Schumi: Der Sturz-Pilot

Von Peter Hesseler
Schumi ist auch auf einem Rad schnell

Schumi ist auch auf einem Rad schnell

Er kann’s nicht lassen. Nicht im Winter. Nicht im Regen. Nicht mit vier Rädern, nicht mit zweien, nicht 125 PS, nicht mit 180. Soviel hatte Schumi unterm Hintern, als er Gas gab.

Bei Testfahrten in Cartagena (Spanien) nahe Murcia. Kurz vor der Mittagspause prescht der siebenmalige Formel-1-Weltmeister bei dichtem Verkehr die Start-Ziel-Gerade hinunter. Die ist 610 Meter lang. Seine 1000er-Honda CBR Fireblade beschleunigt auf diesem Stück auf knapp 250 km/h. Ein Höllenritt, zumal in der Anbremszone Bodenwellen lauern. Sein Hinterrad gerät ins Schlingern. Schumi löst – gedankenschnell - die Bremse und lenkt die Fireblade ins Kiesbett. Dort stürzt er, manche behaupten: in die Reifenstapel. Er bleibt benommen liegen, bevor er ärztlich versorgt wird.

Spanische Medien berichteten bald von Bewusstlosigkeit, Knochenbrüchen, Hirnverletzungen. «Es war wohl ein heftiger Unfall», sagt Schumachers Medienberaterin Sabine Kehm, «deshalb ist Michael sofort ins Krankenhaus, um sich gründlich durchchecken zu lassen. Die Untersuchung ergab aber weder Brüche noch Schädelverletzungen oder sonstigen Anlass zur Beunruhigung. Ein paar blaue Flecken wird er aber wohl davontragen.»

Schumi selbst teilte mit, er habe beim Anbremsen der ersten Kurve auf Bodenwellen die Kontrolle verloren und sei gestürzt, aber körperlich soweit okay. Wenn man weiss, wie hart der Kerpener im Nehmen ist, darf man annehmen, dass er zumindest einen Brummschädel davon getragen hat.

Der deutsche Superstar war nach seinem Rücktritt als F1-Pilot Ende 2006 postwendend auf Zweiräder umgestiegen, allerdings nicht professionell sondern eher semi-professionell, und lag seitdem mehr als einmal am Boden: Am 5./6. April 2008 fährt er mit seiner Triumph Daytona 675 (124 PS) in Bresse (Frankreich) zweimal Pole-Position, startet aber jeweils von hinten, weil das Überholen soviel Spass macht. Er crasht in beiden Rennen (erste und fünfte Runde), die Kollegen weichen haarscharf aus. Er sagt hinterher: «Ich halte es wie in der Formel 1. Man kann nicht alle Risiken ausschalten. Motorradfahren ist gefährlich. Aber mehr als ein blauer Zeh ist mir noch nicht passiert.»

Am 14.April 2008 fliegt er mit seiner Honda CBR 1000 RR auf dem EuroSpeedway Lausitz bei Geheimtests zur Internationalen Deutschen Meisterschaft ab, als er mit dem Vorderrad bei Tempo 80 km/h auf Öl ausrutscht.

Er crasht am 18.5. – als Marcel Niederhausen startend - bei seinem ersten Auftritt in einem IDM-Lauf (im zweiten Rennen des Tages) mit der Fireblade in Oschersleben. Grund: Eine Fussraste hat sich beim Überholversuch in Runde zehn an 21. Position im Asphalt verhakt.

Er hat am 1. Juni beim (zweiten) IDM-Lauf (zweiter Auftritt, zweiter Sturz) auf dem Nürburgring einen Ausrutscher mit seiner Honda Fireblade. «Ich habe mit der Vorderbremse ein wenig zu stark gebremst, das war’s», sagte er. Er hatte von Rang 25 gestartet Platz 17 im Visier. «Das wäre absolut klasse gewesen», meinte er.

Er crasht am 12. Juni auf dem Sachsenring bei der Vorbereitung für den IDM-Lauf am 22. Juni an gleicher Stelle.

Er crasht am 28. Juli einen nagelneuen Serien-Ferrari F430 bei Testfahrten auf der Nürburgring-Nordschleife. Das Auto ist 250 beim Schwedenkreuz von der Strecke abgekommen. Helfer finden beim Eintreffen keinen Fahrer. Schumi soll geschockt durch den Wald davon gerannt sein.

Er fliegt auch am 7. August im freien Training zum Acht-Stunden-Rennen von seiner 1000-Kubik-Honda. In seinem ersten WM-Lauf rutscht er wie so oft über das Vorderrad weg. Sein Freund, der ehemaliger Ferrari-Teamchef Jean Todt macht sich Sorgen: «Ich würde es ihm verbieten, wenn ich könnte.» Gattin Corinna sagt: «Er weiss genau, was er macht. Ich gönne ihm seinen Spass.»

Schumi selbst hat eine fatalistische Einstellung: «Wenn der da oben dich holt, ist es soweit. Das kann auch in der Küche passieren.» Aber nur, wenn er dort ebenfalls fährt.

Am 28. September 2008 gewinnt der 40-Jährige in Brünn einen Lauf zur Schweizer Motorradmeisterschaft, sein erster Sieg in einem offiziellen Lauf. Die Kritiken zu seinen Fahrkünsten sind sehr unterschiedlich, reichen von toll bis bescheiden. 2009 möchte er an der IDM teilnehmen und so viele Läufe absolvieren, wie sein Zeitplan zulässt. Die von Manager Willy Weber unlängst kolportierte Anzahl von sechs Rennen sei aber nicht in Stein gemeisselt, sagte Sabine Kehm. Er wird uns weiter mit Nachrichten versorgen.

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