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Russland-GP Sotschi: Regen und Reifen – Unsicherheit

Von Mathias Brunner
Vor einem Jahr blieb es in Sotschi trocken

Vor einem Jahr blieb es in Sotschi trocken

​Vor dem zweiten Grossen Preis von Russland auf dem olympischen Gelände von Sotschi gibt es zwei grosse Unbekannte – das launische Wetter und die neue Reifenkombination von Pirelli.

Vor einem Jahr war der erste Grand Prix von Russland in Sotschi ein seltsames Wochenende: Die Formel 1 stand nach dem schweren Unfall von Jules Bianchi unter Schock. Nur eine Woche nach dem Grossen Preis von Japan wurde damals gleich der Premieren-GP in der russischen Olympiastadt ausgetragen. Von Freude im Fahrerlager war so gut wie nichts zu spüren. Vielmehr waren alle froh, ein Rennwochenende glimpflich über die Bühne zu bringen und nach Hause reisen zu dürfen. Jules Bianchi erlag am 17. Juli 2015 seinen schweren Kopfverletzungen, ohne das Bewusstsein wiedererlangt zu haben.

Nun reist der GP-Tross nicht mehr mit düsteren Gedanken wegen Jules Bianchi an, aber das kommende Wochenende in Russland ist ein ebenso grosser Schritt ins Unbekannte wie damals: Obschon die Rennställe vor einem Jahr viele Daten über die glatte Sotschi-Bahn gesammelt haben, könnte vieles davon wertlos sein. Denn das Wetter macht den Organisatoren Sorgen, und Pirelli bringt andere Reisen nach Russland mit als 2014.

Die meisten Wettermodelle sehen schon in dieser Woche Regen vorher, dann klart es ein wenig auf, aber die nächste Schlechtwetterfront mit tagelangen Niederschlägen ist unterwegs. Noch sind sich die Meteorologen nicht ganz einig, ob sie erst am Montag auf Sotschi trifft oder schon am Renntag.

Keiner weiss, wie sich der überaus glatte Asphalt beim Fahren anfühlt. In Sachen Abstimmung für die Teams der ungünstigste Fall: Freies Training und Qualifying auf trockener Bahn, und dann ein Regenrennen.

Zweiter Unsicherheitsfaktor: die Reifen. Giampaolo Dall’Ara, leitender Sauber-Ingenieur an der Rennstrecke erklärt: «Aus unserer Sicht ist der Sotschi-Kurs eine der Strecken, die die Reifen am meisten schont. Die Gründe dafür liegen im speziellen Asphaltbelag, den eher kühlen Bedingungen und dem Fehlen von Hochgeschwindigkeitskurven. Pirelli hat sich dieses Mal für die Reifenmischungen weich und superweich entschieden – ganz im Gegensatz zu den Medium- und weichen Reifen vor einem Jahr. Es wird interessant, welche Auswirkungen diese neue Reifenwahl auf die Autoabstimmung und die Rennstrategie haben wird. Die Strecke führt durch den Olympia-Park der Winterspiele 2014 und wird grossteils von Mauern begrenzt, dennoch kann man diesen Circuit nicht als reinen Stadtkurs betrachten. Im ersten und letzten Sektor sind Traktion und Bremsen sowie Leistung auf den Geraden gefragt. Während es im mittleren, anspruchsvollen Abschnitt darauf ankommt, dass die Fahrer in den aufeinanderfolgenden Kurven ihren Rhythmus finden.»

Die Fracht des Teams, rund 35 Tonnen, ist bereits im Fahrerlager des «Sochi Autodroms» angekommen. Die Sauber C34-Ferrari wurden wie alle anderen Rennwagen nach dem letzten Rennen in Japan direkt per Luftfracht von Nagoya nach Sotschi transportiert.

Marcus Ericsson erinnert sich so an Sotschi: «In der vergangenen Saison war der Russland-Grand-Prix mein letztes Rennen mit Caterham und mein letztes in dem Jahr. Die Qualifikation verlief nicht so schlecht und auch mein Rennen war ganz ordentlich. Wir müssen hart daran arbeiten, unser Aerodynamik-Update weiter zu optimieren. Und natürlich lautet unser Ziel – zurück in die Top-Ten.»

Für den Brasilianer Felipe Nasr ist Sotschi Formel-1-Neuland: «Die Strecke in Sotschi ist erneut ein Kurs, auf dem ich meine ersten Runden mit einem Formel-1-Auto fahren werde. Allerdings kenne ich die Strecke schon vom letzten Jahr aus meiner Zeit in der GP2-Serie. Ich habe gute Erinnerungen an dieses Wochenende. Damals konnte ich bei einem Rennen aufs Podest fahren. Dieser Circuit ist ein Mix aus permanenter Strecke und Stadtkurs. Es ist beeindruckend, dass dieses Autodrom inmitten des Olympischen Parks gebaut wurde. Dadurch wird die gesamte Szene interessanter. Der Kurs besteht hauptsächlich aus langsamen sowie mittelschnellen Kurven. Da braucht es eine gute Bremsstabilität. Ein entscheidender Faktor ist auch das Herausbeschleunigen aus den Kurven.»

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