Baut Mario Illien bald wieder Formel-1-Motoren?

Von Vanessa Georgoulas
Red Bull Racing holte Motorenentwickler Mario Illien (Mitte) an Bord, um den Renault-Motor zu verbessern

Red Bull Racing holte Motorenentwickler Mario Illien (Mitte) an Bord, um den Renault-Motor zu verbessern

Der neue Billig-Motor, mit dem Formel-1-Chefvermarkter Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt die Macht der Hersteller beschneiden wollen, stösst auch beim Schweizer Rennmotoren-Papst auf Interesse.

Die Formel-1-Experten malen sich wöchentlich neue Szenarien aus, wie Red Bull einen Weg aus der Motorenkrise findet. Denn bis heute ist die Zukunft der Rennställe aus Milton Keynes und Faenza offen. Red Bull-Chef Dietrich Mateschitz bestätigte gegenüber SPEEDWEEK.com, dass die Entscheidung, ob Red Bull Racing und Toro Rosso auch 2016 in der Formel-1-WM antreten werden, noch nicht gefällt wurde: «Wir haben die Frist noch einmal um zwei bis drei Wochen verlängert.»

Das Problem: Der für 2016 gültige Vertrag mit Renault wurde im September wegen Aussichtslosigkeit gekündigt – denn es fehlen auch nach fast zwei Jahren noch rund 80 PS auf die überlegenen Mercedes-Triebwerke, auch die Standfestigkeit lässt immer noch zu wünschen übrig. Und weil die Gegner fürchten, dass Red Bull mit einem konkurrenzfähigen Triebwerk den Herstellerteams um die Ohren fahren würde, sind auch Mercedes und Ferrari nicht bereit, an Stelle der Franzosen zu treten.

Deshalb soll Red Bull nun dem neuesten Gerücht zufolge 2016 mit einem Renault-Motor fahren, der vom früheren Mercedes-Motorenkonstrukteur Mario Illien mitentwickelt wurde. Dieser soll nicht unter dem Namen Renault laufen und von Red Bull in einer eigenen Motorenabteilung im Werk in Milton Keynes weiterentwickelt werden.

Denn im Winter hatte Red Bull den Motorenpapst als Berater für Renault ins Spiel gebracht. Der Schweizer enttäuschte nicht und modifizierte den Renault-Zylinderkopf. Die Franzosen beharrten jedoch darauf, ihre eigenen Entwicklungen an den Start zu bringen.

Im September erklärte Renault Sport F1-Geschäftsleiter Cyril Abiteboul gegenüber SPEEDWEEK.com: «Renault und Mario arbeiten noch immer zusammen. Seine Arbeit erlaubt es uns, gewisse Entwicklungswege parallel zu beschreiten. Es gibt zwar nichts, was von Mario kommt und direkt in den Motor eingearbeitet wird, aber das bedeutet nicht, dass sein Beitrag nicht wertvoll wäre – ganz im Gegenteil ist seine Vorschläge für uns überaus positiv und bereichernd.»

Mario Illien weiss von nichts

So gut die Geschichte klingt, so wenig Wahrheitsgehalt wird ihr von vielen Experten beigemessen. Aus gutem Grund: Auf Nachfrage der Kollegen von Auto-Motor-und-Sport.de bestreitet Illien, in Milton Keynes eine Motorenabteilung bezogen zu haben und im nächsten Jahr zusammen mit Red Bull den Renault-Motor zu überarbeiten.

Gegen den Red Bull-Eigenbau spricht auch die Tatsache, dass Dietrich Mateschitz dies schon mehrmals ausgeschlossen hat: «Da kann ich nur auf einen alten Spruch von mir verweisen», erklärte der Firmenchef im Juni gegenüber SPEEDWEEK.com. «Wenn ich im Wald ein Hufeisen finde, werde ich mir deswegen auch kein Pferd kaufen. Wir sind kein Autohersteller und kein Motorenhersteller. Natürlich könnten wir eines Tages unseren eigenen Motor konstruieren, wenn es keine vernünftige Alternative gibt. Aber das widerspricht jeder Vernunft.»

Was nicht ausgeschlossen ist: Red Bull könnte im nächsten Jahr durchaus wieder mit einem Renault-Motor antreten, der nicht den Namen Renault trägt. Doch auch das wäre nur eine Übergangslösung. Einen Ausweg könnte der Billig-Motor bieten, den Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone und FIA-Präsident Jean Todt einführen wollen, um die Macht der Hersteller im Bereich der Motoren zu beschneiden.

Denn noch sind die V6-Turbo-Antriebseinheiten zu teuer, auch dürfen die Hersteller diese nach belieben verteilen – und damit letztlich bestimmen, wer in der Formel 1 überhaupt vorne mitspielen darf. Kein Wunder, dass Red Bull die Idee des alternativen Billig-Motors begrüsst. Und auch Illien ist interessiert: «Ich schaue mir mal an, was in der Ausschreibung steht. Dann entscheide ich, was ich mache.»

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