KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Troy Herfoss: «Ich bin keine Pussy»

Von Esther Babel
Troy Herfoss

Troy Herfoss

Beim IDM-Finale pilotierte Troy Herfoss die Honda des verletzten Arne Tode. Ganz schmerzfrei verlief das Wochenende für den Australier nicht.

Weil Arne Tode noch nicht soweit genesen war, dass er ein 200 PS starkes IDM-Superbike wieder Erfolg versprechend bewegen konnte, engagierte das Holzhauer Honda Team für das IDM-Finale Mitte September in Hockenheim den Australier Troy Herfoss, der am Sachsenring von seinem bisherigen Team RAC die Kündigung erhalten hatte. Leider stand auch dieser Einsatz unter keinem guten Stern.

Bereits in der zweiten Runde des zweiten freien Trainings wurde der 25-Jährige von der Maschine eines Konkurrenten umgemäht, der knapp hinter ihm zu Fall gekommen war. Heftige Prellungen und Blutergüsse an Hüfte, rechtem Bein sowie Fussgelenk waren die unangenehme Folge. Als Herfoss nach langwierigen Krankenhaus-Untersuchungen ins Fahrerlager zurückkehrte, konnte er sich nur mit Hilfe einer Krücke humpelnd fortbewegen. Trotzdem kletterte er am Samstag wieder in den Sattel und qualifizierte sich, die eingeschränkte Bewegungsfreiheit und die Schmerzen tapfer ignorierend, auf der für ihn neuen Hockenheim-Piste für Startplatz 13.

Im ersten Rennen am Sonntag brauste der Aussie von der ersten bis zur letzten Runde auf Platz 7 durchs Motodrom, mit konstant schnelleren Zeiten als im Qualifying und hielt dabei eine Gruppe hartnäckiger Verfolger erfolgreich in Schach. Im zweiten Lauf konnte Herfoss seine Top-Ten-Position der ersten Runden nicht halten. Er büsste schliesslich ein paar Plätze ein und beendete das letzte Rennen der Saison auf Platz 13.

«Ich hatte in Lauf 1 in den ersten Runden ein paar heikle Momente, deswegen ist der Kontakt nach vorne abgerissen», erinnert er sich. «Ab der dritten Runde fuhr ich konstant schnelle Zeiten, im Schnitt eine Sekunde schneller als im Qualifying, und konnte meine Verfolger hinter mir halten. Die Painkiller haben bis Rennmitte gehalten, danach habe ich die Schmerzen ignoriert. Normalerweise wäre ich mit Platz 7 nicht zufrieden. Aber da alles neu war, das Motorrad, das Team, die Strecke, dazu noch die Beinverletzung aus dem Training, ist es wohl okay. Im zweiten Lauf gelang der Start nicht gut. Dann war ich zwei Mal neben der Strecke, ab Rennmitte kamen die Schmerzen im Bein zurück. Nachher wollte ich nur noch heil ins Ziel kommen. Das Bike war prima, die Honda ist ein sehr, sehr gutes Motorrad und taugt mir wirklich. Tolles Handling, stabil auf der Bremse, feine Gasannahme, viel Bewegungsfreiheit, das ganze mit ordentlich Power, auch wenn es sich sanfter anfühlt, aber ich hatte aus den Kurven heraus sehr oft das Vorderrad in der Luft. Ich wünschte, ich wäre gesund gewesen und hätte mehr daraus machen können. Der Crash am Freitag war Pech. Nicht nur wegen des angeschlagenen Beins. Auch weil ich zwei freie Trainings verpasste, um die Strecke zu lernen. Die Hüfte war kein Problem, auch Druck auf die Fussraste ausüben mit dem rechten Bein klappte, nur Fuss und Gelenk abwinkeln war nicht möglich. Körperlich war es insgesamt sehr hart. Aber ich wollte unbedingt fahren. Australier haben den Ruf, hart im Nehmen zu sein. Da wollte ich nicht aus der Reihe fallen. Ich wollte unbedingt vermeiden, dass hinterher jemand auf die Idee kommt, mir einen Rock anzuziehen und mich «Pussy» zu schimpfen.»

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