Ein Hoffnungsschimmer bei der KTM AG

Rennlegende John Surtees: Orden ja, Ritterschlag nein

Von Mathias Brunner
​Jahrelang wurde John Surtees – einziger Weltmeister auf zwei und vier Rädern – bei der Ordensverleihung in Grossbritannien verschmäht. Nun wird er gewürdigt, aber nicht wie erwartet.

Was John Surtees (81) erreicht hat, ist einmalig: Der Engländer ist der einzige Rennfahrer, der WM-Titel sowohl in der Motorrad-WM (vier Mal 500er, drei Mal 350er Champion) als auch in der Formel-1-WM (1964 Weltmeister mit Ferrari) erringen konnte. Ganz abgesehen davon, dass «Big John» anschliessend seinen eigenen Rennstall gründete und Formel-1-, Formel-2- sowie Formel-5000-Autos baute. Heute arbeitet Surtees als Botschafter für die Stiftung «Racing Steps» (die mittellose Renntalente fördert), der Goldtimer engagiert sich unermüdlich für mehr Sicherheit im Strassenverkehr und ist Repräsentant mehrerer Firmen, wie etwa Shell.

Die grossen Erfolge von Surtees und sein unermüdlicher Arbeitsdrang führten 2011 in England zu einer Petition – auf dass er endlich in den Ritterstand erhoben werden solle. Mehr als 10.500 Menschen haben diese Petition unterzeichnet. Und doch: Auf der Liste jener Menschen, die ausgezeichnet werden sollen, fehlte Surtees Jahr für Jahr.

Im Internet machten sich Rennkenner lustig: Lino Carbosiero – der Frisör von Premier-Minister David Cameron – wurde beispielsweise vor zwei Jahren mit einem «Member of the British Empire» (MBE) geehrt, «für besondere Verdienste beim Hairdressing». «Grand Prix Diary» twitterte höhnisch: «Schneiden und fönen sind ja auch soooo schwierig, herausfordernd und gefährlich.»

Nun wird John Surtees gewürdigt, aber aus dem Ritterschlag wird wieder nichts: Auf der Ehrenliste des britischen Königshauses wird der achtfache Champion für den Orden «Commander of the British Empire» aufgeführt. Seit 1959 hatte Surtees bereits die Auszeichnung MBE (Member of the British Empire, für seine Erfolge auf zwei Rädern) und einen OBE (Order of the British Empire), für sein Lebenswerk.

Orden in Grossbritannien: So geht es

Mit Spannung warten viele Briten auf den Jahreswechsel – wenn das Königshaus jeweils verkündet, wer mit Auszeichnungen rechnen darf. Königin Elizabeth II. ehrt Persönlichkeiten mit Verdienstorden, jeweils zu Neujahr und zur Geburtstagsfeier im Juni. Der «Most Excellent Order of the British Empire» wurde erstmals 1917 von König Georg V. gestiftet. Der jüngste der britischen Ritterorden wird in fünf Stufen vergeben: vom niedrigsten (Member of the British Empire, MBE), über den «Officer of the British Empire» (OBE) und den «Commander of the British Empire» (CBE) bis zum «Knight Commander» (oder «Dame Commander») sowie dem «Knight Grand Cross» (oder «Dame Grand Cross»). Nur die beiden letzten Kategorien kommen der Erhebung in den Adelsstand gleich und die Träger dürfen sich fortan «Sir» oder «Dame» nennen.
Lewis Hamilton erhielt 2008 einen MBE, nun – glauben viele britische Fans – ist nach dem dritten WM-Titel des Engländer ein OBE fällig. Wie jedes Jahr warten viele Rennfans auch darauf, ob die Zwei- und Vierradlegende John Surtees endlich der überfällige Ritterschlag zuteil wird.

Mit 39 Jahren wurde 2013 Red Bull Racing-Teamchef Christian Horner einer der jüngsten Vertreter aus der Formel 1, welche für den «Order of the British Empire» (OBE) nominiert wurden. Unter Horner war Red Bull Racing vier Mal in Folge als Team und auch mit dem Star-Piloten Sebastian Vettel Weltmeister geworden. Wie die meisten Ehrenzeichen des Königreichs wird der OBE gemäss einer Nominierung durch den Premierminister vergeben, obschon jedermann einen Vorschlag an die Regierung einreichen kann, wer geehrt werden soll.

Die Ehrung von Horners Verdiensten erschien durchaus angemessen, vielmehr regt sich in der britischen Rennsport-Gemeinde oft Kritik daran, wer bisher nicht ausgezeichnet worden ist. Das wird nun bei John Surtees weitergehen.

Ein kurzer Überblick: Zum Sir wurden in den vergangenen Jahren unter anderen ernannt – Jack Brabham, Frank Williams und Patrick Head, Jackie Stewart und Stirling Moss; zum «Commander of the British Empire» (CBE) Colin Chapman, Nigel Mansell, John Cooper, Robin Herd, David Richard und Ron Dennis; zum OBE Adrian Newey, Ross Brawn, Jim Clark, Graham Hill, John Surtees, Damon Hill, Alain Prost (einer der seltenen Ausländer), Keith Duckworth, Professor Sid Watkins, Malcolm Wilson und Murray Walker; zum MBE (Member of the British Empire) schliesslich Lewis Hamilton, Jenson Button, David Coulthard, Derek Bell oder John Watson.

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