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Adi Stadler: «Dorna hat lange zu spanisch gedacht»

Von Sharleena Wirsing
Promoter Dorna bemüht sich, mehr junge Fahrer außerhalb von Spanien in die Weltmeisterschaft zu bringen. HRC-Mitarbeiter Adi Stadler weiß, wie es überhaupt zur spanischen Übermacht kommen konnte.

Neben seiner Tätigkeit in der MotoGP-WM ist HRC-Mann Adi Stadler auch neuer Projektbetreuer der IDM Moto3. Somit stellt der ehemalige GP-Pilot den direkten Draht zur Honda Racing Corporation her.

Ziel ist es, in Mittel- und Nordeuropa ein Pendant zur Spanischen CEV Repsol International Championship zu schaffen. Die IDM Moto3 wird 2015 auch von WM-Promoter Dorna unterstützt.

Die offiziellen Dokumente zur IDM Moto3 2015 sind mit dem Schriftzug «endorsed by Dorna» versehen, was so viel bedeutet wie «von Dorna unterstützt». SPEEDWEEK.com fragte beim ADAC nach, worin diese Unterstützung besteht.

Dieter Porsch, Leiter Motorradsport und Motorradkoordination, erklärte: «Die Dorna unterstützt uns werblich auf ihren internationalen Internetplattformen und in Foren wie Facebook. Zudem helfen sie uns mit Berichterstattung, wenn die Moto3-Saison dann läuft. Eventuell unterstützen sie uns auch mit TV-Clips. Wenn etwas über die IDM produziert wird, dann wird es entweder auf ihren Internetplattformen veröffentlicht oder in eine Berichterstattung über die MotoGP-WM eingebunden.»

Es geht also derzeit mehr um Marketing als um finanzielle Unterstützung? «Genau. Derzeit hat Dorna eine Art Trägerschaft, aber wir haben noch nichts in der Hand, nachdem im letzten Jahr nichts lief. Doch die Dorna ist sehr interessiert. Auch ihnen ist klar, wie wichtig diese Klasse ist. Zudem ist Deutschland ein wichtiger Markt.»

Stadler: «Dorna hat das Problem erkannt»

Adi Stadler weiß, warum es in der MotoGP-WM in den letzten Jahren mehrfach drei spanische Weltmeister gab. «1995 hat Alberto Puig im Auftrag der Dorna schon die Spanische Meisterschaft betreut. Schon damals wurde den Fahrern dort Geld gezahlt, damit sie fahren. Das war und ist in Deutschland oft anders. Ich habe damals Reinhard Stolz betreut und in der Spanischen Meisterschaft untergebracht. Man sieht also, dass sie finanziell gut aufgestellt waren. Ein Teil des mit dem GP-Sport verdienten Geldes fließt seit mehr als 20 Jahren nach Spanien. Das Resultat ist, dass die Fahrer kaum Nenngeld zahlen, ordentliche Preisgelder bekommen, Seriensponsoren vorhanden sind, die Zuschauer keinen Eintritt zahlen und auch live im TV übertragen wird. Dabei werden die Strukturen und Verbindungen des GP-Sports genutzt. 20 Jahre Investment in die Spanische Meisterschaft sind der Grund dafür, dass wieder drei Weltmeister aus Spanien kommen.»

Adi Stadler hat eine klare Vorstellung davon, welchen Einfluss die Dorna in den letzten Jahren auf den Motorradsport weltweit hatte. «Die Dorna dachte jahrelang sehr spanisch. Auch die Mitarbeiter der Dorna sind zu 80 Prozent Spanier, obwohl es ein internationales Unternehmen ist. Vor ein paar Jahren fiel der Dorna dann auf, dass sie etwas unternehmen müssen, damit es nicht auch in Zukunft immer drei spanische Weltmeister gibt. Sie versuchten, das auszugleichen. Doch das ist noch nicht gelungen.»

Die Dorna zahlt seit einigen Jahren Fördergelder an Deutschland. «Das reicht aber nicht aus. Es ist nur ein Bruchteil von dem, was in Spanien investiert wird. Zudem muss man bedenken, dass auch viel Geld nicht sofort Interesse schafft. In Deutschland hat dieser Sport keine Lobby. In Spanien sieht man schon im Frühstücksfernsehen Marc Márquez und den ganzen Tag laufen Werbungen mit den MotoGP-Piloten. An der Tankstelle stehen Pappfiguren von Márquez. Man kommt dort um den Sport gar nicht herum. Davon sind wir mittlerweile Lichtjahre entfernt. Wir brauchen auch diese zehn oder 20 Jahre Anlaufphase wie in Spanien. Eine kurzfristige Förderung funktioniert nicht.»

Auch die Spanische Meisterschaft zur Junioren-WM zu erheben, ist ein deutliches Zeichen dafür, wie überlegen die Masse von spanischen Fahrern ist. «Es ist eine Junioren-Weltmeisterschaft, obwohl fast alle Rennen in Spanien stattfinden und der Großteil des Feldes aus Spaniern besteht. Natürlich konnten auch Fahrer wie Stefan Bradl oder jüngst Fabio Quartararo dort siegen, obwohl sie nicht aus Spanien stammen. Doch man muss finanziell erst einmal in der Lage sein, dort mit konkurrenzfähigem Material mitzufahren», weiß Stadler.

«Die Dorna auch immer wieder punktuell junge Fahrer aus anderen Nationen unterstützt, meistens unter der Federführung von Alberto Puig. Alle Maßnahmen kenne ich nicht. Ich bin mir aber sicher, dass auch für MotoGP-Fahrer wie Hoffmann, Bradl oder Aoyama immer wieder ‹besondere Maßnahmen› ergriffen wurden.»

«An folgende Nachwuchsprojekte der Dorna kann ich mich erinnern und war teilweise auch selbst dabei: Movi Star Junior Cup 1999 bis 2001, nur für spanischen Nachwuchs, mit Honda RS125R. Ab 2000: Movi Star Junior Team, Spanische Meisterschaft, Pedrosa und Olive. 2001 MoviStar Junior Team mit folgenden Fahrern: Casey Stoner, Chaz Davies, Leon Camier, Jascha Büch, Julián Simón. Von 2005 bis 2008 folgte die MotoGP Academy. In der Spanischen Meisterschaft fuhren 2005 Joshua Sommer, Kev Coghlan und Mike Minnerop. 2006, 2007 und 2008 wurde ebenfalls Spanische Meisterschaft auf Honda RS125R später dann mit KTM gefahren. Unterwegs waren Jonas Folger, Bradley Smith, Danny Webb, Scott Redding, Takaaki Nakagami und Patrick Jacobsen. Also Fahrer aus Deutschland, Großbritannien, Japan und den USA. Mitte der Saison 2007 übernahm Sepp Schlögl die Betreuung für Jonas Folger in der Spanischen Meisterschaft, in diesem Zusammenhang durfte auch Marcel Schrötter noch eine halbe Saison fahren», fasste Stadler zusammen.

Das jüngste Nachwuchsprojekt der Dorna befindet sich ebenfalls unter der Leitung von Alberto Puig. Der Shell Advance Asia Talent Cup soll langfristig asiatische Talente für die Weltmeisterschaft finden. Asien ist einer der wichtigsten Märkte für die Hersteller und Dorna.

Erfahren Sie in Teil 3, welche Lösungsansätze Adi Stadler für die Nachwuchsflaute in Deutschland nennt.

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