Ehrlich gesagt ...
Ron Dennis sagt es mit Vorliebe: «To be honest with you ...»
Beim Miteinander in der Formel 1 gehört es längst zum Basiswortschatz: «To be honest with you …» – um ehrlich zu sein mit dir/euch/Ihnen.
Felipe sagt es, Rubens sagt es, Nick, der Fahrer, und Nick, der ex-Teamchef, sagen es, Ron sagt es mit Vorliebe, schon der frühe Michael sagte es.
Vordergründig gesehen, kommt dann ein unbestimmtes Behagen auf.
Hier redet jetzt jemand Tacheles, werden die Dinge ungeschönt und ohne Umschweife beim Namen genannt.
Beim zweiten Hindenken jedoch keimt ein fieser Verdacht auf: Der Mann spricht sonst nicht die Wahrheit.
Und, wenn man das Wort beim Wort nimmt: Wie weit trägt diese Ankündigung in das nun folgende Statement hinein? Von wo an ist wieder business as usual? Und auch: Nimmt man nicht dem, was mir da unter dem Siegel der Wahrhaftigkeit anvertraut wird, den exklusiven Charakter, indem es den anderen im Raum ebenfalls zuteil wird? Und schliesslich: Bedienen uns wir nicht alle gelegentlich solcher schicken Beteuerungsformeln, um eine kleine Schwindelei um so eleganter an der Mann oder an die Frau zu bringen?
Manchmal, beichtet einer der durchtriebenen römischen Kardinäle in Jean Anouilhs Theaterstück «Becket oder Die Ehre Gottes» einmal, sage er sogar die Wahrheit – die würde ihm erst recht keiner glauben.
Alle Kreter lügen, sagte ein Kreter.
War er glaubwürdig? Man weiss es nicht.
Ehrlich!