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Jorge Lorenzo: «Kann nicht mit klarem Kopf fahren»

Von Günther Wiesinger
Nur drei Podestplätze hat Jorge Lorenzo 2017 auf der Werks-Ducati errungen. In Sepang musste er den Sieg wegen einer Stallorder seinem Teamkollegen Andrea Dovizioso überlassen. Jetzt bangt er um seinen lukrativen Job.

«Die Ducati ist anspruchsvoll und ermüdend, das liegt an der Ergonomie des Motorrads. Nach einigen Runden bekomme ich Mühe», räumt der Mallorquiner ein, der mit der Desmosedici in Le Mans vor acht Tagen nach einem Traumstart bis zur zehnten Runde führte und dann nur Sechster wurde.

In der WM-Tabelle liegt Lorenzo mit 16 Punkten nur an 14. Stelle. Weltmeister Marc Márquez hat mit der Repsol-Honda in fünf Rennen schon 79 Punkte mehr eingesammelt.

Jorge Lorenzo weiß: Wenn Suzuki Ecstar Andrea Iannone oder Joan Mir bevorzugt und wenn Danilo Petrucci den zweiten Platz im Ducati-Werksteam bekommt, wird es für den fünffachen Weltmeister eng.

Denn einen Abstieg zu Aprilia wird sich der Superstar nicht antun. Die Italiener könnten nicht einmal zehn Prozent seiner aktuellen Gage finanzieren, außerdem ist das Bike nicht standfest genug. Also wird Monster dort keine 2 Millionen abliefern, was sie bei Suzuki tun würden.

«Ich bin in Le Mans stark gestartet wie in Jerez», stellte Lorenzo jetzt fest. «Ich habe sogar einen Vorsprung herausgeholt. Aber ich wäre dann in der ersten Kurve bei rund 250 km/h fast gestürzt. Die anderen Fahrer haben dort später gebremst… Ich bin dafür schneller eingebogen.»

Was hindert Lorenzo daran, mit der Desmosedici so schnell zu fahren wie die Pramac-Ducati-Fahrer Petrucci und Miller, die in Frankreich die Plätze 2 und 4 belegten?

«Tatsache ist, dass ich nach fünf oder sechs Runden nicht mehr fähig bin, auf saubere und ruhige Weise weiterzufahren», gibt Lorenzo zu. «Es fällt mir schwer, einen klaren Kopf zu behalten. Die neue Ducati hat eine andere Ergonomie als das Vorgängermodell. Deshalb stellte sie größere Ansprüche, ich werde rascher müde.»

Seit bald eineinhalb Jahren versichert Jorge Lorenzo, er werde nicht aufgeben, er wolle die Ducati zum Erfolg führen. Aber er wird immer wieder von Rückschlägen heimgesucht.

«Wir haben in Jerez Änderungen herbeigeführt. Dann konnte ich mich steigern. Aber leider ließen sich die anderen Probleme nicht lösen. Ich hoffe, wir sind beim Barcelona-Test ein paar Schritte weitergekommen.»

Dort verlor Lorenzo letzte Woche als Dritter und bester Ducati-Pilot nur 0,283 sec auf die Bestzeit von Maverick Viñales (Yamaha).

Jorge Lorenzo will jetzt die Chancen in Mugello und Barcelona nutzen und dort die Ducatisti mit zwei vorbildlichen Darbietungen begeistern. Er will den Kopf nicht hängen lassen.

«Meine Motivation hat nicht gelitten», beteuert Jorge, der fünffache Weltmeister. «Jeder im Fahrerlager weiß, wer ist bin und was ich leisten kann. Man kennt meine Resultate aus den vergangenen Jahren und die Anzahl der von mir gewonnenen WM-Titel. Trotzdem habe ich im Moment Mühe mit der Ducati.

Lorenzo: «Es bleibt uns nichts anderes übrig, als zu arbeiten, uns zu verbessern und Lösungen zu suchen. Die Ducati Baujahr 2018 ist nach den ersten Rennen in diesem Jahr auf jeden Fall konkurrenzfähiger geworden.»

Muss Lorenzo irgendwie seine Strategie ändern? Soll er nicht mehr mit Raketenstarts davonbrausen wie zu seinen besten Yamaha-Zeiten?

«Durch eine geänderte Strategie im Rennen lässt sich das Problem nicht lösen», ist Jorge überzeugt. «Wie gesagt: Wir müssen alle zusammenhelfen und an uns glauben.»

Da klingt leichte Kritik durch.

Jorge Lorenzo spürt wohl, dass Ducati den Glauben an ihn verloren hat.

Denn bei seiner Ankunft war ihm alles zu Füßen gelegt worden.

Neben der Gage von 25 Millionen für zwei Jahre bekam er auch Crew-Chief Cristian Gabarrini, der Casey Stoner bei Ducati 2007 zum Weltmeistertitel geführt hatte und dann mit ihm zu Honda gewechselt und dort bgeblieben war.

MotoGP-Test in Barcelona-Zeiten, 23. Mai

1. Viñales, Yamaha, 1:38,974.
2. Zarco, Yamaha, 1:39,251
3. Lorenzo, Ducati, 1:39,257
4. Crutchlow, Honda, 1:39,521
5. Dovizioso, Ducati, 1:39,657
6. Rossi, Yamaha, 1:39,708
7. Márquez, Honda, 1:39,714
8. Iannone, Suzuki, 1:39,952
9. Nakagami, Honda, 1:40,187
10. Aleix Espargaró, Aprilia, 1:40,332
11. Bradley Smith, KTM, 1:40,353
12. Redding, Aprilia, 1:40,385
13. Pedrosa, Honda, 1:40,480
14. Syahrin, Yamaha, 1:40,502
15. Rins, Suzuki, 1:40,832
16. Pol Espargaró, KTM, 1:41,046
17. Guintoli, Suzuki, 1:40,419
18. Kallio, KTM, 1:41,712
19. Siméon, Ducati, 1:41,712
20. Rabat, Ducati, 1:41,722

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