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Toto Wolff: «Die Frage ist, wann und wie man misst»

Von Vanessa Georgoulas
Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff: «Irgendwo sind wir ja alle auch Tifosi»

Mercedes-Motorsportdirektor Toto Wolff: «Irgendwo sind wir ja alle auch Tifosi»

Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff gestand nach dem Freispruch in Monza, wie erleichtert er ist und erklärte, was gemacht werden muss, damit sich das Reifendruck-Fiasko nicht wiederholt.
Toto Wolff, können Sie nochmals rekonstruieren, was vor dem Rennen passiert ist?

Es gibt einen Zeitpunkt, an dem man den Reifendruck misst, und das geschah, als wir die Reifen ans Auto montiert haben. Da haben wir dann den Druck unter Aufsicht eines Pirelli-Mitarbeiters gemessen, und er war in Ordnung.

Warum stimmte diese Messung nicht mit jener des Automobilweltverbands FIA überein?

Die Heizdecken wurden vom Strom abgeklemmt, die Reifen blieben aber noch in den Decken. Dadurch ist die Temperatur in den Decken gefallen und in der Folge auch in einem der Reifen.

Was muss geschehen, damit sich dieses Fiasko nicht wiederholt?

Ich glaube, dass man die Prozedur definieren muss. In Zukunft muss die FIA mit den Teams definieren, wann und wie der Druck gemessen wird. Sobald die Decken nicht mehr am Strom sind, hat man natürlich eine gewisse Variabilität.

Wie geht es jetzt weiter?

Die Frage ist: Wann ist überhaupt der richtige Moment zum Messen? Wenn Pirelli sagt, der Reifen sollte am Rennstart mindestens 19,5 PSI haben, müsste man ja eigentlich genau dann messen, wenn das grüne Licht angeht. Das geht natürlich nicht. Also muss man diesen Zeitpunkt definieren und für diesen das genaue Prozedere.

Wie gross ist die Erleichterung, dass es keine Strafe gab?

 Die ist natürlich sehr gross. Es war ein tolles Rennen von Lewis und es ist extrem schade, dass Nicos Motor am Ende hochgegangen ist. Da gewinnt man das Rennen und das Gefühl ist wegen dieses Motorenproblems schon bitter-süss. Und dann bekommt man auch noch die Nachricht, dass eine Untersuchung läuft. Das ist nicht schön.

Wann genau haben Sie von der Untersuchung der Regelhüter erfahren?

Wir haben die Mitteilung etwa zehn Runden vor Schluss bekommen.

Warum haben Sie nicht etwas mehr Spielraum mit einberechnet, als sie die Reifendrücke festlegten?

Die Variabilität in dem Masse war uns nicht klar, das müssen wir auch gemeinsam mit der FIA analysieren. Wir müssen herausfinden, wie diese Variabilität in Zukunft vermieden werden kann. Man kann ja schlecht riesige Stromaggregate auf die Startaufstellung schleppen…

In der WM liegt Lewis Hamilton nun 53 Punkte vorn. Ist der WM-Kampf schon gelaufen?

Nein, es bleiben ja noch sieben Rennen und 175 Punkte, die verteilt werden. Es ist also noch nichts entschieden.

Dann lassen Sie Ihre beiden Piloten weiterhin frei fahren?

Wir lassen sie gegeneinander fahren, so wie wir das immer gemacht haben.

Wie bauen Sie Nico Rosberg nach dieser Enttäuschung wieder auf?

Nico hat ein durchwachsenes Wochenende erlebt, wofür er nichts konnte. Wir unterstützen ihn natürlich so gut wir können, aber wir brauchen ihn nicht aufbauen, das kann er selbst gut genug.

Wie alt war denn die Antriebseinheit, als sie in die Luft ging?

Der Motor hatte ungefähr 3200 km auf dem Buckel, als er eingebaut wurde. Als er hochging muss er also etwa zwischen 3600 und 3700 km alt gewesen sein.

Wann bekommen die Kundenteams die neueste Motorenspezifikation?

Ich weiss nicht, ob die Kundenteams diesen Motor überhaupt haben wollen. Wir werden nun erst einmal die Daten analysieren und dann entscheiden, wie es weitergeht.

Nun steht mit Singapur ein Rennen an, bei dem die Fans nicht ganz so gegen Mercedes sein werden. Die Zuschauer haben ja gejubelt, als Nico ausgefallen ist…

Ferrari ist eine grossartige Marke und die Italiener leben auf, wenn Ferrari konkurrenzfähig ist. Das ist es doch auch, was die Formel 1 braucht. Irgendwo sind wir ja alle auch Tifosi.

Ist Ferrari stärker geworden?

Auf jeden Fall, im Qualifying haben sie zugelegt. Ich denke ja, sie haben sich ein Bisschen was abgeschaut von uns, dass wir im Qualifying etwas nachlgelegt haben. Und das haben sie gestern auch gezeigt – zu unserer Überraschung. Im Rennen ist der Vorteil aber immer noch ein bisschen auf unserer Seite.

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