Ein besonderes IDM-Erlebnis: Das Schleizer Dreieck

Kolumne von Daniela Weingartner
Ende Juli stand erneut eine ganz besondere Strecke auf dem Plan der IDM Superstock 600: Das Schleizer Dreieck. Dort begann der Start in die zweite Saisonhälfte.

Im Vorfeld konnte ich auf der für mich neuen Strecke von Schleiz bereits ein paar Trainingsrunden einige Wochen zuvor absolvieren. Dieser Tag allein wäre ein Erfahrungsbericht wert gewesen. Von spontanen Entscheidungen, deutscher Bürokratie, in Warpgeschwindigkeit heran fliegende IDM Superbikes, Zusammenstöße in Kurven, einem allergischen Schock und der echt netten Classic Gemeinschaft.

Aber genug davon... nun zum IDM Rennwochenende.
Angekommen am Schleizer Dreieck, musste ich mir erst einmal einen kleinen Platz erkämpfen. Es ist recht eng dort und jeder Millimeter muss auf dem asphaltierten Bereich genutzt werden. Am Ende haben wir uns alle arrangiert und sind zusammengerückt. Wieder einmal wurde mir im Fahrerlager das Mantra zugetragen, dass diese Strecke nichts für Frauen wäre, weil man hier Mut haben müsste. Ahja...welche Strecken sich nun denn als Frauenrennstrecken eignen würden, blieb ungeklärt. Als ich am Ende des Tages dem Schlaf der Gerechten nachging, hörte ich bereits das, was ich am liebsten nie hören möchte. Das Geräusch der Regentropfen auf meinem Autodach. Okay, der erste Turn fällt also aus. Das Aprilwetter der letzten Tage hat sich auch in Gänze am Rennwochenende bemerkbar gemacht.

Zum zweiten Turn wurde es trocken und ich machte meine ersten Trainingsrunden. Oh ja, Schleiz ist eine Herausforderung! Ich gewöhnte mir an, weder etwas rechts noch links wahrzunehmen, was man nur als intelligenten Überlebensreflex meines Gehirns identifizieren kann. Auch im dritten Turn nahm ich nichts wahr, was außerhalb der Strecke im Sturzfall auf mich warten würde. Den Tag schloss ich mit einer 1.38 mit meiner Yamaha R6 ab und mit dem Tretroller legte ich gen Abend noch eine flotte Besichtigungsrunde hin. Wow, was einem auf dem Motorrad alles nicht auffällt ist erstaunlich.

Der Samstag hielt für uns in der IDM Superstock 600 zwei Qualifyings und ein Rennen bereit. Im ersten Qualifying entschied ich mich, weiterhin meine gebrauchten Reifen zu fahren und erst im zweiten Qualifying auf neue Reifen zu wechseln. Meinen Einrollturn in aller Herrgottsfrühe verwendete ich zum Wachwerden. Anschließend nutzte ich die Zeit, um neue Reifen zu besorgen, Räder zu wechseln und das Motorrad fürs zweite Quali vorzubereiten. Immer mal wieder kam ein Fan zum Ratschen vorbei und auch in der Autogrammstunde verteilte ich unzählige Autogrammkarten. Unglaublich, was in Schleiz los ist.

Das zweite Quali verzögerte sich aufgrund einer Ölspur. Als wir schließlich raus durften, war uns schnell bewusst, welches Ausmaß diese Ölspur hatte. Kevin Wahr fuhr am Anfang vor mir. Wir fuhren über den Hügel die Seng runter. Kevin hat in kompletter Breite das weit verstreute Ölbindemittel erwischt, so dass ich dahinter vor lauter Staub fast nichts mehr gesehen habe. Na super, dachte ich mir, jetzt hab ich einmal an dem Wochenende neue Reifen drauf und dann ist dort eine weit verstreute Ölspur an der schnellsten Stelle der Strecke. Da wir dort nur 1,5 Meter Platz hatten, um zu treffen, falls man den Grip auf Ölbindemittel in Hochgeschwindigkeitsecken nicht testen wollte, musste man zwangsläufig ein wenig das Gas lupfen. Ich versuchte trotz allem, das Beste aus meinen neuen Reifen rauszuholen und konnte mich auf eine 1.36,3 steigern. Nach wenigen Runden musste ich abbrechen, da ich die Reifen auch noch fürs Rennen nutzen wollte.

Im Rennen am Abend nahm ich mir vor, am 59-jährigen Gaststarter dran zu bleiben und ihn zum Ende des Rennens hin zu überholen. Aber hey, Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen. Der war wirklich flott und ich konnte ihm nicht ganz folgen. Zwar hab ich ihn nach einigen Runden immer noch gesehen und ab und zu sah es so aus, als ob ich näher ran kam, aber sobald die schnellen Jungs zur Überrundung wieder heran kamen und mir nochmals zeigten, wie der Hase läuft, war meine Jagd beendet. Ich fuhr brav ein wenig auf die Seite, ließ mich nochmals von den schnellsten Drei mitziehen und fuhr wieder einmal zum Ende hin meine schnellste Runde. Den gut betagten Herr, hab ich leider nicht mehr erwischt. Respekt!

Unerwartet fing es von Samstag auf Sonntag zu regnen an, weshalb ich das Warm-up ausfallen lies. Ja, ich bin einfach wasserscheu und sowieso aus Zucker und ein Mädchen. Im zweiten Rennen nahm ich mir eine 1.35 als mein Ziel vor. Zwar immer noch mit den gebrauchten Reifen vom Vortag, aber ich wollte nichts unversucht lassen.

Mein Start gelang durchschnittlich gut. Ich versuchte, dran zu bleiben, bekam jedoch bereits in der ersten Runde Probleme mit meinem Getriebe. Beim Anbremsen auf die erste Kurve sprang mir der Gang raus und ging nicht mehr rein. Damit verlor ich einige Sekunden und der Zug war abgefahren. Durch das gelegentliche Herausspringen der Gänge, habe ich versucht besonders sauber zu schalten, was dazu führte, dass ich mich verkrampfte und die Kupplung nicht mehr ziehen konnte, was sich wiederum negativ auf mein Schaltproblem auswirkte. Schlussendlich hab ich das Rennen nur noch durchgezogen und konnte leider nur mehr eine 1.36 auf meinem Zeitenkonto verbuchen.

Das Schleizer Dreieck war ein ganz besonderes Erlebnis für mich. Vielen Dank an die vielen motorsportbegeisterten Fans, die das Schleizer Dreieck zu dem machen, was es ist. Tausend Dank auch an Olli und Martin, welche mich in der Startaufstellung unterstützten. Ebenfalls bedanken möchte ich mich bei allen Fans, Unterstützern und Sponsoren. Schon bald geht es mit der IDM vom 12.-14.08.2016 nach Assen. Schaut doch mal vorbei!

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