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Nach Angst um Austin: WM 2016 auch ohne Kanada-GP?

Von Mathias Brunner
​Schwarzmaler verbreiten im Internet: Die Formel 1 könnte schon bald die beiden beliebten WM-Läufe in Austin und Montreal verlieren. Ist diese trübe Aussicht realistisch?

Im Formel-1-WM-Programm 2016 taucht der Grosse Preis der USA mit einem Sternchen des Automobil-Weltverbands FIA auf. Das beliebte Rennen in Austin (Texas) gilt als so lange provisorisch, bis Rennveranstalter und die nationale Sportbehörde eine Lösung gefunden haben. Wie SPEEDWEEK.com-Leser wissen: Es geht zum Zuschüsse des Bundesstaates Texas (siehe Link weiter unten «Probleme in Austin: Darum geht es»).

Formel-1-Promoter Bernie Ecclestone hat den Texanern nicht nur die Zahlungfrist verlängert. Der 85jährige Baumeister des modernen GP-Sports beruhigt auch die Gemüter, was eine mögliche Absage des Rennens angeht: «Ich bin überzeugt, dass die das auf die Reihe bekommen und der Grand Prix normal stattfinden wird.»

Ärger auch in Kanada

Im Internet wird verbreitet: Nicht nur Austin befände sich in finanzieller Schräglage, sondern auch das Traditionsrennen von Montreal. Damit bliebe im schlimmsten Fall nur noch der Mexiko-GP als Nordamerika-GP übrig.

Der Pessimismus bezüglich des Kanada-GP wird mit ausstehenden Zahlungen von Rennpromoter François Dumontier begründet. Der musste in der Tageszeitung «La Presse» zugeben: «Es stimmt, gewisse Lieferanten warten noch immer auf ihr Geld.» Dabei spricht die «Presse» von Beträgen in sechsstelligen Bereichen.

Dumontier, seit Jahren mit den Stars der Formel 1 auf Du, konnte im vergangenen Jahr mit Bernie Ecclestone einen neuen Zehnjahresvertrag für den Kanada-GP aushandeln. Aber der Frankokanadier sagt, trotz voller Hütte beim Rennen vom vergangenen Juni: «2015 war ein schwieriges Jahr, obschon wir mehr Eintrittskarten und auch Firmensuiten verkaufen konnten. Aber es ist nicht das erste Mal, dass wir mit unseren Zahlungsverpflichtungen im Rückstand sind, und es ist auch nicht ungewöhnlich. Es handelt sich um Firmen, die seit vielen Jahren mit uns zusammen arbeiten und die auch weiterhin am Grand Prix beteiligt sein wollen. Unsere finanzielle Situation ist nicht verzweifelt, um genau zu sein, stehen wir viel besser da als noch vor zwei oder drei Jahren.»

Dumontier bezeichnet seine Arbeit so: «Ich bin quasi ein Familienbetrieb. Ich habe als Unternehmer seit 2009 das Risiko der Durchführung dieses Grand Prix getragen. Wenn alles gut läuft, sind alle glücklich. Wenn es schwierig wird, muss man als Unternehmer mit seinen Partnerfirmen und Lieferanten eben Lösungen finden.»

François Dumontier sucht seit längerem einen Hauptsponsor: Von 1980 bis 1986 wurde der Montreal-GP von der Brauerei Labatt unterstützt, von 1988 bis 1996 von Molson (ebenfalls Bier). 1997/1998 folgte die Zigarettenmarke Player’s von Imperial Tobacco, von 1999 bis 2003 die Fluggesellschaft Air Canada. Seither ist das Rennen ohne Hauptgeldgeber.

Dumontier hofft mittelfristig auf den nächsten Formel-1-Kanadier: den heute 17jährigen Lance Stroll, seit Kartzeiten von Ferrari in deren Nachwuchsakademie gefördert und inzwischen Entwicklungsfahrer bei Williams.

François Dumontier: «Die Jahre mit Jacques Villeneuve waren gute Jahre für uns, diesen Effekt brauchen wir wieder.»

Probleme in Austin: Darum geht es

«Um es in aller Deutlichkeit zu sagen: Wir werden beschissen» – das sagte Bobby Epstein, Vorstandschef des «Circuit of the Americas» in Austin. Der US-Amerikaner ist verärgert über die Entscheidung der Wirtschaftsexperten im Büro des texanischen Gouverneurs Greg Abbott. Die haben beschlossen: Die jährliche Förderung des Formel-1-Rennens auf dem «Circuit of the Americas» (COTA) wird gekürzt, von 25 Millionen Dollar auf 19,5 Millionen, also um mehr als 20 Prozent. Epstein schäumt: «Es ist, also ob du im Restaurant ein Essen geniesst, und dann sagt man dir, dass sich der Preis geändert habe.»

Noch ist unklar, wie die Rennveranstalter in Austin die Verringerung der Bundesstaatshilfe abfedern wollen. COTA-Sprecher Dave Shaw gegenüber der Tageszeitung «American Statesman»: «Der ganze Deal basierte finanziell auf diesen 25 Millionen pro Jahr.»

Ausgemacht wurde der Handel von 250 Millionen Dollar Zuschuss über den Zeitraum von zehn Jahren dank einer Spezialkasse für besondere Veranstaltungen, dem so genannten «Major Events Trust Fund». Aus dieser Kasse werden in der Regel grosse Sportveranstaltungen wie etwa ein American-Football-Spiel um den Super Bowl unterstützt. Die Kasse wird durch Steuereinnahmen aus Einzelhandel, Hotelübernachtungen, Mietwagengeschäft und Alkoholverkauf gespiesen. Abgenickt wurde diese Summe vom damaligen Gouverneur Rick Perry (von Dezember 2000 bis Januar 2015 auf diesem Posten) und seiner Rechnungsprüferin Susan Combs. Das Formel-1-Rennen ist die einzige Veranstaltung, die über eine längere Laufdauer gefördert wird, die Entscheidung damals erzeugte im Kapitol von Austin lange und hitzige Diskussionen.

Einige Politiker argumentieren bis heute, Perry und Combs hätten mit der finanziellen Unterstützung ihre Kompetenzen überschritten. Es wurde sogar eine Klage gegen die 250-Millionen-Abmachung eingereicht, die später aber fallengelassen wurde.

Wieso aber wird nun die Hilfe gekürzt? Die Experten von Greg Abbott geben an, sie hätten eine andere Berechnungsgrundlage genützt als damals Susan Combs und ihre Mitarbeiter, um die wirtschaftliche Rentabilität des Autorennens abzuschätzen.

Bobby Epstein meint: «Das ist ein Vertrauensbruch. Der Staat Texas hat uns klare Versprechungen gegeben. Wir haben einen Deal, und wir haben unseren Teil der Abmachung erfüllt.»

Nur basierend auf der Abmachung mit dem früheren Gouverneur Perry und Combs wurde die 300-Millionen-Dollar-Anlage COTA überhaupt gebaut – die erste Rennanlage in den USA, die für die Formel 1 errichtet wurde.

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