KTM: Im Werk gingen die Lichter aus

Pleiten, Pech und Pannen – Trainingsbericht Misano

Kolumne von Daniela Weingartner
Die ersten Kurven nach der Winterpause waren nicht leicht

Die ersten Kurven nach der Winterpause waren nicht leicht

Die erste Testfahrt nach der Winterpause war schwieriger als gedacht. Mehr Schrauben als Fahrern war angesagt. IDM-Auftakt Lausitz ist fest eingeplant..

Nach unzähligen Schrauberabenden in meiner Garage, sollte es am Gründonnerstag zu meinem ersten Training nach Italien gehen. Die 680 km lange Anreise mit Auto und Anhänger von München aus gestaltete sich als zähe Angelegenheit. Zwar blieb ich vom Stau über den Brenner verschont, doch wie sich herausstellte, sind die Italiener ein sehr reisefreudiges Völkchen, wodurch ich bei Bologna einige Stunden den umliegenden Verkehr in Gänze genießen konnte. Nach neun Stunden endlich auf der Moto-GP Strecke angekommen, errichtete ich in Rekordzeit mein Basislager und konnte mich zeitig ins Bett also mein Auto begeben.

Trotz nächtlichen nervenaufreibenden Kampfs mit meiner Luftmatratze, begann ich voller Tatendrang bei wunderschönem Sonnenschein und angenehmen Temperaturen den Tag. Hach! Italien ist so schön! In einem Anflug von Wahnsinn hatte ich mich damals in der schnellsten Gruppe angemeldet, was mir jetzt doch als schlechte Idee vorkam. Denn meine Yamaha YZF-R6 aus der letzten Saison wurde im Winter revidiert und komplett neu aufgebaut und meine zweite Yamaha YZF-R6 war für mich sogar gänzlich neu und unbekannt. Aber egal, jetzt gab es kein zurück mehr, erst mal raus auf die Strecke.

Endlich mal wieder Rennstreckenluft schnuppern. Ich war so glücklich das erste Mal wieder aufheulende Motoren zu hören. Ganz aufgeregt bin ich in meine erste Runde gestartet. Ähm und was soll ich sagen…ich kam mir auf meinen ersten Metern vor, als hätte ich nach sechs Monaten Winterpause das Motorradfahren verlernt. Zusätzlich kamen diverse technische Probleme hinzu, mein Quickshifter funktionierte nicht, meine Batterie war ständig leer, sich aufdrehende Kupplungsmutter und meine R6 wollte nur bis 13000 Umdrehungen drehen. Ich mein, so schnell war ich nun nicht, als dass mich eine elektronische Drossel zurückhalten muss.

So hatte ich mir mein erstes Trainingswochenende nicht vorgestellt. Wahrscheinlich stand ich allen im Weg und bin den größten Mist meines Lebens zusammen gefahren, da mein Kopf hauptsächlich mit technischer Problemlösung beschäftigte war. Wodurch sich mein Trainingswochenende zum Schrauberwochenende mit gelegentlichen Einstellfahrten entwickelte. Mein Plan, mit zwei Motorrädern weniger Ärger zu haben, ging leider nicht auf. Aber was soll’s, ich mein, ich fahr in Zukunft vielleicht nur noch zum Schrauben auf die Rennstrecke. Ist viel ungefährlicher und viel günstiger, man spart Reifen und Benzin, also hey….eine echte Alternative zum Rennen fahren. Aufgrund meiner Schrauberpassion und unzähligen Rennabbrüchen ergab es sich, dass ich an den ersten beiden Tagen maximal 10 Runden zum Fahren kam, dafür unzählig mehr Stunden zum Schrauben.

Am Ostersonntag ging zumindest eine der beiden R6 einigermaßen, weshalb ich den ehemaligen WM-Fahrer Jürgen Fuchs fragte, ob er mich einen Turn zieht, damit ich wieder ins Renngeschehen finde. Was es doch ausmacht, wenn man mit einem Profi fährt. Sein von mir gefürchtetes Fazit lautete: «Also grundsätzlich sieht die Sache gar nicht schlecht aus. Nur man sieht, dir fehlt das Vertrauen.» Ich strahlte bis über beide Ohren. Solch ein Lob hatte ich vom Fuchsi noch nie bekommen. Durch die Winterpause habe ich viel von meinem Vertrauen verloren, aber solange ich nichts Gravierendes verkehrt mache, kommt es von selbst wieder. Ich muss meine Grenzbereiche einfach wieder neu finden.

Mein Fazit: Meine Rundenzeiten waren katastrophal, aber dafür habe ich viele Erkenntnisse gewonnen und einige Fehler bei den Motorrädern entdeckt, bei welchen ich noch Zeit habe, diese auszumerzen. Besser jetzt an diesem Wochenende durchgeschraubt, als in der IDM, wenn es wirklich darauf ankommt.

Mein Lichtblick: Meine Rennsaison 2015 startete aufgrund Stürze und technischer Defekte sogar noch viel schlechter und trotzdem habe ich mich in die FIM Alpe Adria Championship gewagt, wodurch ich mich im Laufe der Saison extrem steigern konnte. Deshalb werde ich beide Yamaha zusammen mit René Dünki vom Moto Auto Center Dällikon vollständig gesund pflegen und nochmals auf eine Rennstrecke testen gehen, bevor es in die IDM Superstock 600 zum ersten Lauf am Lausitzring geht. Aufgeben ist keine Option!

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