse zu verlieren, die den Mythos des Sports ausmachen.»

Vor allem der drohende Verlust des Italien-GP bereitet Benvenuti Sorgenfalten: «Italien kann seinen Grand Prix nicht verlieren, auch wenn die Situation im Moment sehr schwierig ist.» Sollte der Lauf im Königlichen Park von Monza aus finanziellen Gründen aus der Formel-1-Weltkarte gestrichen werden, könne Imola einspringen, ist Benvenuti überzeugt: «Im Juni 2014 hat FIA-Rennleiter Charlie Whiting die Strecke inspiziert und eine Grade-1-Lizenz bis Juni 2017 erteilt. Das bedeutet, der Autodromo Enzo e Dino Ferrari erfüllt alle technischen Voraussetzungen, um selbst Formel-1-Rennen zu veranstalten.»

Es wäre eine Rückkehr für die Königsklasse, die zwischen 1980 und 2006 27 Mal in Imola zu Gast war. Während der erste Formel-1-Lauf 1980 noch als Grosser Preis von Italien stattgefunden hatte, wurden die folgenden 26 Formel-1-Rennen als San Marino-GP ausgetragen. Rekord-Sieger ist Michael Schumacher, der sieben Mal auf dem Rundkurs in der Emilia-Romagna triumphierte. Der Grand Prix von 1994 ging als Tiefpunkt in der Geschichte der Formel 1 ein, da mit Roland Ratzenberger und Ayrton Senna zwei Formel-1-Piloten an diesem Rennwochenende ihr Leben verloren.

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