Gärtner: «Hertingen härteste Stunden meines Lebens»

Von Rudi Hagen
Karl Keil und Helmut Gärtner (4) in Osnabrück

Karl Keil und Helmut Gärtner (4) in Osnabrück

Helmut Gärtner stürzte in Vechta im Gespann von Karl Keil schwer. Seine Verletzungen sind mittlerweile verheilt. Er denkt noch oft an seinen toten Freund Stefan Müller. Echte Rennen will er nicht mehr fahren.

Am 22. August war für Helmut Gärtner die Welt ein Stück weit zu Ende. Sein Freund von Kindesbeinen an, Stefan Müller aus Klein-Krotzenburg, stürzte beim Training zum EM-Finale in Hertingen aus dem Beiwagen von Karl Keil und wurde von einem nachfolgenden Gespann überrollt. Der 55-Jährige starb trotz intensivster Bemühungen der Rettungskräfte noch auf der Bahn.

«Das waren die härtesten drei Stunden in meinem Leben», schildert Helmut Gärtner seine Eindrücke von damals, «das war nur sehr schwer zu ertragen. Ich war ja an der Bahn dabei, denn wenn ich selbst nicht im Boot saß, habe ich mich um Stefans Equipment gekümmert. Nach diesem Unfall habe ich spontan gesagt, ich will nicht mehr.»

Helmut Gärtner sprang Mitte der Saison als Aushilfsbeifahrer bei Karl Keil ein, weil Stefan Müller sich in Mulmshorn beim Bahnpokal im Boot von Andi Horn verletzt hatte. «Da hatte es den Stefan so richtig von oben bis unten durchgestaucht», erinnert sich Gärtner, der schon seit 1980 Grasbahnrennen fährt.

Als Karl Keil bei ihm anfragte, ob er nicht seinen Freund Müller im Beiwagen vertreten könne, sagte Gärtner schnell zu. «Das lief dann gleich ganz gut mit uns», so der Hesse, «in Osnabrück wären wir im Endlauf gewesen, wollten aber den Motor für Hertingen schonen und in Melsungen kamen wir auf das Podest. Der Stefan war übrigens immer mit dabei.»

Dann stand das EM-Finale in Hertingen an. Der «hessische Oldie-Express» Keil/Müller, damals zusammen 116 Jahre alt, hatte sich dafür beim Semifinale in Loppersum (NL) mit Platz 2 qualifiziert. Gärtner: «Eine Woche vor Hertingen haben wir uns zusammengehockt und beschlossen, die Entscheidung des Arztes drei Tage später abzuwarten. Als der sagte, dass alles in Ordnung sei, hat Stefan gesagt, er wolle fahren.»

Nur eine Woche später als Zuschauer beim DM-Finale in Berghaupten anwesend, beschlossen Karl Keil und Helmut Gärtner, in Vechta mitzufahren, da es der Stefan so gewollt hätte. Dort legten die beiden im Sechserfeld unter Flutlicht gleich in der ersten Kurve einen spektakulären Überschlag hin.

«Dass der Karl nach innen gezogen hat, war aber kein Fahrfehler, sondern eine super Reaktion», schildert Gärtner das Geschehen, das zum Sturz führte, «vor uns ging plötzlich einer quer, hätte Karl nicht nach innen gezogen, wären wir in ihn reingeknallt.»

Für Helmut Gärtner ging der Crash relativ harmlos aus: «Mein linker Ringfinger war gebrochen, der rechte Ellenbogen lädiert, dazu Prellungen und blaue Flecke. Ich wurde kurz geröntgt und war am Sonntagnachmittag wieder zuhause.»

Rennen will Helmut Gärtner in Zukunft nicht mehr fahren. «Ich muss an die Familie denken, meine Mutter hatte aufgrund der Geschehnisse einen leichten Herzinfarkt erlitten. Ich werde weiter bei den Rennen mithelfen, setze mich auch zum Testen bei Karl ins Boot. Aber Rennen? Das ist ein No-Go.»

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