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Lewis Hamilton: Formel 1 noch echtes Rennfahren?

Von Mathias Brunner
Lewis Hamilton

Lewis Hamilton

David Coulthard hat vor kurzem kritisiert: «Eines der Grundübel besteht darin, dass die heutigen Autos einfach nicht mehr schnell genug sind. Das ist langweilig.» Weltmeister Lewis Hamilton widerspricht.

 Seit dem Kanada-GP ist die Debatte frisch entfacht: Spritsparen und Bremsenschonen, Reifenhaushalten und Renneneinteilen – das alles mundet vielen Fans zuhause nicht. Und offenbar auch vielen Piloten nicht. Der 246fache GP-Teilnehmer David Coulthard sagt: «Für mich sollte die Formel 1 die schnellste Rennwagenformel sein. Wir aber sind mehrere Sekunden langsamer als vor zehn Jahren. In einer Welt, die sich mehr und mehr beschleunigt, ist das vielleicht nicht das richtige Signal. Ich will die Fans aber staunen sehen: „Wow! Habt ihr gesehen, wie schnell die sind?“ Statt dessen bewegen sich die Autos in Bereichen, welche die Fahrer unterfordern. Kaum einer von ihnen würde das öffentlich sagen, aber ich weiss, dass viele Piloten von der gegenwärtigen Formel 1 enttäuscht sind. Sie sind einfach zu weit davon entfernt, was sie am Lenkrad wirklich zeigen könnten.»

Superstar Fernando Alonso hat vor kurzem über Funk seiner Frustration tüchtig Luft gemacht, auch er sagte auch: «Vor zehn Jahren wurde ich letztmals im Rennwagen richtig gefordert.»

Damals wurden auch die meisten Rundenrekorde auf den Grand-Prix-Pisten aufgestellt, weil die Autos aufgrund des Nachtankens sehr leicht waren, aber war damals wirklich alles besser?

Tatsache ist: Wir hatten von 2000 bis 2004 eine Dominanz von Ferrari. Wir hatten harte Reifen, welche es den Piloten erlaubten, volle Kanne zu fahren. Wir hatten übrigens (schon vergessen?) Rillenreifen, was auch nicht Jedermanns Sache war. Wir hatten Nachtanken, das die Rennen keineswegs verbessert hat, im Gegenteil. Um genau zu sein, haben wir anfangs der 2000er Jahre weniger Überholmanöver im Rennen erlebt als in den 80er Jahren, ebenfalls eine Ära, die von vielen Fans verklärt wird.

Mercedes-Technikchef Paddy Lowe ist nicht der Meinung, dass der Sport besser würde, hätten die Fahrer Reifen, die länger halten. «Technisch wäre das kein Problem», weiss der Engländer. «Und ich verstehe den Standpunkt, wenn Puristen oder Traditionalisten sagen – wir wollen Rennen, in welchen die Piloten von der ersten bis zur letzten Runde auf Messers Schneide fahren. Aber wenn wir die ganze Romantik weglassen, dann bleibt übrig, dass wir früher teilweise sehr fade Rennen gesehen haben. Der Führende entschwand am Horizont, und da die Reifen so stabil arbeiteten, gab es für die Gegner so gut wie keine Möglichkeiten, ihn einzuholen.»

Als der Autoverband FIA den Reifenhersteller Pirelli bat, Walzen zu bauen, die gezielt abbauen, war ja genau das der Hintergrund – die Rennen sollten abwechslungsreicher werden, der Fahrer sollte mit seinen Reifen haushalten müssen, das Feld sollte ein durchmischt werden.

Aber nicht alle Piloten sind der Meinung, dass unsere Ära für einen Fahrer fad sei. Weltmeister Lewis Hamilton meint gegenüber den Kollegen der BBC: «Reifenschonen und Spritsparen empfinde ich nicht als ärgerlich. Das gehört eben zum heutigen Geschäft. Es ist meine Aufgabe, das besser zu machen als meine Gegner und basta. Ich verstehe auch nicht den Vorwurf, wir würden nicht mehr am Limit fahren. Natürlich machen wir das. Wir fahren am Limit der Möglichkeiten, aber dazu nutzen wir halt auch Mittel wie „lift and coast», also wenn wir früher vom Gas gehen und den Schwung in die Kurve mit hineinnehmen, um Kraftstoff zu sparen. Einfach ist das bestimmt nicht. Um genau zu sein, ist es einfacher, eine heisse Quali-Runde zu fahren als sich ein Rennen einzuteilen. Es ist noch immer Formel 1, es ist einfach eine andere Form von Rennfahren.»

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