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Pit Beirer (KTM): «Fans wollen keinen Einheitsbrei»

Von Günther Wiesinger
KTM-Rennchef Pit Beirer fieberte beim WM-Finale in der Red Bull-Ajo-Box mit

KTM-Rennchef Pit Beirer fieberte beim WM-Finale in der Red Bull-Ajo-Box mit

KTM-Rennchef Pit Beirer weint dem verlorenen Moto3-WM-Titel keine Träne mehr nach. «Honda hat alles in die Waagschale geworden, wir waren trotzdem auf Augenhöhe», lautet seine Bilanz.

Honda hat sich nach den zwei verlorenen Titelfights in der Moto3-WM vor einem Jahr eines Tricks bemächtigt.
Obwohl es im Reglement heisst, jeder Hersteller müsse bei Bedarf und Nachfrage bis zu zwölf Fahrer mit Material beliefern, rüstete Honda schliesslich nur sechs Fahrer in drei Teams (Estrella Galicia, RTG und Ongetta) aus.

Und das ging so: Honda sagte etlichen Teams wie CIP, Team Italia und Gresini bis Mitte September nicht, dass eine reinrassige Werksmaschine entwickelt wird, um die Blamage abzuwenden.

So stiegen etliche Honda-Teams auf KTM oder Mahindra um.
Schliesslich bekam die neue NSF250RW ein hauseigenes Chassis, dazu wurde extra der bisherige Ex-FTR-Designer Javier Soldevilla engagiert, der 2012 udn 2013 jene Fahrwerke gebaut hatte, die den Serien-Honda-Chassis klar überlegen waren.

Honda testete im Winter viermal abseits allen Rummels in Almeria, es waren jeweils die ranghöchsten Techniker wie Ing. Kokubu dabei, denn die neue Moto3 war nichts anderes als eine verkleinerte Ausgabe der MotoGP-Maschine.

Honda musste schliesslich nur rund 30 bis 40 Triebwerke bauen, KTM/Husqvarna rüstete nicht weniger als 19 GP-Fahrer aus, es wurden 180 Triebwerke gefertigt.

Pit Beirer, Head of Motorsport bei KTM, will aber die WM-Niederlage gegen Alex Márquez und Honda nicht beschönigen.

«Wie viele Motorräder die einzelnen Werke in der Moto3-WM eingesetzt haben, ist jetzt völlig unwichtig, wir waren trotzdem gut vorbereitet», hält er fest. «Natürlich haben wir für 19 Fahrer die Motorenentwicklung wesentlich früher einfrieren müssen als Honda. Wir haben praktisch eine Kleinserie gebaut, was eigentlich nie unser Ziel war. Wir haben dann die ersten zwei Motoren pro Fahrer in hoher Stückzahl zwei Wochen vor dem Saisonstart Anfang März an die IRTA und die Teams ausgeliefert. Aber wir hatten einen sehr guten Zeitplan. Und wir haben die WM nicht verloren, weil wir so viele Motoren erzeugen mussten. Doch in Zukunft wird es sicher einfacher werden, wenn beide Marken ähnliche viele Motorräder machen. Deshalb haben wir das Aufgebot für 2015 auf 13 Fahrer reduziert. Und unser 13. Motorrad für Ana Carrasco ist eine diesjährige Maschine. Diese Reduktion bei der Stückzahl wird unsere Aufgabe vereinfachen. Honda rüstet nächstes Jahr zehn Fahrer aus. Aber ich will nicht mehr auf diesem Punkt rumreiten. Die WM ist so ausgegangen, wie sie ausgegangen ist.»

«Ich bin richtig stolz auf meine Mannschaft», hält Pit Beirer fest. «Wir haben 2012 und 2013 zwei WM-Titel gewonnen, die vielleicht nicht ganz so hart umkämpft waren wie dieses Jahr. Aber wenn Honda sagt, sie nehmen diese Klasse ernst und werfen alles in die Waagschale, um die Weltmeisterschaft zu gewinnen, und wenn es uns dann trotzdem gelingt, die Entscheidung bis zum letzten Rennen zu vertagen, ist das für uns das grösste Kompliment. Wenn wir mit Honda bis zur letzten Kurve auf Augenhöhe kämpfen können, bedeutet das eine enorme Genugtuung für uns. Wir sind 2014 nicht in extremen Rückstand geraten. Und wenn es kleine Rückstände gab, haben wir sie wieder aufgeholt und vielleicht in kleine Vorteile verwandelt. Wir haben die WM um zwei Punkte verloren. Von diesem Gesichtspunkt her war das ein sehr interessantes Jahr für unsere Rennabteilung.»

KTM und Honda wurden auch in anderen Rennserien und bei der Rallye Dakar zu erbitterten Rivalen.

«KTM zerstört den Motorsport», entfuhr es dem zornigen HRC-Vizepräsident Shuhei Nakamoto 2013 beim Silverstone-GP. Er war ausser sich, weil er meinte, das Red Bull-KTM-Ajo-Team habe Jack Miller für 250.000 Euro Gage von Honda weggelockt. Teamchef Aki Ajo hingegen sprach von 50.000.

«Ich wollte einfach für das Ajo-Team fahren», stellte Miller nach den ersten GP-Siegen 2014 fest. «Von Honda gab es eigentlich nie ein richtiges Angebot für 2014.»

KTM, der David aus dem Innviertel, hat den japanischen Goliath gereizt, der Weltkonzern hat mit einem riesigen finanziellen Aufwand zurückgeschlagen.

Pit Beirer will kein Salz mehr in diese Wunde reiben, seine Truppe rüstet sich für 2015.

Er sagt nur: «Dem Sport und dieser Klasse tut es sehr gut, wenn sich Honda und KTM stark engagieren. Denn dadurch gibt es genau den Zweikampf, den auch die Fans sehen wollen. Sie wollen keinen Einheitsbrei sehen, sondern Fahrer gegen Fahrer und Werk gegen Werk. Es freut uns, wenn es starke Konkurrenz gibt.»

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